60 Jahre Spejbl + Hurvinek in Prag

Als der Maler Josef Skupa vor 85 Jahren auf einer Pilsener Laienbühne eine hölzerne Puppe in Szene setzte, hat er wohl kaum geahnt, dass diese ihm irgendwann einmal weltweiten Ruhm bescheren wird. Heute zählen diese Puppe und ihr Sohn - bekannt als Spejbl und Hurvinek - längst zu den prominentesten Marionetten der Welt, haben zahlreiche Bühnen betreten und viele viele Sprachen gelernt. Vor 60 Jahren, nach Kriegsende, sind sie von Pilsen nach Prag übergesiedelt und haben hier, wenn sie nicht gerade auf Gastspielen unterwegs sind, im Stadtteil Dejvice ihr festes Quartier. Silja Schultheis hat sich dort unter die Zuschauer gemischt.

Spejbl und Hurvinek  (Foto: www.spejbl-hurvinek.cz)
Samstagnachmittag, kurz vor halb fünf. Im Foyer des Theaters Spejbl und Hurvinek herrscht ein buntes Durcheinander, immer neue Eltern mit ihren Kindern strömen von der Straße herein. In wenigen Minuten beginnt die Vorstellung. Wer von der Metrostation zu Fuß hierher gekommen ist, dem haben die Hauptprotagonisten des weltbekannten Marionettentheaters bereits von weitem den Weg gewiesen, in überdimensionaler Größe auf die Hauswand neben dem Theater gemalt. Ihre Namen kennt hier jedes Kind. Kleiner Junge: Hurvinek, Manicka, Spejbl.

Doch nicht nur die Kinder haben Hurvinek, Manicka und Spejbl fest ins Herz geschlossen:

Marionetten von Josef Skupa  (links: Hurvinek)
"Mir hat dieses Marionettentheater immer gefallen", so eine junge Mutter. "Das ist einfach ein Märchen - nicht diese modernen Märchen, die von Gewalt handeln, sondern einfach ein nettes Märchen, das einem Freude macht."

"Hurvinek und Spejbl, die haben Tradition. Ich bin schon als Kind zu ihnen ins Theater gegangen", erzählt dieser Vater, "und jetzt sollen meine Jungs das genießen."

Die Geschichte von Spejbl und Hurvinek reicht in die Zwischenkriegszeit zurück. Geschrieben wurde ihr erstes Kapitel von Josef Skupa, der die Puppen in den 1920er Jahren erfand und 1930 in Pilsen das erste professionelle Marionettentheater der Tschechoslowakei gründete. Skupas Originalmarionetten von damals werden im Theater Spejbl und Hurvinek noch heute verwendet. Gesprochen werden die Dialoge des legendären Vater-Sohn-Paares traditionell von einem Schauspieler, der zwischen der tiefen Basslage Spejbls und der hohen Fistelstimme Hurvineks hin- und herspringt. Für die Kinder steht es außer Frage, wer von beiden ihr Favorit ist:

Mädchen: "Hurvinek!"

Junge: "Hurvinek - der ist einfach witzig."

Weniger humorvoll als die Dialoge von Spejbl und Hurvinek hingegen ist der Gerichtsstreit, den Theater-Direktorin Helena Stachova jetzt führen muss: Die städtische Sozialanstalt Pilsen, Erbe von Theater-Gründer Josef Skupa, hat Stachova die Rechte an den Marionetten streitig gemacht. Doch bis der Streit entschieden ist, heißt es in Dejvice erst einmal - Vorhang frei für weitere Vorstellungen. www.spejbl-hurvinek.cz