Heiler auf vier Pfoten

Ganz zum Schluss kommen wir nach Prag. Alternative Heiler, die sich hier auf besondere Art um kranke Menschen kümmern, heißen zum Beispiel Alik oder Punta. Sie haben vier Beine, auf Deutsch würde man sie vielleicht Struppi oder Flocki rufen. Es handelt sich um Hunde, die in der so genannten Canistherapie zum Einsatz kommen. Bara Prochazkova hat sich umgehört:

"Wenn Sie mit einem Hund ins Krankenhaus kommen, dann leuchten die Augen der Kinder!" sagt Michaela Fidlerova. Deshalb besucht die junge Studentin mit ihrem Hund ehrenamtlich Woche für Woche das Prager Krankenhaus Motol. Denn ihre Hündin Angie kann heilen, behauptet sie. "Hunde heilen keine Grippe, aber sie verbreiten ein gutes Gefühl."

Ausgebildet werden die Assistenz-Hunde unter anderem von der tschechischen Organisation Helpes. In den letzten fünf Jahren wurden rund 150 Tiere auf ihre Aufgabe in der Canistherapie - also dem Heilen durch den Hund - vorbereitet. Therapeutisches Zusammenspiel zwischen Mensch und Tier: In der Welt bereits seit 40 Jahren ein Begriff, in Tschechien ein neues Phänomen.

"Der Charakter und die Eigenschaften des Hundes sind das Wichtigste", betont die Vorsitzende des Vereins Helpes, Zuzana Dausova. Die Hunde müssen ruhig, menschenlieb, ausgeglichen und tolerant sein, aber gleichzeitig auch lebhaft. Angeborene Eigenschaften reichen nicht, viel lernen müssen die Hunde auch.

"Sie macht die Tür auf und kann sie auch mit ihrem Hintern wieder schließen. Sie bringt Gegenstände, etwa Schuhe. Und wenn mein Telefon oder meine Krücken herunterfallen, dann hebt sie sie wieder auf", lobt Zdenek Hrabe seine Hündin Whisky.

Seit vor zehn Jahren ein Mordversuch gegen ihn verübt wurde, ist Hrabe schwer behindert. Der Assistenz-Hund hat nun seine Lebensqualität gesteigert:

"Er hat mein ganzes Leben verbessert, vor allem psychisch."

Ein Hund, sagt eine Ausbildnerin, ist kein Medikament, das man dem Patienten verschreiben könnte. Aber der Hund wird "genutzt" für die psychische und physische Entwicklung des Menschen:

"Mit Hilfe des Hundes kann man zum Beispiel Kontakt zu einem Patienten aufnehmen. Er ist eher ein Mittler, er kann nicht direkt heilen", sagt die Trainerin für Assistenz-Hunde Irena Bartonova aus Prag. Auch die Muskelentwicklung oder die Feinmotorik bei Kranken kann gefördert werden, bei Alzheimer- oder Epilepsie-Patienten kann die Anwesenheit von Hunden den Gesundheitszustand verbessern. Und auch bei behinderten Kindern:

"Die Augen unseres Kindes entwickeln sich besser, denn es beobachtet den Hund, dreht sich nach ihm um", sagt der Vater des behinderten siebenjährigen Dominik, gleichzeitig das Herrchen der dreijährigen Hündin Valentine.

Auch der blinden Jitka Vedrova hilft seit einem Jahr ein Hund, den Alltag zu bewältigen:

"Ich habe durch den Hund mehr Möglichkeiten, mit anderen Personen in Kontakt zu treten", sagt die blinde 26-Jährige.

Eines steht fest: Die Anwesenheit eines Hundes bringt Freude. Heilungsprozesse können dadurch beschleunigt werden.