Sparta trotz ängstlicher Vorstellung in der Vorderhand – Špotáková souverän
Im internationalen Sportgeschehen dieser Tage schwangen beziehungsweise schwingen der Radsport und die Leichtathletik das Zepter. Beide Sportarten haben ihre Topevents, die Tour de France und die EM in Barcelona, bereits hinter oder aber gerade vor sich. Doch auch im Fußball werden derzeit in Tschechien wieder Schlagzeilen geschrieben.
„Ja, das war es. In der ersten Halbzeit waren wir alle in der Mannschaft ziemlich nervös. In der Pause aber sind wir vom Trainer und vom Kapitän richtig wachgerüttelt worden, und in der zweiten Halbzeit haben wir dann auch besser gespielt. Von daher war der knappe Sieg verdient.“
Warum ward ihr so nervös, ja bisweilen sogar ängstlich gewesen?
„Nun, wir haben gewusst, dass Lech Poznań eine starke Mannschaft ist, die viele treue Fans hinter sich weiß. Wir haben auch gewusst, dass die Polen nicht zimperlich zu Werke gehen und ihre zum Teil recht raue Spielweise hat uns wohl zu Anfang auch etwas Angst gemacht. Daher sind wir zunächst nicht richtig ins Spiel gekommen. In der zweiten Halbzeit aber hat das dann besser geklappt.“
Ich meine, ihr habt auch relativ lange gebraucht, um die Zweikämpfe anzunehmen…„Ja, das stimmt. Die Polen haben uns wirklich stark Paroli geboten und in den Zweikämpfen haben sie öfters auch mit Händen und Füßen gearbeitet. Wir haben uns zu Anfang ein bisschen versteckt, haben dann aber gemerkt: Okay, wir müssen uns wehren. Das haben wir relativ bald begriffen und so sind wir auch immer mehr ins Spiel gekommen.“
Was müsst ihr jetzt für das Rückspiel anders machen?
„Wie dürfen einfach nicht so ängstlich wirken. Ich glaube, das hat den Gegner heute aufgebaut, dass wir zunächst so ängstlich zur Sache gingen. In der zweiten Halbzeit hat man ja dann gesehen: Wenn wir das Spiel in die Hand nehmen, dann bekommen die Polen Probleme und machen Fehler. Also so müssen wir im Rückspiel vom Anpfiff weg auftreten.“
Ist das bei euch auch so etwas wie die Angst vor dem Versagen, denn wie man weiß will ja Sparta nach fünf Jahren endlich wieder einmal in die Champions League…„Richtig. Das ist unser oberstes Ziel, das wollen wir unbedingt erreichen. Dafür werden wir auch alles tun. Das wird jedoch nicht leicht, denn wir müssen jetzt erst einmal das Rückspiel gut über die Bühne bekommen. Sollte das gelingen, dann wartet in der letzten Qualifikationsrunde sicher auch noch ein starker Gegner auf uns.“
Nicht gerade glücklich, aber auch nicht deprimiert waren nach dem Spiel die Gäste aus Polen. Für das Rückspiel am kommenden Mittwoch in Poznań / Posen rechnen sie sich durchaus noch gute Chancen auf das Weiterkommen aus. Verhalten optimistisch sieht auch der neue Star der Mannschaft, der langjährige Bundesligaprofi Artur Wichniarek, die Ausgangssituation:Artur, nach elf Jahren Bundesliga sind Sie wieder zurück in Ihrer polnischen Heimat. Finden Sie sich mit der Spielweise Ihrer neuen Mannschaft schon zu Recht oder fehlt da noch etwas?
„Nun gut, ich bin erst knapp drei Wochen mit der Mannschaft im Training. Man kann also schon sehen, dass das Spielverständnis noch nicht das Richtige zwischen uns ist. Aber es wird immer besser und ich denke, dass es im Rückspiel in einer Woche noch ein Stück besser sein wird. Das sah man bereits heute, denn wir haben schon viel, viel besser gespielt als im Rückspiel der zweiten Runde gegen Baku. Und nach so einem Spiel wie heute kann man auch optimistisch ins Rückspiel gehen.“Wie schätzen Sie das heutige Spiel ein? War mehr drin für Ihre Mannschaft als das 0:1?
„Ich sage es noch einmal: Wir haben deutlich besser gespielt als noch vor einer Woche und deshalb ist es doppelt ärgerlich, dass wir hier 0:1 verloren haben. Letztlich hat nämlich keine der beiden Mannschaften den Sieg verdient gehabt und ein Unentschieden wäre für uns sehr gut gewesen. Andererseits ist das 1:0 für Sparta auch noch kein Genickbruch. Die Prager sind zwar jetzt etwas in der Vorderhand, am nächsten Mittwoch aber haben wir das Heimspiel in Posen und vor unseren tollen Fans werden wir dann von der ersten Minute an versuchen, das Blatt auf unsere Seite zu wenden.“Werdet Ihr im Rückspiel noch mutiger nach vorn, also auf Angriff spielen?„Nun gut, eine Runde sind immer zwei Spiele, auswärts und zu Hause, und deshalb kann man nicht im ersten Spiel gleich ins offene Messer rennen. Das Wichtigste ist das Ergebnis, und nur das zählt. Deshalb ist es schade, dass wir hier aus unseren paar Chancen nicht das 1:0 für uns gemacht haben. Das wäre natürlich für uns sehr gut gewesen. Aber wie gesagt, das 0:1 ist auch nicht schlimm und nach dem heutigen Spiel können wir ebenso optimistisch nach vorne schauen.“
In zwei Jahren ist die Europameisterschaft bei euch in Polen. Spüren Sie schon so etwas wie Vorfreude auf dieses Ereignis und wollen Sie vielleicht selbst noch bei der EM als Spieler der polnischen Auswahl dabei sein?„Eine gewisse Vorfreude spüre ich schon. Allein schon deshalb, weil ich zu meiner Bundesligazeit immer nur zu Besuch oder im Urlaub in Polen war, so dass ich die Entwicklungen dort nicht so genau verfolgt habe. Aber wenn man jetzt nur auf das moderne Stadion in Posen schaut, dann kann man schon voller Überzeugung sagen, dass wir die Organisation der EM 2012 meistern werden.
Und was die Nationalmannschaft betrifft, das wird man sehen. Ich selbst schaue nur von Spiel zu Spiel und von Jahr zu Jahr, und was das Jahr 2012 dann bringen wird, ist völlig offen. Das sind immerhin noch zwei Jahre, und das ist eine noch sehr lange Zeit – für jeden Fußballer, für jeden von uns.“
Das härteste Etappen-Radrennen der Welt, die Tour de France, ist seit Sonntag schon wieder Geschichte. Die 97. Schleife der „Tour der Leiden“ führte diesmal von Rotterdam bis zum traditionellen Zielort, dem Champs-Elysées in Paris. Gekämpft und gelitten hat auch der einzige Tscheche im Peloton, der 24-jährige Roman Kreuziger. Und das diesmal nicht nur auf den schweren Bergetappen in den Alpen und Pyrenäen, oder auf der Kopfsteinpflaster-Etappe in Nordfrankreich, sondern auch beim langen Zeitfahren, das am vorletzten Etappentag von Bordeaux nach Pouillac führte. Kreuziger belegte auf dieser Etappe einen für ihn nur schwachen 72. Platz. Aber auch davon ließ er sich nicht nervös machen:„Ich denke nicht, dass ich ein schlechtes Zeitfahren absolviert habe. Die letzten Starter, zu denen auch ich zählte, hatten viel schwierigere Bedingungen. Ihnen blies ein wesentlich stärkerer Wind entgegen, so dass wir uns richtig schinden mussten. Aber es war zu erwarten, dass dieses Zeitfahren noch mal so richtig schwer wird.“
Letztlich hat Kreuziger auch diese Prüfung mit Bravour bestanden. Denn keiner der Konkurrenten aus dem Vorderfeld machte beim Zeitfahren entscheidenden Boden auf ihn gut, so dass Kreuziger wie im Vorjahr in der Endabrechnung auf dem neunten Rang landete. Eine Platzierung, mit der er sich anfreunden konnte:
„Ich bin zufrieden, denn mein Ziel war es, unter die besten Zehn zu kommen. Das ist mir gelungen. Ich wusste schon zu Saisonbeginn, dass die Konkurrenz bei dieser Tour noch größer sein wird als im Vorjahr. Umso zufriedener bin ich, erneut unter den Top Ten zu sein. Natürlich hatte ich während der Tour auch ein paar schwächere Momente, doch das alles werde ich in Ruhe mit meinem Trainer analysieren. Das sind die Dinge, die ich im nächsten Jahr vielleicht noch besser machen könnte.“
Das nächste große Sportereignis dieser Tage hat am Dienstag begonnen: die Leichtathletik-Europameisterschaft in Barcelona. Unter den 1626 Athleten aus allen 50 Mitgliedsstaaten des Europäischen Leichtathletik-Verbandes (EAA) ist auch eine ambitionierte Mannschaft aus der Tschechischen Republik vertreten. Ambitioniert deshalb, weil gleich vier Athleten und Athletinnen eine gute Medaillenchance eingeräumt wird – den Hürdenläufern Petr Svoboda und Zuzana Hejnová, sowie den Speerwerfern Petr Frydrych und Barbora Špotáková. Alle vier liegen in den europäischen Bestenlisten dieser Saison auf einem Podestplatz, Hürdensprinter Svoboda führt die Rangliste sogar an. Die größte Medaillenhoffnung aber ist und bleibt die beste Speewerferin der letzten beiden Jahre, Barbora Špotáková. In Barcelona will die 29-Jährige aus Jablonec nad Nisou / Gablonz nach Möglichkeit ihre Titelsammlung komplettieren und nach dem WM-Titel von Osaka (2007) und dem Olympiasieg von Peking (2008) nun auch die EM-Krone erobern. Der Weg zu diesem Ziel war jedoch gleich zu Beginn mit einigen Stolpersteinen versehen, denn noch wenige Stunden vor der Wettkampf-Qualifikation am Dienstagabend klagte Špotáková über Schmerzen im Ellenbogengelenk:„Ich habe mich verschiedenen Therapien unterzogen, ich habe die Schmerzen mit Mikrostrom und mit Salbe behandelt. Bis zur Qualifikation werde ich das Gelenk sicher nicht belasten und dann sehen, ob es noch schmerzt oder nicht. Falls ja, muss ich halt auf die Zähne beißen und den Schmerz überwinden. Etwas Pech ist das aber schon.“
Und wie ist die Qualifikation ausgegangen? Problemlos, denn Špotáková hat die geforderte Weite nicht nur sofort im ersten Versuch geschafft, sondern mit 65,56 Meter sogar den weitesten Wurf der Konkurrenz gelandet. Bei dem Wurf hat ihr dabei auch die Erinnerung an einen Wettkampf von vor zwei Jahren geholfen:
„Ich habe an das Weltcupfinale 2008 in Stuttgart gedacht, denn dort hat mir ebenfalls der Ellenbogen geschmerzt, wenn auch nicht so stark wie diesmal. In Stuttgart habe ich mir gesagt: Du musst den Speer beim Abwurf nur richtig treffen. Der Speer ist dann richtig weit geflogen, und so etwas Ähnliches ist mir auch diesmal gelungen. Zum Glück.“Glücklich waren am Dienstag auch die Tschechinnen Zuzana Hejnová, Jarmila Klimešová, Lenka Masná und ihr Landsmann Jaroslav Bába, die in den Vorausscheiden ihrer Disziplinen erfolgreich waren.