Absturz geht weiter: Sparta Prag scheitert an Kopenhagen und an sich selbst

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Der tschechische Fußball reißt keinen mehr vom Hocker. Nach einer Serie schwacher Leistungen konnte sich die Nationalmannschaft nicht für die WM 2010 in Südafrika qualifizieren, und der Clubfußball läuft der europäischen Musik schon seit Jahren hinterher. Am Mittwoch hatte mit Sparta Prag endlich wieder ein Team die Chance, in der Europaliga zu überwintern. Doch statt des dafür benötigten Sieges über den FC Kopenhagen setzte es das nächste Debakel.

Sparta-Trainer Jozef Chovanec  (Foto: ČTK)
Der sichtlich frustrierte Sparta-Trainer Jozef Chovanec ging nach der Partie mit seiner Mannschaft hart ins Gericht:

„Das war ein totaler Einbruch, unsere taktische Konzeption wurde überhaupt nicht eingehalten. Niemand war in der Lage, von der ersten Minute an konzentriert zu spielen. Deshalb haben wir bei allen drei Gegentoren auch mehr oder minder Pate gestanden.“

So war alles, was das Team zuvor nach einigen recht guten Spielen an Teilerfolgen und Sympathie gewonnen hatte, mit einem Schlag dahin: nach einer unterirdischen Vorstellung verlor die Sparta-Elf sang- und klanglos mit 0:3. Die wegen einer Sperre bzw. Verletzung fehlenden routinierten Innenverteidiger Tomáš Řepka und Roman Hubník wurden stark vermisst. Das ansonsten reihenweise mit jungen Spielern besetzte Team konnte den Ausfall nie kompensieren:

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„Die Spieler waren der Situation nicht gewachsen, denn vielen von ihnen fehlt die internationale Erfahrung. In der heimischen Liga reicht das Können der meisten sicher aus, doch das internationale Parkett ist etwas anderes“, sagte Chovanec. Zu einer ähnlichen Einschätzung kam auch Niklas Hoheneder, der österreichische Abwehrspieler in Diensten der Prager:

„Speziell in Spielen wie heute fehlt natürlich dann die Routine, dass einer sagt: ´Hej, ich nehm euch mit, ich hol euch raus´ Unsere beiden Routiniers haben uns sehr gefehlt, und natürlich ist man in der Halbzeit niedergeschlagen, wenn man gewinnen muss, aber mit 0:2 im Rückstand liegt. Da will man dann alles probieren, aber man weiß, dass dies sehr schwierig ist.“

Niklas Hoheneder  (Foto: ČTK)
Hoheneder war einer der beiden Spieler, die die Leitwölfe Řepka und Hubník ersetzen sollten. Das aber ist ihm in keiner Weise gelungen, denn an zwei der drei Gegentore trug auch er eine Mitschuld:

„Wir haben uns sehr viel vorgenommen für das Spiel. Wir haben aber auch gewusst, es wird schwierig, noch dazu bei solch winterlichen Bedingungen. Mit dem 0:1 ist jedoch genau das eingetreten, was wir nicht wollten, denn wir wollten so lange wie möglich ohne Gegentreffer bleiben. Das ist uns leider nicht gelungen, und dann haben wir durch einen dummen Stellungsfehler der gesamten Abwehr auch noch das 0:2 bekommen. Es war sehr schwierig für mich, den Ball zu nehmen, und auch für Pamic war es sehr schwer. Nach dem 0:2 zur Halbzeit haben wir uns vorgenommen, noch alles zu versuchen, nach dem 0:3 aber war es Aus und vorbei. Ja sicher, ich mache ein leichtes Foul im Strafraum, einen Elfmeter aber muss man nicht pfeifen. Es war ein normaler Zweikampf, aber o. k.“

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Nach der völlig verkorksten Begegnung, in der die Gäste aus Dänemark eigentlich nur die Fehler der unerfahrenen Prager zu bestrafen brauchten, blieb auch Hoheneder nichts anderes übrig, als dieses Fazit zu ziehen:

„Wir haben gute Spiele abgeliefert in der Europaliga. Es ist schön, dass wir soweit gekommen sind und dass wir sogar die Chance hatten, in die nächste Runde aufzusteigen. Leider konnten wir sie nicht nutzen. Es ist wirklich bitter, dass wir uns heute eigentlich selbst geschlagen haben.“

Autor: Lothar Martin
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