Ausland statt Kinderheim: Tschechische Kinder in Adoptivfamilien in fremden Ländern
Im vergangenen Jahr haben 22 tschechische Kinder ein neues Zuhause bei einer ausländischen Adoptivfamilie gefunden.
Eine der Geschichten um die Adoption hat Roman Suda miterlebt. Er ist Leiter des Kinderheims im westböhmischen Ort Nepomuk. In den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks erzählt er von zwei Geschwistern im Vorschulalter. Nach einem Dreivierteljahr im Kinderheim konnte für sie ein neues Zuhause in Italien gefunden werden. Die fremde Sprache war dabei kein Hindernis.
„Die Kinder haben die beeindruckende Fähigkeit, sehr schnell zu lernen. Das haben sie uns auch gezeigt. Noch in Tschechien haben sie bereits nach ein paar Wochen relativ gut Italienisch verstanden. Dabei geholfen hat auch eine Dolmetscherin. Sie hat am Anfang zwischen beiden Sprachen vermittelt.“
Zdeněk Kapitán zufolge ist die Geschichte des Jungen und des Mädchens ein großer Erfolg:
„Wir sind stolz darauf, dass wir 2021 für viele Geschwister ein neues Zuhause im Ausland gefunden haben. Die Adoption von zwei oder drei Kindern zu organisieren ist sehr aufwendig – für die Kinder, wie für die Antragsteller. Das verlangt von uns einen hohen Personalaufwand und auf Seiten der Adoptiveltern viel Geduld und Enthusiasmus für die Kinder.“
So der Leiter des Amtes für Internationalen Kinderrechtsschutz (ÚMPOD).
Der Großteil der Kinder, die 2021 im Ausland eine neue Heimat gefunden haben, war im Alter von einem bis fünf Jahre. Zielländer waren etwa Island, Schweden oder Österreich. Damit Personen aber Kinder aus Tschechien im Ausland aufnehmen können, müssen die Antragsteller einige strenge Bedingungen erfüllen.
„Es gibt persönliche und finanzielle Voraussetzungen, damit das Kind in ein sicheres Umfeld gelangt. Tschechien gehört dahingehend zu den strengeren Ländern.“
Zdeněk Kapitán zufolge habe die Adoption ins Ausland aber auch ihre Schattenseiten:
„Das Traurige daran ist, dass für diese Kinder in Tschechien keine Adoptivfamilie gefunden werden konnte. Hierzulande müssten sie vermutlich im Kinderheim bleiben. Von daher sind wir froh, dass wir im Ausland eine Familie für sie finden konnten. So wird den Kindern Erfolg im gesellschaftlichen und beruflichen Leben ermöglicht“, sagt der Leiter der Behörde.
Verschiedenen NGOs zufolge sind es vor allem Kinder der Roma-Minderheit, die in Tschechien nur selten Adoptiveltern finden. Besonders für diese kommt eine Adoption im Ausland deshalb in Frage.