Alternativnahrung gegen Zivilisationskrankheiten
Viele Beschwerden gelten heutzutage als Zivilisationskrankheiten - als Krankheiten, die der Wohlstand mit sich gebracht hat. Immer mehr Menschen in den Industrieländen leiden an Diabetes, sind gegen bestimmte Produkte wie Nüsse oder Milch allergisch oder vertragen kein herkömmliches Mehl. Schwedische Unternehmen versuchen seit einigen Jahren, für diese Menschen einen Ausweg anzubieten. Sie entwickeln spezielle Lebensmittel, die das Leben mit diesen Krankheiten erleichtern sollen. Markus Wetterauer stellt die gesunden Produkte vor:
Hautausschläge, Magenschmerzen, Atemnot: Allergien und Unverträglichkeiten gegen bestimmte Nahrungsmittel können den Patienten das Leben zur Hölle machen. Erst seit ein paar Jahren kommt man den Ursachen dafür auf die Spur, erläutert Evamarie Källgren vom Mehlproduzenten Finax im Südschwedischen Helsingborg:
"Früher hat man vielleicht gesagt, dass man ein Problem mit dem Magen oder der Haut hat. Mit den heutigen Analysemethoden erkennt man eine Unverträglichkeit gegen Gluten oder Laktose. Und da setzen wir an."
Vor etwa zwanzig Jahren entwickelte das Unternehmen glutenfreie Mehlmischungen und war damit Trendsetter in Europa. Inzwischen gibt es alles, von der Brotmischung über Kuchenmehl bis hin zu Müsli und Nudeln. Andere Firmen in Schweden bieten Milch oder Eis ohne Laktose an. Die herkömmlichen Rohstoffe wie Kuhmilch oder Weizenmehl werden dabei zum Beispiel durch Soja, Reis oder Mais ersetzt. Das hört sich unkomplizierter an, als es ist. Denn tatsächlich müssen die Firmen dabei drei hohe Hürden überwinden. Hürde eins: die Weiterverarbeitung. Schließlich soll auch aus dem Ersatzmehl später einmal ein Kuchen oder ein Brot werden, sagt Evamarie Källgren.
"Das ist nicht so einfach. Man hat ja keine Weizenstärke, die man zum Aufgehen des Teigs braucht. Das muss man auf eine ganz andere Art und Weise erreichen."Dann folgt Hürde zwei: der Geschmack. Der Trick dabei ist, die Rohstoffe richtig zu mischen, ohne irgendwelche chemischen Mittel reinzustopfen, sagt Källgrens Kollege Lennart Andersson. Denn was Allergiker am wenigsten brauchen können, sind E-Stoffe jedweder Art.
Bleibt Hürde drei: der Preis. Er soll möglichst nicht höher liegen als bei herkömmlichen Produkten. Denn anders können sich die Betroffenen ein Lebensmittel wie Eis ohne Laktose kaum leisten, erklärt Geschäftsführer Ingemar Folkeson von der Ingman-Molkerei im südschwedischen Ahus.
"Es kostet genauso viel wie normales Eis von dieser Qualität. Die Rohstoffe sind in der Tat teurer, aber wir können das Preisniveau halten, weil wir jahrelange Erfahrung mit der Produktion haben."
Und noch eine Erfahrung haben die Spezialisten aus den schwedischen Unternehmen gemacht: Nicht nur Kranke kaufen inzwischen die besonders gesunden Lebensmittel, sondern immer breitere Bevölkerungsschichten. Weniger Fett und Zucker, stattdessen mehr Ballaststoffe und Eiweiß, heißt die Devise. Die Menschen wollen damit Wohlstandskrankheiten wie Diabetes, Übergewicht oder Bluthochdruck vorbeugen.