Am Montag begann eine Streikbereitschaft in den Schulen
Die Schulgewerkschaften haben am Wochenende zu einer Streikbereitschaft aufgerufen. Sie wollen damit gegen eine Gesetzesnovelle zur Staatsverwaltung und Selbstverwaltung im Schulwesen protestieren. Über die Situation in den Prager Schulen erkundigte sich Daniela Kralova.
Streikbereitschaft? "Davon merken wir hier nichts," hört man von einigen Direktoren der Grundschulen in Tschechiens Hauptstadt. "Bei uns ist niemand in den Gewerkschaften, deshalb gibt es auch niemanden, der etwas organisieren könnte", sagt zum Beispiel Petr Linhart, ein Schuldirektor in der Prager Altstadt.
Was ist also der Grund des Protestes, zu dem die Gewerkschaften aufgerufen haben? Sie kritisieren die Kompetenzverschiebung im Schulwesen, zu der es nach der Gesetzesnovelle kommen soll. Danach wird nicht mehr wie bisher der Schuldirektor durch ein Auswahlverfahren gewählt, das vom staatlichen Schulamt durchgeführt wird, sondern die Entscheidung können dann die Gemeinden direkt - und ohne eine Ausschreibung - treffen.
Auch die Schuldirektoren, mit denen wir sprachen, billigen die Novelle trotz der mangelnden Streikbereitschaft nicht ganz. Der Schuldirektor Petr Linhart bezieht zum Beispiel die folgende Stellung:
"Wenn es darum geht, dass die Gemeinden den Direktor ernennen sollen, dann bin ich nicht dagegen. Unsere Schule gehört zu einer Gemeinde, die sehr gut mit den Schulen auskommt, d.h. ich habe aufgrund eigener Erfahrung von der Gemeindeverwaltung keine Angst. Wenn die Gemeinde eine Schule errichtet, sollte sie auch das Recht haben, den Direktor zu ernennen. Aber trotzdem denke ich, dass für diese Ernennung ein Auswahlverfahren notwendig ist."
Auch die Schuldirektorin Petra Kostalova aus dem Prager Bezirk Mala Strana befürchtet keine negative Veränderung für sich und ihre Schule. In Prag wird sich ihrer Meinung nach im Gegensatz zu kleineren Städten nur wenig verändern:
"Vor allem die Schulen in den Kleinstädten und Dörfern werden schlecht dran sein, hier in Prag wird die Novelle wahrscheinlich keine solchen Folgen haben. Aber es stimmt wohl, dass die Situation viel politischer sein wird als bisher. Die Schulen werden mit allem drum und dran auf die Gemeinden angewiesen sein, und dadurch kann es dort einen großen Druck geben. Und der größte Druck ist immer das Geld. Wenn der Direktor Geld für etwas beantragt, was im Interesse der Kinder und der Schule ist, aber womit die Gemeinde nicht einverstanden ist, dann kann die Schule in einen Konflikt mit den Gemeindevertretern kommen. Und der Konflikt wird dann aus der Machtposition heraus entschieden."