Absolventen wollen keine Praktika in der Staatsverwaltung machen

Tschechische Schulabgänger und Hochschulabsolventen zeigen kein Interesse, sich um Praktikumsplätze in der Staatsverwaltung zu bewerben. Dies zeigte sich, als der Minister für Arbeit und Soziales Vladimír Spidla vor etwa einem Monat den jungen Leuten ein Programm zur praxisnahen Weiterbildung angeboten hat. Mehr dazu von Daniela Králová.

Spidlas Ministerium selbst hat bisher keinen einzigen Praktikanten eingestellt und bei anderen Prager Ämtern sieht die Situation nicht anders aus. Ein Grund dafür liegt wahrscheinlich darin, dass das Bewerbungsverfahren zu umständlich ist und nur über das Arbeitsamt sowie eine Arbeitsagentur laufen darf. Das Arbeitsamt in Prag nahm bisher keine einzige Bewerbung entgegen, und das, obwohl in der Hauptstadt die meisten staatlichen Behörden ihren Sitz haben. Das mangelnde Interesse der Absolventen liegt aber vermutlich nicht nur daran, dass sie zuerst noch ihre letzten grossen Ferien vor Berufsantritt genießen möchten, sondern es hängt wohl auch damit zusammen, dass es in Prag bei der derzeitigen Arbeitslosigkeit von etwa vier Prozent nicht sehr schwierig ist, eine Festanstellung zu finden. Von den meisten anderen Bezirken, in denen die Arbeitslosigkeit manchmal bis zu 20 Prozent ausmacht, liegen noch keine Angaben vor.

Unbrauchbar zeigte sich das Praktikanten-Programm bisher auch bei den Finanzämtern. Im mährischen Olomouc - Olmütz bewarben sich zwar mehrere junge Leute, sie konnten aber nicht eingestellt werden, denn sie würden während des Praktikums täglich Amtsgeheimnisse erfahren. Die Finanzbehörden sind aber machtlos, wenn die Schweigepflicht bei den Praktikanten gewährleistet werden soll: Sie dürfen ihre Praktikanten nicht selbst einstellen, sondern müssen diese von den Arbeitsämtern und Arbeitsagenturen übernehmen.

Aufgrund der Sommerferien und der nicht ausreichenden Informierung seitens der Behörden sollte man aber noch nicht von einem Scheitern des Absolventenprogramms sprechen. Denn im September wird sich möglicherweise Einiges ändern.

Autor: Daniela Kralova
abspielen