Ärztekammer warnt: Tschechien droht Dentistenmangel

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"Er hat gar nicht gebohrt", könnte es in Zukunft öfter heißen, wenn in Tschechien vom Zahnarzt gesprochen wird. Allerdings nicht, weil Karies und Parodontose fremd geworden wären in den böhmischen Ländern, sondern weil der Zahnarzt keinen Termin mehr frei hatte: Vor einem drohenden Dentistenmangel warnte am Montag die Tschechische Stomatologenkammer. Thomas Kirschner hat der Sache auf den Zahn gefühlt.

Rund 7000 Zahnärzte gibt es derzeit in Tschechien, und schon jetzt müssen Patienten lange warten. In den kommenden 15 Jahren könnte die Zahl der Dentisten fast auf die Hälfte sinken. Der Grund: viele Ärzte stehen kurz vor der Rente; Nachwuchs wird nicht ausreichendem Umfang ausgebildet. So wie örtliche Vorsitzende der Zahnärztekammer Richard Benko die Lage für Liberec / Reichenberg schildert, sieht es überall in der Republik aus.

"Auf einen Zahnarzt entfallen derzeit 1700 bis 2000 Patienten. Von 190 Zahnärzten sind in der Region Liberec etwa hundert zwischen 50 und 60 Jahre alt. Was den Nachwuchs angeht, hatten wir in den letzten Jahren acht Absolventen. Die können aber noch nicht selbstständig ordinieren, sondern müssen erst ein paar Jahre unter Aufsicht erfahrenen Kollegen arbeiten."

Die Tschechische Stomatologische Kammer hat deshalb Alarm geschlagen. Am Montag traf sich Kammerpräsident Jiri Pekarek gar mit Premierminister Jiri Paroubek. Mehr Nachwuchs auszubilden wäre grundsätzlich kein Problem, meint der Dekan der 1. Medizinischen Fakultät der Prager Karlsuniversität, Tomas Zima. Aber: Bei mehr Studenten brauche man auch mehr Geld, um die Ausbildung bezahlen zu können.

Mehr Geld fordert auch die Zahnärztekammer - allerdings nicht für die Ärzte selbst, sondern für die Vorbeugung. Damit könnte man den Bedarf an ärztlichen Behandlungen erheblich senken. Kammerpräsident Jiri Pekarek:

"Der Staat sollte sich weit mehr in den Präventionsprogrammen engagieren, was im Klartext heißt, dass vor allem Kindern, aber auch Erwachsenen verstärkt nahe gebracht werden sollte, wie man seine Zähne so pflegt, dass es gar nicht erst zu Zahnerkrankungen kommt, oder jedenfalls nicht in solchem Umfang. Wir wissen, dass das möglich ist, aber in Tschechien kümmern sich darum derzeit nur die Hersteller von Dentalpflegemitteln - und der Staat nicht."

Das müsse sich ändern, meint Pekarek. Damit wir selbst mit weniger Zahnärzten auch morgen noch kraftvoll zubeißen können.