Zum 46. Mal wird am Freitag, dem 1. Juli, das Internationale Filmfestival in Karlovy Vary / Karlsbad eröffnet. Was die Filmschau in der westböhmischen Kurstadt bis zum 9. Juli bringt, wird im folgenden Beitrag zusammengefasst.
Rund 180 abendfüllende Filme werden in Karlsbad in der kommenden Woche zu sehen sein. 54 von ihnen seien Erstlingswerke, betonen die Organisatoren des Filmfestivals. Gerade jungen talentierten Regisseuren solle eine Chance gegeben werden. Im Hauptwettbewerb, den eine internationale Jury unter der Leitung des ungarischen Regisseurs István Szabó bewerten wird, laufen insgesamt 12 Filme. Die Tschechische Republik ist diesmal dort jedoch nicht vertreten. Nur als Koproduzent hat sich Tschechien am slowakischen Film „Zigeuner“ von Martin Šulík beteiligt. Wesentlich besser aufgestellt ist aber die deutsche Kinematographie, die gleich mit zwei Streifen im Hauptwettbewerb antritt. Der künstlerische Direktor, Karel Och:
Karel Och (Foto: Archiv des Festivals)
„Das ist nicht üblich. Wenn ich mich nicht irre, haben wir eine ähnliche Situation bisher nur im vergangenen Jahr mit zwei tschechischen Filmen gehabt. Dagegen war kein Film aus Deutschland dabei. Das liegt immer an der momentanen Lage im jeweiligen Land. Ich habe dank des Informationszentrums German Films aus München etwa 40 deutsche Filme aus dem vergangenen Jahr gesehen. Und zwei davon habe ich so interessant gefunden, dass wir uns entschieden haben, auf die Strategie ´Ein Land – ein Film´ zu verzichten und beiden Filmen die Teilnahme am Wettbewerb zu ermöglichen. Denn beide sind sehr interessant.“
In Karlsbad werden daher „Lollipop Monster“ von Ziska Riemann und das psychologische Drama „Die Unsichtbare“ von Christian Schwochow aufgeführt. Wie der künstlerische Festivaldirektor Karel Och sagt, wurde im Wettbewerb ein zusätzliches Wagnis eingegangen:
„Wir zeigen zum Beispiel einen Film, der völlig ohne Dialoge auskommt, was nicht üblich ist. Das ist eher ein Experiment. Den deutschen Film `Lollipop Monster´ kennzeichnet zudem eine außerordentliche Poetik, die eher an Filme aus dem Forum der Unabhängigen erinnert.“
Aus dem Film „Nichts gegen nichts“
Das Forum der Unabhängigen ist eine weitere Wettbewerbsektion des Festivals. Außerdem wird noch in der Kategorie Dokumentarfilme sowie in der Sektion „Östlich des Westens“ um Preise gekämpft. Eben die letztgenannte Sektion, die sich auf Filme aus Mittel- und Osteuropa spezialisiert, ist eine Besonderheit des Karlsbader Festivals:
„Ein genaues und typisches Beispiel dafür, was wir in dieser Sektion bringen wollen, ist der neue Streifen des sehr talentierten tschechischen Regisseurs Petr Marek `Nic proti ničemu´ (Nichts gegen nichts). Er schuf eine sehr interessante satirische Komödie, die in ihrer Poetik an die Bewegung Dogma 95 erinnert und zugleich sehr witzig ist.“
Judi Dench als „M“ in einem Bond-Film
Die Aufmerksamkeit der Medien konzentriert sich alljährlich auf die Gäste des Festivals. Der größte Star ist in diesem Jahr die britische Theater- und Filmschauspielerin Judi Dench, die in Karlsbad den Kristallglobus für ihr Lebenswerk erhält. Zu ihrer Filmographie zählen Werke wie „Shakespeare in Love“, „Jane Eyre“ oder auch einige Bond-Filme. Weitere mit Spannung erwartete Gäste sind der koreanische Regisseur Kim Ki-Duk, der polnische Schauspieler und Regisseur Jerzy Stuhr und die US-amerikanischen Schauspieler John Turturro, David Morse und Burt Young. Nach zwei Jahren kehrt auch Hollywood-Star John Malkovich nach Karlsbad zurück - diesmal allerdings nicht, um einen neuen Film, sondern um seine Mode-Kollektion vorzustellen.