Advent und Weihnachten in St. Johannes Nepomuk am Felsen

Johann-Nepomuk-Kirche (Foto: Martina Schneibergová)

Die Prager Barockkirche Sankt Johannes Nepomuk am Felsen wurde im 18. Jahrhundert von Architekt Kilian Ignaz Dientzenhofer erbaut. In der Kirche am Karlovo naměstí (Karlsplatz), trifft sich die deutschsprachige katholische Gemeinde, sie wird seit vergangenem Jahr von Pater Martin Leitgöb geleitet. Radio Prag hat mit ihm über das Programm der Gemeinde für die bevorstehende Advents- und Weihnachtszeit gesprochen.

Schloss Drahenice  (Foto: Chmee2,  Wikimedia CC BY-SA 3.0)
Pater Leitgöb, wie bereitet sich Ihre Gemeinde auf die Advents- und Weichnachtszeit vor? Gibt es spezielle Veranstaltungen an den Adventsonntagen?

„Mit dem Advent beginnt der kirchliche Jahreskreis, und der Advent ist eine Vorbereitungszeit auf Weihnachten. Es ist also eine bedeutende Zeit für die Gemeinde sowie für mich persönlich. Die wichtigsten Veranstaltungen sind die Gottesdienste, die jeden Sonntag um 11 Uhr zelebriert werden. Wir freuen uns immer, dass im Advent immer mehr Touristen zu uns in die Kirche kommen. Wir werden am ersten Adventssonntag einen Chor aus Deutschland zu Besuch haben, der die Messe musikalisch gestaltet. Neben den Gottesdiensten gibt es noch verschiedene andere Anlässe, wo wir als Gemeinde zusammenkommen. Am Samstag vor dem ersten Adventssonntag wird beispielsweise ein Adventsmarkt im Schloss Drahenice veranstaltet. Das Schloss wird von Familie Lobkowicz besessen, die zu unserer Familie gehört. Voriges Jahr hat die Familie Lobkowicz den Adventsmarkt zum ersten Mal organisiert. Viele Mitglieder unserer Gemeinde werden nach Drahenice kommen, und ich werde den Adventsmarkt segnen. Es ist schön, sich bei einer Tasse Punsch zu begegnen und miteinander zu reden. Denn für das Reden haben die Menschen in der Regel sehr wenig Zeit. Und gerade im Advent sollte für diese zwischenmenschlichen Begegnungen ein bisschen mehr Zeit bleiben.“

Foto: Kristýna Maková
Gibt es auch eine Weihe der Adventskränze?

„Ja schon oder korrekter gesagt ist es eine Segnung der Adventskränze. Diese Segnung wird am ersten Adventssonntag bei der 11Uhr-Messe stattfinden. Ich lade immer gern Familien mit Kindern ein, dass sie ihren persönlichen Adventskranz mitbringen. Denn der Adventskranz ist ein Zeichen, das uns durch den ganzen Advent hin begleitet.“

Sie sind seit etwa 1,5 Jahr in Prag tätig. Sind Mitglieder Ihrer Gemeinde eher Ausländer, die wegen Beruf in Prag leben, oder sind unter ihnen auch Studenten oder Tschechen, die deutsch können?

Martin Leitgöb  (Foto: Martina Schneibergová)
„Unsere Gemeinde setzt sich im Grunde genommen aus drei bis vier größeren Gruppen zusammen. Die eine, wahrscheinlich der Größe nach wichtigste Gruppe, sind die so genannten ´Ex-Pats`- also Menschen, die mit ihren Familien aus beruflichen Gründen hier in Prag für drei bis fünf Jahre leben. Über unsere Gemeinde suchen sie auch Anschluss an andere deutschsprachige Menschen. Eine andere Gruppe bilden Angehörige der deutschsprachigen Minderheit, die hier in Tschechien lebt. Sie suchen uns sehr gern auf. Eine dritte Gruppe sind Studenten, die für ein Jahr oder für ein Semester nach Prag gekommen sind. Und zuletzt gibt es natürlich auch Touristen, die die Kirche besuchen. Da weiß man nie, wie groß diese Gruppe ist. Manchmal ist unsere Kirche ganz voll, weil so viele Touristen da sind. An manchen Sonntagen fehlt dann diese Gruppe vollständig, dann sind wir so zu sagen nur unter uns.“

Johann-Nepomuk-Kirche  (Foto: Martina Schneibergová)
Ich habe die Johann-Nepomuk-Kirche während der so genannten „Nacht der Kirchen“ besucht und war sehr überrascht, wie voll sie damals war. Die Menschen strömten richtig hin vom Karlsplatz. Hängt es damit zusammen, dass St. Johannes Nepomuk am Felsen unter den Pragern nicht so bekannt ist, weil die Kirche Jahre lang geschlossen war?

„Die Kirche Sankt Johannes Nepomuk am Felsen, die unserer Gemeinde anvertraut ist, ist ein sehr wertvoller Sakralbau, der im 18. Jahrhundert von Kilian Ignaz Dientzenhofer erbaut wurde. Zugleich ist es eine Kirche, die sich im Gefüge der Prager Innenstadt in einer Randlage befindet und die deswegen nicht so bekannt ist. Deswegen kommen vielleicht manche Menschen in unsere Kirche, weil das, was man mehr suchen muss, attraktiver is. Die Kirche ist nur bei Gottesdiensten oder bei besonderen Gelegenheiten – wie eben während der Nacht der Kirchen – geöffnet. Da nutzen viele Menschen eben diese Möglichkeit, um sich die Kirche anzuschauen.“

Foto: Martina Schneibergová
Kommen wir noch auf das Programm in der Advents- und Weihnachtszeit zurück. Werden Sie in der Kirche auch Konzerte veranstalten?

„Am dritten Adventssonntag, dem 15. Dezember, wird bei uns ein Benefizkonzert für die Renovierung der Kirche stattfinden. Es wird Orgelmusik erklingen, und es werden besinnliche Adventstexte gelesen. Das Konzert wird vom Lions-Club Prague Heraldic veranstaltet. Ich bin froh, dass wir als Gemeinde Vereine und Gemeinschaften haben, die uns beim Projekt der Renovierung der Kirche unterstützen. Was die Weihnachtszeit betrifft, da haben wir am Heiligen Abend um 16 Uhr die Christmette. Ich kann mich erinnern, dass voriges Jahr bei diesem Anlass die Kirche besonders voll war. Bei der Christmette wollen wir als Gemeinde Weihnachten – also die Geburt Christi - feiern. Weihnachten sagt, glaube ich, jedem etwas. Es ist ein zugängliches Fest, wo jeder dem Geheimnis des Christentums ein bisschen nahe kommen kann. An den weiteren Tagen, am 25. und 26. Dezember, feiern wir den Gottesdienst um 11 Uhr in unserer Kirche. Wir haben dann am Silvester um 17 Uhr einen ökumenischen Gottesdienst in Sankt Martin in der Mauer. Das ist jene Kirche, die von der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde genützt wird. Wir haben zu unserer evangelischen Schwestergemeinde schon lange eine sehr gute Beziehung. Am Neujahr haben wir dann wieder den Gottesdienst um 11 Uhr in unserer Kirche.“

Johann-Nepomuk-Kirche  (Foto: Martina Schneibergová)
Hat die Gemeinde auch einen Gemeinderaum zur Verfügung, wo sie außerhalb der Kirche zusammenkommen kann?

„Ja. Wenn wir bei verschiedenen Anlässen zusammentreffen wollen, haben wir dafür einen kleinen Gemeinderaum. Dieser befindet sich in der Straße Vyšehradská direkt gegenüber dem Botanischen Garten.“

Sie leiten die deutschsprachige katholische Gemeinde, die in der Kirche Sankt Johannes Nepomuk am Felsen zu Hause ist. Haben Sie aber auch die Gelegenheit, in anderen Kirchen Gottesdienste zu zelebrieren?

„Die Prager Kirchenlandschaft ist besonders reich. Ich besuche sehr gerne Kirchen und gehe auch zu Weihnachten in verschiedenste Kirchen, um mir die Krippen anzuschauen. Dies ist auch ein besonderer Brauch hier in Prag. Es gibt zwei Kirchen, die mir in Prag besonders am Herzen liegen: Das ist zum einen die Kirche Sankt Kajetan in der Straße Nerudova auf der Kleinseite. Sankt Kajetan gehört dem Redemptoristenorden, dem ich angehöre. Dort habe ich in der Regel jeden Freitag einen tschechischen Gottesdienst, wo es mich einige Mühe kostet, mir eine tschechische Predigt vorzubereiten, aber es geht schon irgendwie. Am Samstag habe ich im Sankt Kajetan, wenn ich in Prag bin, um 12 Uhr einen deutschen Gottesdienst. Die andere Kirche, die mir mittlerweile ans Herz gewachsen ist und die sich mit ihrer Architektur von den anderen Kirchen sehr stark unterscheidet, ist die Herz-Jesu-Kirche auf dem Platz Jiřího z Poděbrad im Stadtteil Vinohrady. In der letzten Zeit bin ich in die Herz-Jesu-Kirche öfter eingeladen worden. Ich habe den dortigen Kaplan vertreten, wenn er nicht da war. Es ist ein besonderes Gefühl in dieser außerordentlich schönen Kirche von Architekt Jože Plečnik die heilige Messe feiern zu können."

Die Kirche Sankt Johannes Nepomuk am Felsen steht an der Ecke des Karlovo naměstí (Karlsplatz) und der Straße Vyšehradská. Der Zugang ist vom Karlsplatz möglich, zur Kirche gelangt man durch ein Tor neben dem Fausthaus.