50-Heller-Münze und 20-Kronenschein bald kein Zahlungsmittel mehr

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In Tschechien wird man in wenigen Tagen nur noch mit der Tschechischen Krone bezahlen. Ab dem 1. September wird nämlich die im Wert kleinere Münze zur Krone, der Heller, endgültig abgeschafft.

Die Tschechische Krone hat in den zurückliegenden Jahren in ihrem Kurswert zu anderen Weltwährungen stetig zugenommen. Vor fünf Jahren, im Sommer 2003, wurde sie noch mit einem Kurs von 32 Kronen je Euro gehandelt. Zurzeit liegt sie, nach zwischenzeitlichen Rekordkursen von unter 23 Kronen je Euro bei einem Wechselverhältnis von zirka 24,5 Kronen je Euro. Die Tschechen wissen das zu schätzen, denn dank ihrer starken Währung machen sie jetzt auch viel häufiger Urlaub in westlichen oder exotischen Ländern.

So wie die Krone von ihren Besitzern oder aber ihren Nutzern geschätzt wird, so ist die Bedeutung der an sie gekoppelten Kleinmünze mit dem Nominalwert von unter einer Krone – der Heller – drastisch zurückgegangen. Das bestätigte jüngst vor Journalisten der Oberdirektor der Tschechischen Nationalbank, Pavel Řežábek:

„Die 50-Heller-Münzen haben für den Zweck, für den sie geprägt wurden, an Bedeutung verloren. Ich spüre das selber täglich beim Einkaufen, dass dieser Münze kaum noch ein Wert beigemessen wird. Sie wird vielmehr bereits als notwendiges Übel angesehen.“

Weil dem so ist, hat die Tschechische Nationalbank (ČNB) bereits vor einiger Zeit beschlossen, auch das letzte noch im Umlauf befindliche Hellerstück, die 50-Heller-Münze, aus dem Bargeld-Zahlungsverkehr zu nehmen. Diese Maßnahme wird nun in Kürze, am 1. September dieses Jahres Gewissheit. Parallel zur 50-Heller-Münze wird auch der 20-Kronenschein aus dem Bargeldverkehr gezogen. Im Gegensatz zum 50-Heller-Stück ist er jedoch längst durch eine 20-Kronen-Münze ersetzt worden.

Auf einer Pressekonferenz in der vergangenen Woche in Prag erläuterte Řežábek, weshalb man die Krone mit Beginn des neuen Schuljahres abschaffen werde. Das Argument, dass sie ein unbeliebtes Zahlungsmittel sei, reiche dafür freilich nicht. Für eine solche Entscheidung würden vielmehr die Wirtschaftlichkeit, die Rückflussdauer und makroökonomische Faktoren wie zum Beispiel die Inflation untersucht, sagte Řežábek:

„Wir haben eine Analyse durchgeführt mit dem Wissen, dass bereits die Abschaffung der 10- und 20-Heller-Münzen so gut wie keinen Niederschlag auf die Inflation ausübte. Der Einfluss dieser Maßnahme tendierte vielmehr gegen Null. Für die Abschaffung der 50-Heller-Münze gehen die Prognosen mehrerer Finanzexperten dahin, dass damit ein Anstieg der Inflationsrate mit maximal 0,3 Prozentpunkten verknüpft sei. Das sei jedoch nur der Fall, wenn sich die Rahmenbedingungen während der Abschaffung als äußerst ungünstig erweisen. Allgemein wird davon ausgegangen, dass das Ende der 50-Heller-Münze nur mit dem Anstieg der Inflationsrate von 0,1 Prozentpunkten verbunden ist.“

Wenn etwas abgeschafft wird, dass eine lange Tradition besessen hat, dann ist auch immer etwas Platz für Sentimentalitäten. Oder aber einen Blick zurück in die Geschichte: „Aus internationaler Sicht gesehen können wir sagen, dass der Heller zum ersten Male im 13. Jahrhundert erwähnt wurde. Und zwar in Zusammenhang mit einer kleinen Metallmünze, die im schwäbischen Hall am Kocher geprägt wurde. Der Heller war damals eine Kleinmünze, die zum Pfennig gehörte. Mit anderen Worten: Der damalige Heller hatte einen Wert, der nicht nur niedriger als die Mark war, sondern auch noch unter dem Wert des Pfennigs lag“, erläuterte Řežábek.

In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts kam der Heller dann auch nach Böhmen, wo er als Kupfermünze geprägt wurde. Im Zuge einer Finanzreform, die Franz Josef I. 1892 innerhalb der Österreichisch-Ungarischen Monarchie durchführen ließ, tauchte der Heller erneut auf, und zwar als Kleinmünze zur Kronenwährung. Das war auch mit Gründung der Tschechoslowakei im Jahre 1918 nicht anders:

„Mit der Gründung der Tschechoslowakei haben wir auch die Tschechoslowakische Krone eingeführt. Eine Krone hatte den Wert von 100 Hellern. Paradoxerweise wurde jedoch keine Ein-Heller-Münzen, sondern die Zwei-Heller-Münze als kleinstes Zahlungsmittel herausgegeben. Das blieb so bis zum Jahre 1923. Eine Ein-Heller-Münze wurde erst im Zuge der Währungsreform im Jahr 1953 in Umlauf gebracht. In der Zeit des Bestehens der Tschechoslowakei und der Tschechischen Republik sind Hellermünzen im Wert von einem Heller, von zwei, drei, fünf, zehn, 20, 25 und 50 Hellern geprägt und herausgegeben worden“, sagte Řežábek.

Nun also wird auch die letzte dieser kleinen Hellermünzen, das 50-Heller-Stück, wieder eingezogen. Von der 0,9 Gramm schweren Aluminium-Münze wurden nahezu 453 Millionen Exemplare mit der aufgeritzten Zahl 50 geprägt, deren Schöpfung übrigens das Werk des akademischen Bildhauers Vladimír Oppl ist. Für das Prägen der Münzen wurden nicht weniger als 407,5 Tonnen Aluminium verbraucht.

Für 50 Heller kann sich heute kein Mensch mehr etwas kaufen. 1994 bekam man dafür immerhin noch eine Schachtel Streichhölzer, Mitte der 1950er Jahre sogar noch ein kleines Bier und ein Brötchen. Nun aber, wertlos geworden, wird das 50-Heller-Stück von den Tschechen nur noch wenig geachtet. Deshalb rechnet die Nationalbank auch damit, dass sie nur 15 bis 20 Prozent der im Umlauf befindlichen Kleinmünzen zurückerhalten wird. Was aber geschieht dann mit dem riesigen Berg aus Aluminium?

„In einer ersten Phase bewahren wir die 50-Heller-Münzen in unseren Lagern auf. Wenn wir dann eine bestimmte Menge dieses Geldes zurückerhalten haben, werden wir eine öffentliche Ausschreibung zur Weiterverwendung des Aluminiums machen. Die Heller werden zuvor in einer Gießerei eingeschmolzen“, erklärte Řežábek.

Mit der Abschaffung der 50-Heller-Münzen zum 1. September geht auch, wie bereits erwähnt, die Ausmusterung des 20-Kronenscheins einher. Auch diese Banknote kann auf eine längere Geschichte zurückblicken, die bis auf das Jahr 1900 zurückgeht. Und zwar mit deutschsprachigem Ursprung, sagte Řežábek:

„Diese Banknote wurde damals als 20-Kronen-Schein bezeichnet. Ab 1918 wurde der Schein dann als tschechoslowakische und ab 1993 als tschechische Banknote geführt. Die letzte 20-Kronen-Banknote, über die wir jetzt sprechen, wurde am 20. April 1994 herausgegeben.“

Das Kapitel der Hellermünzen und der 20-Kronen-Scheine in Tschechien wird also am 31. August abgeschlossen. Vom 1. September bis zum 31. August nächsten Jahres kann man die 50-Heller-Münzen noch bei jeder kommerziellen Bank in Tschechien eintauschen und ab dem 1. September 2009 noch weitere fünf Jahre bei der Nationalbank in Prag. Der 20-Kronen-Schein, der schon seit einigen Jahren durch die 20-Kronen-Münze ersetzt wurde, kann noch bis zum 31. Oktober 2009 bei der Nationalbank eingetauscht werden.