Abgeordnetenhaus löst sich auf: Weg für vorgezogene Neuwahlen ist frei
Überraschendes hat sich am Dienstag im tschechischen Parlament nicht abgespielt: Wie erwartet beschloss das Abgeordnetenhaus seine Auflösung und machte damit den Weg für vorgezogene Neuwahlen frei.
„Die Parlamentsparteien tragen die Verantwortung für die Lösung einer politischen Krise. Nach vorgezogenen Neuwahlen wird ein neues Abgeordnetenhaus entstehen, in dem es möglich sein wird, eine neue Mehrheit zu definieren und dann ein Regierungskabinett zusammenzustellen.“
Auch die konservative Partei Top 09 hielt es für erforderlich, den Weg für vorgezogene Neuwahlen zu ebnen. Parteichef Karel Schwarzenberg:„In dem Augenblick, in dem eine Regierung ohne das Abgeordnetenhaus, nur durch den Staatspräsidenten installiert wurde, war es an der Zeit, den Willen des Abgeordnetenhauses zum Ausdruck zu bringen. Es war notwendig, dieses Experiment zu beenden.“
Die Bürgerdemokraten, die zuvor mit der Partei Top 09 die Regierungskoalition bildeten, zeigten sich jedoch skeptisch. Der amtierende ODS-Chef Martin Kuba:
„Es wäre jetzt vielmehr die Pflicht der Konservativen, die linken Parteien daran zu hindern, an die Macht zu kommen. Darum haben wir vorgezogene Wahlen nicht unterstützt. Die überstürzte Auflösung des Abgeordnetenhauses kann dazu führen, dass Präsident Zeman, seine Regierung in Demission und sein Senat Gesetzesänderungen durchsetzen und dass die Kommunisten in diesem Land in ein paar Monaten wieder an die Macht kommen.“Auch der Kommentator des Wochenmagazins „Reflex“, Bohumil Pečínka, hält vorgezogene Neuwahlen für die schlimmste Lösung der aktuellen Krise:
„Bei uns kommt es zu ernsthaften Änderungen in der Machtstruktur. Wir sollten zuvor klären, wie die Regierung zusammengestellt werden soll. Der künftige Wahlsieger wird auf dieselben Schwierigkeiten wie die bisherigen Parlamentsparteien stoßen. Der Kampf mit Miloš Zeman, wie die Form der politischen Macht hierzulande aussehen soll, müsste vor den Wahlen ausgetragen werden. Es sollten vor allem klare Regeln dafür festgelegt werden, wie das Regierungskabinett gebildet wird.“
Jetzt liegt es an Präsident Zeman, die Parlamentskammer formell aufzulösen und dann innerhalb von 60 Tagen Neuwahlen auszuschreiben. Diese Frist gibt die Verfassung vor. Zeman hatte bereits am Freitag angekündigt, dass Neuwahlen am 25. und 26. Oktober stattfinden könnten.