Allerseelen auf den Wolschaner Friedhöfen
Allerheiligen und Allerseelen sind in Tschechien zwar keine staatlichen Feiertage, doch auch hierzulande gedenken die Leute ihrer Verstorbenen. An Allerseelen, "Dusicky", am 2. November, besucht man traditioneller Weise die Friedhöfe, um Blumen ans Grab zu legen und Kerzen anzuzünden. Anna-Lotta Liss und Bastian Sillner waren zu Allerseelen, auf den Wolschaner Friedhöfen /Olsanske hrbitovy in Zizkov.
Die Vinohradska ist eine der Hauptverkehrsstraßen Prags. Nahe des Knotenpunktes Flora drängen sich Autos, LKWs und Trambahnen auf der Fahrbahn. Ein großes Shoppingcenter an der Kreuzung lädt zum Einkaufen ein. Gleich neben dem Einkaufszentrum steht eine Steinmauer, die sich an der Straße entlang zieht. Dahinter liegen die Wolschaner Friedhöfe, eine der größten Begräbnisstätten Europas.
Am Friedhofstor haben Händler Klapptische aufgebaut und verkaufen Kerzen und Blumengestecke. Ein Grab reiht sich an das andere, auf den Wegen dazwischen liegen welke Blätter. Viele Gräber sind schon mit Gestecken, Blumen und brennenden, roten Kerzen geschmückt - auch wenn es erst zehn Uhr morgens ist.
Eine ältere Frau bückt sich über eine Grabplatte. Behutsam steckt sie getrocknete Kornblumen und Disteln in einen Kranz aus Tannenzapfen. Ihr Mann reicht ihr die Trockenblumen aus einer Plastiktüte.
"Wie pflegen hier ein Grab, es ist das Grab der Familie meines Mannes. So gehört sich das zu Allerseelen, damit alles schön ist für den Winter."
Bohdan Sekowsky schmückt das Grab seiner Eltern. Er mache das jedes Jahr zu Allerseelen, erzählt der alte Mann mit der braunkarierten Schiebermütze.
"Heute ist der Tag der Verstorbenen. Da muss alles in Ordnung sein. Selbstverständlich bringe ich Blumen und Kerzen hierher."Viele Tschechen legen Tannengrün auf die Gräber. Bohdan Sekowsky hat gelbe Herbstastern mitgebracht. Er möchte, dass auf dem Grab seiner Eltern frische Blumen liegen.