Abschlussveranstaltungen der Wahlkampagnen

Abschlussveranstaltung der Sozialdemokraten (Foto: CTK)

Mit offiziellen Abschlussveranstaltungen beendeten die Bürgerdemokraten ODS und die Kommunisten am Donnerstag in Prag ihre Wahlkampagne, desgleichen taten die Sozialdemokraten in der nordmährischen Metropole Ostrava / Ostrau. Olaf Barth fasst zusammen.

Abschlussveranstaltung der Kommunistischen Partei Böhmens und Mährens  (Foto: CTK)
Am oberen Zipfel des Prager Wenzelsplatzes, direkt unter der berühmten Reiterstatue, hatte die Kommunistische Partei Böhmens und Mährens ihr Podium aufgebaut. An diesem prestige- und geschichtsträchtigen Ort hatten sich einige Hundert Anhänger der Partei versammelt, um sich mit ihren Kandidaten vertraut zu machen. Das ganze mutete wie ein überdimensionaler Seniorentreff an, Personen unter 60 Jahren waren kaum zu finden. Wie ein Deja vu erschienen dann auch die später auf der Bühne vorgetragenen und vom Publikum ergriffen mitgesungenen sowjetischen Volkslieder.

In einem grandiosen Widerspruch zu dieser idyllischen Atmosphäre befand sich lediglich ein im Hintergrund des Podiums am altehrwürdigen Museum prangendes Plakat, auf dem in riesigen Lettern das Wort Samizdat geschrieben steht - der Titel einer Ausstellung über die Verbrechen des kommunistischen Regimes.

Abschlussveranstaltung der Sozialdemokraten  (Foto: CTK)
Die Sozialdemokraten begaben sich eigens in die von Prag rund 300 Kilometer entfernte Arbeiterstadt Ostrau, um ihre Kampagne würdig zu beschließen. Aus dem benachbarten Polen reiste denn auch der dortige sozialdemokratische Premier, Lezek Miller an, um seinem Genossen Vladimir Spidla mit den Worten "Vladimir, ich wünsche dir viel Erfolg", zu unterstützen.

Der Rest war eine große Show mit billigem Bier, bekannten Stars und Sternchen sowie geschenkten roten Rosen für die Damen.

Auch die ODS hatte ihren Megastar - die Sängerin Lucie Bila. Schon traditionell proklamiert sie öffentlich ihre Sympathien für die Bürgerdemokraten und ihren Hang zu Vaclav Klaus. Die Festtagsstimmung unter den zahlreichen ODS - Parteigängern auf dem Altstädter Ring konnten auch einige Rentner nicht wesentlich stören, die mit Plakaten wie "Eine ODS ohne Klaus würde ich wählen", auftraten. Unter Beschimpfungen der Klaus-Freunde wurden sie von der Polizei des Platzes verwiesen.

Etwas unsanfter wurde es dann aber, als einige Mitglieder der Bürgervereinigung "Wiederherstellung des Anstandes" mit einem Trauermarsch am Rande des ODS-Meetings friedlich demonstrierte. Allein ihre Transparente mit Parolen wie "Ein ODS-Erfolg liegt nicht im nationalen Interesse", störte die Demokraten der ODS so sehr, dass sie die Polizei um ein Eingreifen baten. Diese kam der Forderung prompt nach. Nur dass die Bürgerrechtler keinen Widerstand leisteten und ihre Plakate freiwillig entfernten. Lediglich der Holländer Otakar van Gemund kehrte mit einem Plakat zurück, dass das ODS-Symbol, eine Taube, zeigte, die allerdings eine EU-Fahne in ihrem Schnabel trug. Grund genug für die Polizei, van Gemund in Handschellen und unter Gewaltanwendung abzuführen. Begründung der Polizei: Störung der ODS-Veranstaltung.

Pikanterie am Rande: Auch die Veranstaltung der Kommunisten wurde durch zahlreiche Zwischenrufe gestört. Einen Polizeieingriff gab es aber nicht, was auch nicht nötig war, da sich der Vorsitzende der Kommunisten, Miroslav Grebenicek, von den Zwischenrufen nicht stören ließ.

Autor: Olaf Barth
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