Alptraum-Prozess Uzunoglu: 13 Jahre bis zum Freispruch

Yekta Uzunoglu (Foto: CTK)

Nach 13 Jahren ist am Dienstag das längste Verfahren der tschechischen Justizgeschichte zu Ende gegangen - mit dem lang erwarteten Freispruch für den tschechisch-türkischen Mediziner Yekta Uzunoglu. Folter, Vorbereitungen zu drei Morden, Betrug und Erpressung waren dem Arzt unter anderem vorgeworfen worden. Hinter den haltlosen Anschuldigungen stand offenbar das Bemühen seiner Gegner, Uzunoglu aus dem Weg zu räumen. Der obskure Mammutprozess wirft vor allem ein Licht auf die Missstände in der tschechischen Justiz. Thomas Kirschner berichtet

Yekta Uzunoglu  (links) und Jaromir Stetina  (Foto: CTK)
Der Alptraum von Yekta Uzunoglu begann im Sommer 1994. Ein türkischer Landsmann hatte damals ausgesagt, dass Uzunoglu ihn gefoltert und erpresst habe. Bald türmte sich ein immer höheres Gebäude aus Anschuldigungen gegen den Mediziner auf, bis hin zur Vorbereitung von drei Morden. Zweieinhalb Jahre saß Uzunoglu insgesamt in Haft. Von den Vorwürfen bestätigte sich keiner. Das Prager Berufungsgericht stufte nun, nach 13 langen Jahren, auch die ursprünglich Aussage als widersprüchlich und unglaubwürdig ein. Für Verteidiger Vladimir Jablonsky steht hinter dem Prozess der Versuch, die Existenz Uzunoglus zu vernichten:

"Der Zeuge hat gelogen, von Anfang an und ununterbrochen, und das offenbar unter der Anleitung Dritter. Der Zeuge war nur ein Fußsoldat - er hat sich das nicht selbst ausgedacht, er ist dafür ausgewählt worden. Der Zweck dieser ganzen Aktion war schon vor zwölf Jahren erreicht, als Doktor Uzunoglu verhaftet wurde. Er hat jemandem einfach im Weg gestanden."

Yekta Uzunoglu  (Foto: CTK)
Der unendliche Prozess legte die Schattenseiten der tschechischen Justiz offen. So konnten Uzunoglus Gegner, denen der Mediziner offenbar bei Türkei-Geschäften in die Quere gekommen war, womöglich auch Verbindungen zur Polizei nutzen - einer der an dem Fall beteiligten Polizisten ist in der Zwischenzeit wegen Verflechtung ins organisierte Verbrechen zu 14 Jahren Haft verurteilt worden. Zahlreiche Prominente, darunter auch Ex-Präsident Vaclav Havel, hatten sich bereits während des Verfahrens für Uzunoglu engagiert. Auch Eva Dobrovolna von der Menschenrechtsorgansiation Amnesty International sieht in dem Verfahren eine Reihe von erheblichen Mängeln:

"Neben der Verschleppung des Prozesses sind noch weitere Missstände zu Tage getreten, vor allem Verstöße gegen das Recht, Zeugen zu laden und zu befragen und gegen das Recht auf angemessene Verteidigung. Doktor Uzunoglu gibt außerdem an, dass er während seiner Haft körperlich misshandelt und psychisch unter Druck gesetzt wurde."

Und wie reagierte Uzunoglu selbst auf den Freispruch? Er sei sehr glücklich, dass die Wahrheit endlich gesiegt habe, sagte der Mediziner. Ende gut - alles gut, das kann in diesem Fall aber für die tschechische Justiz nicht gelten. Uzunoglu kündigte bereits an, dass er vom Staat eine Entschädigung einklagen wolle. Die soll dann an Organisationen gehen, die sich für Recht und Gerechtigkeit in Tschechien einsetzen.