Ärzte haben einen Pyrrhussieg errungen und müssen sparen lernen

Foto: Vangelis Thomaidis, Stock.XCHNG

Die Erhöhung der Ärztegehälter, ihre Finanzierung und die Reformierung des Gesundheitswesens – also der Themenkomplex, von dem wir heute schon gehört haben, er beherrscht am Freitag auch die Kommentarspalten in den tschechischen Tageszeitungen.

Foto: Vangelis Thomaidis,  Stock.XCHNG
Die Mladá fronta dnes macht ihre Berichterstattung darüber auf mit der Schlagzeile „Durchbruch. Die Regierung bietet den Ärzten zwei Milliarden“. Kommentator Pavel Páral spricht in dem Blatt dann allerdings von einem schmerzhaften Sieg beziehungsweise einem Pyrrhussieg der Ärzte:

„Der Aufstand der Ärzte hat bewirkt, dass sich die Regierungspolitiker in diesem Machtdreieck des Gesundheitswesens von der Seite der Krankenhäuser auf die Seite der Versicherungen geschlagen haben. (…) Die Regierung hat es zwar nicht laut gesagt, aber aus den zugänglichen Informationen wird klar, was jetzt ertönt: ´Jawohl, wir beugen uns dem Druck und erhöhen die Ärztegehälter. Aber gleichzeitig starten wir den Prozess, dessen Ergebnis der Konkurrenzkampf zwischen den Krankenhäusern sein wird, einschließlich der Schließung einiger von ihnen.´“

Pavel Páral
Viele Krankenhäuser werden also weitermachen können, allerdings weit effektiver und qualitativ besser als bisher. Das sei ein Prozess, den man nur begrüßen könne, meint Páral. Doch beginne damit auch eine Reform, die noch viele Fragen offen lasse. Und eine grundlegende Frage ganz besonders, schließt der Autor:

„Es gilt das Problem zu lösen, dass eine Menge Leute keine ausreichenden Informationen über die Qualität der Gesundheitseinrichtungen haben, und die Informationen, die sie haben, müssen nicht den Tatsachen entsprechen. Es ist deshalb notwendig, die Qualitätsbewertung der Krankenhäuser wiederzubeleben.“

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Die Hospodářské noviny befasst sich in ihrem Kommentar vor allem damit, wie es zu dieser zugespitzten Situation im Gesundheitswesen überhaupt kommen konnte. Kommentator Milan Burša gibt dafür den Landkreisen eine große Mitschuld:

„Die Kreise haben vor acht Jahren versprochen, sie würden einen effektiven Betrieb der Bezirkskrankenhäuser durchsetzen, wenn sie diese unter ihre Verwaltung bekommen. (…) Und was sehen wir in einigen Fällen heute? Aus den Krankenhäusern sind Aktiengesellschaften geworden, die mit Hilfe von EU-Finanzmitteln überteuerte medizinische Geräte ohne jedwede Konzeption und ohne Absprache mit den Krankenversicherungen kaufen.“

Die versprochenen Einsparungen, der Abbau der Bettenkapazitäten und anderes mehr, all das sei bisher ausgeblieben. Eine verpasste Gelegenheit also, schreibt Autor Burša und resümiert:

„Wenn die Kreise sich wie richtige Besitzer verhalten und gut gewirtschaftet hätten, dann hätte es zu der heutigen Situation überhaupt nicht kommen müssen. (…) Unlösbar ist diese Situation nicht, man hätte sie jedoch schon viel früher lösen und die Reserven vor allem im Rahmen der Krankenhäuser anlegen können.“