Teuer, aber wichtig: Die Zukunft von Kleinschulen in Tschechien

In Tschechien gibt es eine Rekordzahl an Kleinschulen. Sie sind von großer Bedeutung für Kleingemeinden und ihre Bewohner, ihr Betrieb ist aber teuer. Das Bildungsministerium sieht eine mögliche Lösung in der Zusammenlegung kleiner Schulen zu größeren Einheiten.

Kleinschulen machen mehr als ein Drittel der insgesamt 4000 Grundschulen in Tschechien aus. Ihre Besonderheit ist, dass sie nicht in allen neun Grundschulklassen Unterricht anbieten. Meistens werden die Kinder dort von der ersten bis fünften Klasse unterrichtet, in manchen Kleinschulen wird auch mit jahrgangsübergreifend geführten Klassen gearbeitet.

Die Kleinschule in Lukavice / Lukawitz in der ostböhmischen Region Chrudim hat gerade an einem Projekt teilgenommen, um die Kinder für Bücher zu begeistern. Sie hat etwa 50 Schüler. Für die dortigen Lehrer ist es daher einfacher, solche Projekte zu organisieren. Und die Daten der tschechischen Schulaufsichtsbehörde belegen noch weitere Vorteile von Kleinschulen. Tomáš Zatloukal ist der zentrale Schulinspektor:

„Mit den Kindern arbeitet die meiste Zeit nur ein Lehrer. Er kennt sie sehr gut, auch ihre familiären Hintergründe. Er kann eventuelle negative sozioökonomische Einflüsse der Familien im Unterricht berücksichtigen, um das Potenzial der Schüler zu nutzen. Das Klima ist in kleinen Klassen deutlich besser.“

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Mobbing etwa ist den Daten zufolge dort viel weniger verbreitet. Vergleichstests in Tschechisch und Mathematik im Jahr 2019 zeigten zudem, dass Fünftklässler aus Kleinschulen vergleichbare Leistungen erbrachten wie ihre Altersgenossen aus großen Schulen. Der Fremdsprachenunterricht bleibt in Kleinschulen allerdings zurück, hingegen ist der Informatikunterricht besser als in großen Schuleinrichtungen.

Eine Schule sei zudem für die Gemeinde äußerst wichtig, argumentieren zahlreiche Dorfbürgermeister. Oldřich Vávra ist stellvertretender Vorsitzender des Verbandes der Kommunalverwaltungen (Sdružení místních samospráv):

„Die Gemeinden, ob klein oder groß, sehen die Schule als eine Stärke und als das Wichtigste in der Gemeinde. Kindergarten, Grundschule, Post, Gesundheitszentrum, Verkehrsdienste, Geschäfte, Sporteinrichtungen – das sind die grundlegenden Einrichtungen, die jede Gemeinde am meisten schätzt.“

Sozialgeografin Silvie Rita Kučerová bestätigt dies. Sie verweist auf eine von ihr und ihren Kollegen 2020 durchgeführte Studie zum Thema Schulen in den Regionen:

„Die Attraktivität einer Gemeinde steigt für junge Menschen, wenn die Leute wissen, dass es dort eine Schule gibt. Dies kann eine Rolle bei der Wahl des Wohnortes spielen. Die Schule kann auch ein Grund sein, um weitere Investitionen zu fördern. Zum Beispiel wird ein Sportplatz errichtet, der der Schule, aber auch den Bewohnern dient.“

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Nach Ansicht des Bildungsministeriums in Prag hingegen ist der Betrieb von Kleinschulen wenig effizient. Obwohl dort nur 10 Prozent der Gesamtschülerzahl unterrichtet werden, müssten die Behörden mit ihnen wie mit großen Schulen umgehen, so das Argument. Trotzdem plane das Ministerium nicht, kleine Schulen zu schließen, betont Staatssekretärin Martina Běťáková (Bürgermeisterpartei Stan). Die Lösung könnte darin bestehen, die Schuldirektionen zusammenzulegen, sagte Běťáková gegenüber dem Tschechischen Rundfunk:

„Unsere Vision sind professionelle Schuldirektionen oder Zentralen für Schulmanagement. Diese wären mit genügend Kapazitäten ausgestattet, um den Betrieb, die Gesetzgebung, den Daten- und Arbeitsschutz, den Archivservice und alles weitere, was eine juristische Person erfüllen muss, sicherzustellen. Bei einem Treffen wurde das Modell Schulmutter und Schultöchter ins Spiel gebracht.“

Běťáková zufolge würde diese Struktur nicht nur den Betrieb von Kleinschulen billiger machen, sondern auch deren Schulleiter von der Verwaltung entlasten. Diese könnten sich dann mehr der eigentlichen Ausbildung der Kinder widmen, so die Staatssekretärin.