"Adoptiere eine Puppe - und du rettest ein Kind" - Die tschechische UNICEF stellt sich vor
Willkommen zum heutigen Themenkaleidoskop, liebe Freunde. Es begrüßt Sie Lucie Mouckova. Schon seit etwa einem Monat läuft in Tschechien ein Projekt unter dem Motto: "Adoptiere eine Puppe - und du rettest ein Kind". Dieses Projekt organisiert die tschechische Filiale der Organisation UNICEF - also des UNO-Fonds für den Schutz der Kinder. Mehr zu diesem Projekt sagte mir die Direktorin der tschechischen UNICEF, Pavla Gomba:
"Wir haben uns durch Erfahrungen von Kollegen in Italien, Frankreich und Finnland inspirieren lassen, die dieses Projekt fast seit 20 Jahren mit großem Erfolg durchführen. In diesem Jahr probieren wir es zum ersten Mal auch in der Tschechischen Republik. Ich muss sagen, wir waren von der Resonanz selbst sehr überrascht. Am Anfang haben wir vielleicht nicht erwartet, dass die Menschen so positiv reagieren werden. Jede Puppe, die ein Kind oder ein Erwachsener herstellt und der tschechischen UNICEF spendet, bekommt eine Geburtsurkunde mit ihrem Namen und dem Namen seiner Eltern. Insgesamt wurden zwei Tausend Geburtsurkunden ausgegeben. Trotzdem hatten wir ein wenig Zweifel, wie sich die Puppen verkaufen. Jetzt, nach einem Monat, kann ich sagen, dass unsere Bedenken umsonst waren. Es kommen jeden Tag Menschen, um eine Puppe zu kaufen und damit ein Kind zu retten. Denn jede dieser Puppen stellt ein Kind dar, das dank des Erlöses aus dem Verkauf geimpft werden kann. Es sind vor allem Kinder in Afrika, aber auch aus Entwicklungsländern in Asien. Auf diese Weise retten wir jedes Jahr das Leben von etwa drei Millionen Kindern. Und diese Zahl ist wohl ziemlich unvorstellbar."
Die Organisation UNICEF entstand nach dem zweiten Weltkrieg als Antwort auf die Situation der Kinder in Europa. Ursprünglich war UNICEF als eine einmalige Hilfe geplant. Da sich aber die UNICEF-Aktivitäten bewährt hatten, wurde der Wirkungsbereich erweitert, und heute ist die Organisation praktisch in allen Ländern der Welt tätig. Alle UNICEF-Projekte bemühen sich, Kindern eine bessere Zukunft zu sichern, im einzelnen handelt es sich um Lebensmittelhilfe, Trinkwasserversorgung, bessere Hygiene und nicht zuletzt um Ausbildung.
In Tschechien ist UNICEF seit 1991 tätig. Außer dem Schutz der Kinderrechte zählt zu ihrer Tätigkeit der Gewinn von Finanzmitteln für die Unterstützung der weltweiten UNICEF-Programme. UNICEF ist auch dadurch einzigartig, dass es nicht aus den Budgets einzelner Staaten finanziert wird, sondern ausschließlich aus freiwilligen Spenden.
Im Laufe von etwa 11 Jahren ihrer Existenz organisierte die tschechische UNICEF außer dem Projekt "Adoptiere eine Puppe - und du rettest ein Kind" eine Reihe von Projekten. Es spricht wieder Pavla Gomba:
"Es gibt z.B. das Programm "kinderfreundliche Krankenhäuser". In seinem Rahmen werden Krankenhäuser von Experten und Ärzten nach ziemlich strengen Kriterien beurteilt. Wenn ein Krankenhaus diese Kriterien erfüllt, erhält es den Status "kinderfreundlich". Wir sind froh, dass es bereits 20 solcher Krankenhäuser in Tschechien gibt. Dieses Jahr war ein bisschen anders, denn wir erhielten selber Hilfe. Sie wurde uns nach dem Hochwasser im Sommer vom deutschen UNICEF-Ausschuss geleistet. Die Sammlung, die für Tschechien unsere deutschen Kollegen organisierten, brachte etwa 1,8 Millionen Kronen, was ziemlich viel ist. Es machte uns doppelt so viel Freude, denn Deutschland war selber von Überschwemmungen betroffen und trotzdem spendeten die Menschen spontan ihr Geld, um tschechischen Kindern zu helfen. Die gewonnene Summe wurde ganz konkret für drei Kinderheime und drei Schulen verwendet, die vom Hochwasser betroffen waren."
Jetzt vor Weihnachten hat UNICEF wirklich viel zu tun. Neben dem Verkauf von Weihnachtsgeschenken und Neujahrskarten laufen noch drei weitere Projekte. Wie Pavla Gomba sagte, heißt das erste "Der Baum der erfüllten Wünsche":
"Das Prinzip besteht darin, dass Menschen für Kinder aus Kinderheimen Geschenke kaufen, die UNICEF den Kindern dann übergibt. Das zweite Projekt ist eine Sammlung, die unsere Hilfe für die vom Hochwasser betroffenen tschechischen Schulen ergänzen soll. Und um unserer internationalen Orientierung treu zu bleiben, läuft in diesem Jahr ein größeres Hilfsprojekt für Ruanda. Dieses Land wurde, wie viele Hörer wohl wissen, vor 8 Jahren durch einen Völkermord fast völlig zerstört. Es gibt dort eine Menge Kinder, die ihre Eltern verloren und sich jetzt nicht nur um sich selbst, sondern auch um ihre Geschwister kümmern müssen. Diese Kinder können deshalb nicht zur Schule gehen, verrichten oft harte Arbeit und leben praktisch am Rande der Gesellschaft. Und dies ist eines der Probleme, bei dessen Lösung wir behilflich sein möchten."
Während der kommunistischen Zeit war in Tschechien die Einstellung, anderen zu helfen, eher wenig verbreitet. Ich fragte die Direktorin der tschechischen UNICEF, Pavla Gomba, wie die Projekte von UNICEF heute von den Tschechen aufgenommen werden:
"Meiner Meinung nach hat sich die Situation seit der UNICEF-Gründung in Tschechien geändert. Anfang der 90er Jahren war die Haltung der Tschechen oft: warum sollte ich Negerkinder mit aufgeblasenen Bäuchlein unterstützen - jetzt zitiere ich absichtlich die Menschen so, wie sie es sagten - wenn unsere eigenen Kinder Hilfe brauchen. In den letzten Jahren haben sich die Reaktionen geändert, glaube ich. Und zwar auch dank der Tatsache, dass die Menschen viel mehr reisen und die Situation in andren Ländern kennenlernen. Oder auch dank verschiedener Dokumente über das Leben in anderen Staaten. Die Menschen haben jetzt also nicht nur die Möglichkeit zu vergleichen, sondern auch sich bewußt darüber zu werden, dass die Probleme, mit denen wir uns auseinandersetzen, nicht vergleichbar sind mit der Situation von Kindern, die in Afrika und Indien auf der Straße oder in Afghanistan mitten in Kämpfen leben."
Und damit geht unser Themenkaleidoskop zu Ende. Es verabschiedet sich und auf Wiederhören freut sich Lucie Mouckova.