Petr-Vok-Schloss in Bechyne
Auf den ersten Blick wird uns das südböhmische Städtchen Bechyne /Beching/ faszinieren, das auf einem Felsen hoch über dem Tal des Flusses Luznice liegt. Im dortigen gotischen Franziskaner-Kloster ist heute eine Musikgrundschule untergebracht und daher ist eine Besichtigung des Klosters leider nicht möglich. Doch im Schloss wird jeder Besucher gerne willkommen geheißen. Nach Bechyne werden Sie nun von Markéta Maurová begleitet.
Der Weg ins Stadtzentrum führt uns zunächst durch einen Kurpark: Ende des 18. Jahrhunderts wurden in Beching nämlich zwei Heilquellen entdeckt und ein Kurort errichtet. Sowohl Adelige als auch Bürger pflegten dort ihren Bewegungsapparat. Später ließen sich in Bechyne viele Prager ihre Sommervillen errichten und weilten dort von Frühling bis Herbst. In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts kaufte Herr Kratky das Bad. Wie viele andere, wurde auch er nach 1948 enteignet. Doch in den 90er Jahren erhielt die Familie Kratky das Bad in der Restitution zurück und betreibt es bis heute. Da nähern wir uns aber schon der eigentlichen historischen Stadt. Sie ragt auf einem Felsen über dem Zusammenfluss des Flüsschens Studena und dem Strom Luznice empor. Die Stadt wurde von König Johann von Luxemburg errichtet und zwar um eine ältere königliche Burg Premysl Ottokars II herum. Johann von Luxemburg ließ die Vorburg mit Stadtmauern umschließen, von deren Basteien zwei bis heute erhalten geblieben sind. Die eine gehört zur Südböhmischen Galerie von Mikolas Ales, die andere wird heute bewohnt. Einen großen Aufschwung erlebte Bechyne Ende des 14. Jahrhunderts, als sie von den Sternbergs gekauft wurde. Der wohl bekannteste Eigentümer der Herrschaft ist aber der berühmte Rosenberger Petr Vok, der im letzten Drittel des 16. Jahrhunderts etwa 20 Jahre lang Beching besaß und seine Amtsgeschäfte hierher übertrug. Er ließ die Burg in ein repräsentatives Schloss umbauen, in dem heute eine Ausstellung zu besichtigen ist, die eben an Petr Vok erinnert. Durch die Ausstellung führte uns Nada Podarilova:
"Diese Ausstellung ist Petr Vok gewidmet. Er wurde am 1. Oktober 1539 geboren. Als 22jähriger unternahm er eine Reise in die Niederlande und nach England ... Im Alter von 30 Jahren wollte er sich auf eigene Füße stellen und daher kaufte er die Herrschaft von Beching. In jener Zeit war er es aber gewöhnt, ein sehr anspruchsvolles gesellschaftliches Leben zu führen und schwelgte im Überfluss. Ab seinem 40. Lebensjahr änderte sich dies: Allmählich wurde aus ihm ein guter Wirtschaftler. Damals schloss er auch die Ehe mit der damals erst 14jährigen Katharina von Ludanitz."Die Hochzeit spielte sich im Prachtsaal des Schlosses ab, der heute den Namen von Petr Vok trägt.
"Genau hier fand am 14. Februar 1580 die Hochzeit von Petr Vok und Katharina von Ludanitz statt. Die Hochzeit war sehr schön, dauerte mehrere Tage und zahlreiche bedeutende Persönlichkeiten jener Zeit wurden eingeladen. Interessant ist, dass während der Hochzeitsfeier über 35 Tausend Liter Wein, 30 Tausend Liter Bier ausgetrunken wurden und viel Fleisch gegessen wurde. Den Gästen ging es hier wirklich gut."In dem Saal, in dem einst die berühmte Vermählung stattgefunden hatte, kann man sich bis heute trauen lassen. Das Milieu ist für eine solche Gelegenheit höchst geeignet, weil sehr schön. Außerdem werden dort auch Konzerte und Theatervorstellungen gegeben.
"Zur jener Zeit, als hier die Hochzeit von Vok gefeiert wurde, wurde der Saal nicht von diesen fünf Gemälden geschmückt, sie entstanden erst später. Vok ließ diese Nischen ausmalen. Wir können hier Adam und Eva sehen, des weiteren sind hier die menschlichen Tugenden und Laster in Form von Frauenfiguren dargestellt. Und auf der linken Seite sind biblische Motive wie etwa Samson und David zu sehen. Später, im Jahre 1596 verkaufte Vok die Herrschaft Beching an Adam von Sternberg, der die weitere Ausschmückung des Saals ergänzte. Den größten historischen Wert haben fünf Gemälde an dieser Wand, die die zeitgenössische höheren Gerichtshöfe des Königreichs Böhmen zeigen. In der Mitte sehen wir das oberste Gericht. Auf dem Thron sitzt Rudolf II. und zu dessen Rechten der damals 60jährige Petr Vok."Petr Vok interessierte sich für die Wissenschaft, für Astronomie. Er sammelte Bücher und unterstützte deren Herausgeben. Die Besucher des Schlosses können u.a. Voks Dolch besichtigen, aber auch verschiedene Messgeräte und Becher, die er benutzte. Im Schloss ist u.a. auch ein Brief ausgestellt, den Vok an seine Frau Katharina schrieb und in dem er sie mit "meine allerliebste Oma" anspricht. Sie nannte ihn nämlich im Scherz "Graukopf", gerade wegen des großen Altersunterschiedes zwischen ihnen. Und er erwiderte dies mit "Oma".
Verlassen wir nun den Rosenberger und machen einen weiten Sprung in der Geschichte. Die letzten Schlossbesitzer waren die Herrn von Paar, denen das Schloss nach 1948 enteignet wurde. 1990 erhielt Alfons Paar es in der Restitution zurück. Er ist jedoch nicht der einzige Eigentümer, sondern gründete gemeinsam mit den Brüdern Josef und Milan Stava eine Aktiengesellschaft Panstvi Bechyne /Herrschaft Bechyne/."Unser Urgroßvater arbeitete hier als Schlossverwalter und unser Großvater war hier Heger. Und der andere Großvater arbeitete als Braumeister in der hiesigen Brauerei. Wir pflegten sie also hier zu besuchen. Bechyne war auch die letzte tschechische Adresse meines Bruders. Unsere Mutter lebte hier und starb erst vor drei Jahren."
Dies erzählte uns einer der heutigen Besitzer, Milan Stava. Vom ursprünglichen Beruf her ist er Doktor der Naturwissenschaften. Als Rentner wechselte er jedoch zur Profession des Herrschafts- und Schlossverwalters, die er zunächst erlernen musste. Sein Bruder Josef lebt in der Schweiz und leitet eine pharmazeutische Firma. Gerade er hat die Entwicklung der Herrschaft und Renovierung des Schlosses zum Großteil finanziert.
Die Herrschaft erstreckt sich auf einer Fläche von 5 Tausend Hektar und wird vor allem von Wäldern bedeckt. Auch 50 Teiche liegen dort. Das Schloss wird seit sieben Jahren renoviert und wurde erst kürzlich für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Vor 1989 wurde es als Erholungs- und Schulungsgebäude der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften genutzt und befand sich in einem relativ schlechten Zustand. Die Akademie hat auch die gesamte Einrichtung aus dem Schloss entfernt, deren Rückgabe dieser Tage jedoch vom Obersten Gericht angeordnet wurde. Die Besitzer planen daher die Möbel wieder im Schloss zu installieren und in Zukunft einen Besichtigungsrundgang durch die dann wahrlich historischen Räume zu eröffnen. Zum Schloss gehört auch das Museum von Vladimir Preclik - einem tschechischen Bildhauer, der dort in fünf Etagen seine Skulpturen, Bilder und Graphiken von 1953 bis heute ausstellt. Das Schloss bietet jedoch auch viele Erholungsmöglichkeiten - man kann dort Golf spielen, einen Pferderitt in der Umgebung unternehmen, zur Jagd gehen und vieles mehr. Für die bevorstehende Saison werden etwa 16 verschiedene Kultur- und Unterhaltungsveranstaltungen vorbereitet."Die Saison wird am 11. Mai eröffnet. Im ganzen Schlossareal wird aus diesem Anlass ein Old-Timer-Rennen stattfinden. Also keine Kultur, aber so etwas lockt vor allem die Kinder an. Es sollen relativ viele Autos aus der Zeit von 1905 bis zum Zweiten Weltkrieg hier sein, neuere Wagen dürfen an den Start nicht gehen."
Geplant sind aber auch zahlreiche Kulturveranstaltungen. Darunter auch eine Ausstellung der Graphik- und Keramik-Werke von Pablo Picasso, die aus dem Schweizer Ascona importiert wurde und etwa Mitte Juni eröffnet werden soll. Einen Höhepunkt stellen darunter 30 Picasso-Graphiken dar.
"Die Graphiken wurden 1931 in Paris aus Anlass dessen 50. Geburtstages Picassos herausgegeben. Es handelt sich um Illustrationen zu Ovidius´ Metamorphosen. Wir hoffen, dass es sozusagen eine Kulturbombe sein wird, denn es sind nicht so viele Picasso-Ausstellungen in Tschechien zu sehen"
Soweit Milan Stava und seine Einladung nach Bechyne in das dortige Schloss. Mit dieser Einladung möchte sich auch Radio Prag heute von Ihnen verabschieden. Für Ihre Aufmerksamkeit bedankt sich Markéta Maurová.