Als das Wandern noch ein Abenteuer war: Tourismus-Museum in Bechyně
Man begegnet ihnen überall in der Natur, aber auch am Stadtrand von Prag: Markierungen der Wanderwege. Oft sind sie an Bäumen, Stangen oder Steinen befestigt. Hier in Tschechien haben diese Markierungen immer zwei weiße Streifen und dazwischen einen roten, blauen, grünen oder gelben Streifen - je nach Weg. An Stellen, wo sich die Wege kreuzen, gibt es zudem Schilder mit Namen der Wanderziele und deren Entfernungen. Das recht dichte Netz von präzise markierten Wanderwegen wissen auch ausländische Besucher Tschechiens zu schätzen. Die Hunderte von Kilometern markierter Wander- und auch Radwege verdanken die Unternehmungslustigen dem Tschechischen Touristenverein. Er kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. In der südböhmischen Stadt Bechyně hat der Verein vor ein paar Jahren ein Tourismus-Museum eröffnet, das einzige seiner Art in Tschechien.
Darum beschloss der Klub, die Markierung von Wanderwegen aufzunehmen. Die Art der Markierung von Wander- und Radwegen sowie der Loipen in Tschechien ist sehr einfach und gehört zu den besten auf der Welt. Der Klub hat von seiner Gründung an aber nicht nur Wanderwege markiert. Er ließ beispielsweise auch zahlreiche Aussichtstürme erbauen. Die Idee zum ersten von ihnen entstand bei der ersten Reise des Klubs, die nach Paris führte. Die Tschechen waren fasziniert vom Besuch des Eiffelturms. Sie beschlossen, einen derartigen Turm auch in Prag zu errichten. Der 62,5 Meter hohe Aussichtsturm wurde nach dem Entwurf von Architekt Vratislav Pasovský 1891 erbaut – und steht bis heute auf dem Prager Laurenziberg / dem Petřín.
Aussichtstürme waren nicht das einzige, was der Klub tschechischer Touristen schon kurz nach seiner Entstehung erbaut hat. Auch mehrere Schutzhütten entstanden, erzählt Jan Havelka.„Ich möchte auf die beiden ältesten Schutzhütten aufmerksam machen. Am ältesten war die Hütte bei der Schlucht Macocha im Mährischen Karst. Sie wurde 1895 eröffnet. Ein paar Monate später wurde die Schutzhütte in Dobrošov bei Náchod im Adlergebirge erbaut.“
Die Mitglieder des Vereins haben sich zudem um die Popularisierung des Skisports verdient gemacht. Und dank dem Verein lernte die Öffentlichkeit bis dahin wenig besuchte Flecken der Natur kennen - wie die Flusstäler von Moldau, Lužnice und Otava.
„Der Sinn der Zeitschrift war und ist bis heute, die Öffentlichkeit mit den Natursehenswürdigkeiten unserer Heimat bekannt zu machen. Zudem enthält die Zeitschrift Tipps, wie bestimmte beachtenswerte Orte am besten zu erreichen sind. Und natürlich erfahren die Leser, wie man sich bei einer Wanderung anziehen soll. Die Wanderausrüstung hat sich während der mehr als 100 Jahre schließlich ziemlich geändert.“
Im 19. Jahrhundert musste ein echter Tourist einen Wanderhut aus der neuesten Modekollektion haben, wie in der Ausstellung gezeigt wird. Zudem kann man sich in der Ausstellung auch eine Vorstellung vom Outfit der Skiwanderer in der Ersten Republik machen. Zu den Raritäten gehört der Touristenausweis des ersten tschechoslowakischen Staatspräsidenten, Tomáš Garrigue Masaryk.
Doch das Museum in Bechyně bietet auch Praktisches für den heutigen Wanderer: Auf einer interaktiven Landkarte kann er beispielsweise eine Wanderung zu einer der 200 Aussichtstürme Tschechiens oder einem anderen beliebigen Touristenziel planen. Da das Museum im Gebäude der ehemaligen Synagoge untergebracht ist, wird dort des Weiteren die Geschichte der jüdischen Gemeinden der Region geschildert.Das Tourismus-Museum in Bechyně ist im Juli und im August täglich außer Montag von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Vom April bis Juni und vom September bis Oktober kann man das Museum nur am Wochenende besuchen. Reisegruppen können das Museum nach telefonischer Vereinbarung jedoch auch außerhalb der Öffnungszeit besichtigen. (Tel: 00420 / 728 980 575)