Ab dem 1. Juli wird es vielen Kindern besser gehen
Der erste Juli ist ein beliebtes Datum für das Inkrafttreten neuer Gesetze. Und so waren die Tageszeitungen auch wieder voll mit Artikeln über das nun gültige Vermummungsverbot bei Demonstrationen, über um 4% teurere Mieten in gemeindeeigenen Wohnungen sowie über die steigenden Arzneimittelkosten. Nach einer weiteren interessanten Neuerung sucht man in den großen tschechischen Tageszeitungen allerdings vergebens. Olaf Barth berichtet.
Kinder, die zu Pflegeeltern kommen oder die auf eine Adoption warten, sollen es ab Juli nämlich besser haben. Die Zeitspanne, in der die Behörden über die Eignung der künftigen Pflege- oder Adoptiveltern entscheiden, werden die Kinder nicht mehr, wie bisher, in Kinderheimen oder ähnlichen Einrichtungen, sondern bei sog. Vertragsfamilien verbringen - und damit in häuslicher, familiärer Atmosphäre. So sieht es die seit dem 1. Juli gültige Novelle zum Gesetz über institutionelle Erziehung vor.
Ein großer Fortschritt, meint Zuzana Baudysova von der Stiftung "Unser Kind", einer Vereinigung zur Unterstützung von Kindern und Jugendlichen. Die eigentlich vorübergehende Unterbringung in Kinderheimen könne sich nämlich nicht nur auf Jahre ausdehnen, sondern wirke sich nicht selten auch traumatisierend auf die Kinder aus.
"Das Kind ist, was das Materielle angeht, in den Kinderheimen und ähnlichen Einrichtungen sicherlich gut versorgt. Aber was dem Kind dort fehlt, das ist jemand, den es allein für sich hat - daraus folgt eine sog. emotionale Entfremdung. Untersuchungen haben gezeigt, dass Kinder, die in Pflegeeinrichtungen aufgewachsen sind, ein Leben lang darunter leiden."
Deshalb solle ein Kind nur so kurz wie irgend möglich, am besten aber gar nicht in solchen Institutionen verweilen, sondern bei den sog. Vertragsfamilien auf die von den Behörden ausgewählten Ersatzeltern warten, so Baudysova.
Allerdings:
"Die Vertragseltern sollten auch registriert, fachlich geschult und fortlaufend weitergebildet werden. Es sollten also Eltern sein, die über größte fachliche wie menschliche Qualitäten verfügen."
Deshalb werde die Stiftung "Unser Kind" darauf achten, wie man beim zuständigen Ministerium für Arbeit und Soziales mit der Auswahl und Betreuung der Vertragseltern verfahren wird. Denn eines ist klar: Ein Versagen der Vertragsfamilie wäre ein zweiter schwerer Schock für die ohnehin belasteten Kinder.