Ärzte streiken erneut wegen Kostenerstattung - Reform soll Abhilfe schaffen

Seit mehreren Jahren schon steckt das tschechische Gesundheitssystem in relativ großen Finanzierungsproblemen. Ärztliche Leistungen, Medikamente und Instrumente werden ständig teurer, aber das Versicherungswesen sieht sich kaum noch imstande, die entsprechenden Kosten zu decken. Daher wiederholen sich Ärztestreiks in immer kürzeren Abständen und eine Reform wird umso dringlicher. Tschechiens Gesundheitsminister Tomas Julinek hat deshalb die Durchsetzung eines neuen Gesetzes über Krankenkassen zu seiner obersten Priorität erklärt.

Ärztestreik  (Foto: CTK)
Am Mittwoch war es wieder soweit: Etliche Arztpraxen in den Landkreisen Zlin, Olomouc / Olmütz, Südmähren und Vysocina / Böhmisch-Mährische Höhe blieben geschlossen, weil die Mediziner ein weiteres Mal in den Streik getreten sind. Für akute Krankheitsfälle wurden jedoch wie üblich einige Ärzte vom Arbeitsausstand ausgenommen.

"Ganz sicher wird in den vom Streik betroffenen Gebieten immer ein Arzt die Behandlung der akuten Fälle sicherstellen",

sagte Zdenka Sobotkova von der Vereinigung der praktischen Ärzte des Landkreises Olmütz kurz vor Streikbeginn. Der Unmut der mährischen Ärzte richtete sich einmal mehr gegen die Allgemeine Krankenversicherung (VZP), da diese ihrer Meinung nach zu geringe Heilkosten an die Ärzteschaft abführe. Außerdem habe sie Ärzten gedroht, die Kostenerstattung um den Teil zu verringern, der für ein überzogenes Limit bei der Medikamentenverschreibung fällig werde. Martin Dolezal, der Chef der Zliner VZP-Zweigstelle, hält dem entgegen, dass der Ärztestreik völlig unbegründet sei:

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"Die Allgemeine Krankenversicherung bemüht sich schon längere Zeit mit den praktischen Ärzten über eine gerechte Bewertung ihrer Arbeit zu verhandeln. Relativ regelmäßig werden die Beträge der Kostenerstattung erhöht. Für das Jahr 2007 fand die entsprechende Verhandlung Ende Januar statt. Bei dieser Verhandlung wurde einer Erhöhung der Heilkosten zugestimmt. Einige Regionen sind aber mit den ausgehandelten Bedingungen nicht zufrieden, sondern wollen eine radikale Lösung."

Die radikale Lösung kann eigentlich nur die grundlegende Reform der Finanzierung des tschechischen Gesundheitswesens sein. An der Umsetzung dieser großen Aufgabe arbeitet derzeit ein vom Gesundheitsministerium bestelltes Team von Rechtsanwälten, Ökonomen und Versicherungsexperten, das den Entwurf eines neuen Gesetzes über Krankenkassen ausarbeitet. Und die ersten Eckpunkte dieses Gesetzes sind auch von der Tagespresse bereits veröffentlicht worden. So wird aller Voraussicht nach ab dem Jahr 2009 auch in Tschechien eine Praxisgebühr eingeführt, die pro Arztbesuch oder Aufenthaltstag im Krankenhaus je 50 Kronen betragen wird. Ausgenommen von dieser Gebühr ist lediglich der Besuch beim Hausarzt. Auch Medikamente sollen pro Rezept mit 20 Kronen vom Patienten bezuschusst werden. Auch die Aufgaben und Handlungsmöglichkeiten der Krankenversicherungen sollen sich ändern. Diese sollen dann nicht mehr wie bisher nur das Geld in alle Krankenhäuser und Arztpraxen umverteilen, sondern selbst aktiv werden und aussuchen, welche qualitativ guten und gleichzeitig finanziell erschwinglichen Heilungsmethoden sie unterstützen werden. Mit anderen Worten: Praxen und Krankenhäuser, die keine guten und effektiven Leistungen gewährleisten, werden es dann schwer haben, mit Versicherungen einen Vertrag abzuschließen. Noch ist das Ganze das Modell der Zukunft, doch spätestens zu Beginn des nächsten Jahres will Gesundheitsminister Julinek den Reformentwurf im Parlament vorlegen.