Willkommen bei den Rosenbergern: Schloss Kratochvíle

Schloss Kratochvíle (Foto: Martina Schneibergová)

Eine prächtige italienische Renaissancevilla inmitten der südböhmischen Landschaft – das ist das Schloss Kratochvíle / Kurzweil. In unseren Sendungen haben wir Ihnen die Residenz vor einigen Jahren schon einmal vorgestellt. Sie wurde in den letzten Jahren gründlich renoviert. In diesem Jahr wird sie das Zentrum der sogenannten „Nacht der Burgen und Schlösser“ sein.

Schloss Kratochvíle  (Foto: Martina Schneibergová)
Zwei Kilometer nordwestlich des südböhmischen Städtchens Netolice liegt Kratochvíle. Das verzierte Tor ist von der Straße aus zu sehen. Durch das Tor kommt man in einen großen Park, in dessen Mitte die Renaissancevilla steht. Erbauen ließ sie Wilhelm von Rosenberg (Vilém z Rožmberka), der Oberster Burggraf von Böhmen war. Vojtěch Troup ist Kastellan von Kratochvíle:

Der Architekt war der Italiener Baldassare Maggi aus Arogno. Mit dem Bau wurde 1583 begonnen. Dieser Baumeister arbeitete mehrere Jahre lang in Südböhmen vor allem im Dienst der Rosenberger und der Herren von Hradec. Zu seinen bekanntesten Werken gehört beispielsweise der Turm des Schlosses in Český Krumlov / Krumau. Im Schloss in Jindřichův Hradec / Neuhaus schuf er den dortigen Musikpavillon. Er leitete zudem die Arbeiten, mit denen das Schloss in Telč / Teltsch umgebaut wurde. Aber sein schönstes Werk ist Kratochvíle, vor allem aus dem Grund, dass es sich um keinen Umbau einer existierenden Residenz handelte. Das Schloss wurde sozusagen auf der grünen Wiese erbaut.“

Wilhelm Rosenberg  (Foto: Barbora Kmentová)
Wilhelm Rosenberg ließ sich bei seiner Vorstellung, eine Renaissancevilla in Südböhmen zu besitzen, durch Paläste in Italien inspirieren. Der Eintrittssaal zeugt davon, dass Kratochvíle vor allem als Jagdschloss genutzt wurde. Die Wandmalereien zeigen verschiedene Jagdszenen. Das erste prunkvoll eingerichtete Schlosszimmer bewohnte einst Johann Zrinsky von Seryn, der Neffe von Wilhelm und seinem Bruder Peter Wok (Petr Vok) von Rosenberg.

„Johanns Mutter Eva von Rosenberg war eine bewundernswerte Dame, die in den höchsten Adelskreisen erzogen wurde. In Johanns Zimmer hängt ein Portrait von ihr. Sie war hochgebildet, aber hatte nicht viel Lust, sich den damaligen Konventionen anzupassen. Sie verliebte sich in einen mächtigen Mann: in den kroatischen Adeligen Nikolaus Zrinski. Später hat sie ihn auch geheiratet. Ihr Mann starb bei der Verteidigung der ungarischen Stadt Sziget vor den Türken. Nach seinem Tod entstanden mehrere Gedichte über den Feldherrn. Johann Zrinski war zwei Jahre alt, als sein Vater fiel.“

Vojtěch Troup  (Foto: Martina Schneibergová)
Aus dem Erdgeschoss führt eine Wendeltreppe in die erste Etage. Dort befinden sich unter anderem die Räumlichkeiten, die Peter Wok von Rosenberg bewohnte. Der große obere Saal des Schlosses wird bis heute für Konzerte und Literaturabende genutzt. Der prunkvollste Raum ist der sogenannte Goldene Saal. Er diente den Rosenbergern als Repräsentationsraum. In diesem Saal musizierte einst oft auch die Rosenberger Kapelle. Das Musikensemble hatte Wilhelm von Rosenberg gegründet und finanziert. Es gibt Kompositionen, die speziell für dieses Ensemble geschrieben wurden.

Foto: Martina Schneibergová
Aus dem Goldenen Saal geht es wieder ins Erdgeschoss des Schlosses hinab. Dort gibt es einige Diensträume. In einem davon wurde das Essen für die Rosenberger aufgewärmt und serviert, das aus der Küche gebracht wurde. Die Küche indes befand sich in einem anderen Gebäude. Besichtigen kann man auch ein Badezimmer aus der Renaissancezeit, das gleichzeitig als Raum zur Entspannung diente. Das gesamte Schloss wurde in den vergangenen Jahren gründlich restauriert. Die Residenz wurde jedoch nie geschlossen. Die Besucher hatten somit die Möglichkeit, die Arbeit der Restauratoren aus nächster Nähe zu verfolgen. Zuletzt wurde die Kirche Mariä Geburt instand gesetzt. Kastellan Vojtěch Troup über die Geschichte des Sakralbaus:

Foto: Martina Schneibergová
„Als die Kirche erbaut wurde, heiratete der Witwer Wilhelm von Rosenberg gerade seine vierte Frau Polyxena von Pernstein. Sie war streng katholisch, genauso wie ihre Mutter Maria Manrique de Lara, die Hofdame bei der Kaiserin Maria war. Wilhelm bekannte sich zwar zum katholischen Glauben, in Glaubensfragen aber war er sehr versöhnlich. Alle seine vorhergehenden Frauen bekannten sich zum Protestantismus.“

Die neue katholische Kirche wurde mit Wandmalereien geschmückt, deren Thema der Passionszyklus ist. Als Vorlage dienten Alfred Dürers Graphiken. Auf den Malereien im Presbyterium ist wiederum Gott der Vater mit Engeln abgebildet, die Symbole des Leidens Christi tragen. An der Wand unter der Orgel befindet sich ein Holzrelief. Das Kunstwerk habe eine interessante Geschichte, erzählt der Kastellan:

Foto: Martina Schneibergová
„Das Thema des Holzschnittes ist die Offenbarung des heiligen Johannes. Ich habe das Kunstwerk im Pfarramt in Netolice gefunden, wo es wahrscheinlich Jahre lang auf dem Boden lag und unter einem schwarzen Leintuch versteckt war. Als ich gesehen habe, wie herrlich dieser Holzschnitt ist, haben wir mit dem Pfarramt vereinbart, dass wir ihn kaufen. Wir ließen ihn restaurieren und an der Wand gegenüber des Altars installieren. Der Altar ist ein Werk des Holzschnitzers, der als Monogrammist IP bekannt ist.“



Schloss Kratochvíle  (Foto: Martina Schneibergová)
In der Kirche, die 1997 wieder geweiht wurde, finden einmal im Monat Gottesdienste statt. Oft wird die Kirche für Hochzeiten und Taufen genutzt.

Schloss Kratochvíle ist im Mai und im September täglich von 9 bis 16.30 Uhr sowie von Juni bis August von 9 bis 17.30 Uhr geöffnet. Im April und im Oktober ist es nur am Wochenende zugänglich.

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