Neues Schuljahr steht im Zeichen der Maßnahmen gegen das Coronavirus
Am Dienstag beginnt in Tschechien das neue Schuljahr. Es ist von Anfang an geprägt durch die Corona-Epidemie und die strengen Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus. Im Vorfeld wurde viel darüber diskutiert, wie konkret diese Maßnahmen aussehen werden. Die Inlandsendungen des Tschechischen Rundfunks haben dazu bei Reportagen unterschiedliche Erkenntnisse gewonnen.
Es gab schon gehörig Verwirrung, als Gesundheitsminister Adam Vojtěch (parteilos) vor zwei Wochen eine allgemeine Maskenpflicht auch für den Schulbetrieb verhängte, diese Anordnung dann aber drei Tage nach der Kritik von Premier Andrej Babiš (Partei Ano) wieder gekippt wurde. In den Schulen muss also kein Mund-Nasen-Schutz getragen werden. Es sei denn, eine Schule ist plötzlich Teil eines Hotsports. Seit drei Tagen wird gemunkelt, dass dies in der Hauptstadt der Fall sein könnte, denn Prag wurde am Freitag neu als ein Gebiet mit mittlerem Corona-Risiko eingestuft. Die Leiterin des Prager Gesundheitsamtes, Zdeňka Jágrová, gibt aber Entwarnung:
„Es liegt letztlich im Ermessen der Schuldirektoren, auf Grundlage der örtlichen Bedingungen zu reagieren. Gegenwärtig besteht aber kein Grund für eine Maskenpflicht, denn der Krankenstand unter den Schulkindern ist sehr niedrig. Er hat so auch keinen Einfluss auf das Maß der Erkrankung in der Bevölkerung.“
Dass der Ermessensspielraum für Hygienemaßnahmen an den Schulen unterschiedlich gehandhabt wird, belegt eine Reportage aus dem Kreis Plzeň / Pilsen. Eliška Syřínková ist die Direktorin der 25. Grundschule in der Bierstadt. Sie schildert, wie der tägliche Unterrichtsbeginn nun ablaufen wird:
„Die Kinder kommen wie immer in den Umkleideraum, ziehen sich um und gehen in ihre Klassen. Zusätzlich aber werden sie ihre Hände waschen und desinfizieren. In den Klassenräumen werden wir tagsüber mehrfach lüften, zum Messen der Körpertemperatur haben wir ein kontaktloses Thermometer. Das nutzen wir allerdings nur bei Bedarf. Mitnichten werden wir aber ein Fiebermessen bei jedem Schulkind durchführen.“
Nach einer halbjährigen Schulpause – hervorgerufen durch das Einsetzen der Pandemie im Frühjahr dieses Jahres – werden am Dienstag wieder 920 Kinder und Jugendliche die Schule besuchen. Um die Ansteckungsgefahr zumindest zu halbieren, werden sie verschiedene Eingänge benutzen, sagt Syřínková:
„Der erste Eingang ist im rechten Pavillon, der zweite ist im anderen Gebäudeteil, damit es zu keinen überflüssigen Kontakten kommt. Dadurch wird auch nachvollziehbarer, mit welchen Kindern ein bestimmtes Schulkind zusammentraf.“
Auch an der Grundschule in Chotěšov südlich von Pilsen wird Hygiene ganz groß geschrieben. Dazu erläutert Direktorin Jaroslava Studníčková:
„Jede Stunde müssen die Türklinken, Lichtschalter, die Wasserhähne an den Waschbecken und die Toiletten desinfiziert werden. Desinfektionsmittel stehen überall bereit, auf allen Gängen, in den Klassenzimmern, auf allen Toiletten und auch im Schulhort. Also überall.“
Laut dem neu vom Bildungsministerium erstellten Handbuch müssen die Schulen auf erste Anzeichen einer Infizierung mit dem Virus sofort reagieren. Dazu muss ein separater Raum zur Verfügung gestellt werden. In Chotěšov sei das der Fall, sagt Studníčková:
„Wir haben solch einen Raum vorbereitet. An ihn schließt eine Toilette an, die nur von Schülern mit Anzeichen einer Erkrankung benutzt wird. Schüler, die Schnupfen oder Husten haben, werden wir sicher nach Hause schicken.“
Jaroslava Studníčková räumt so auch ein, dass die Zahl der Fehlstunden bei den Schulkindern im neuen Schuljahr sicher höher sein wird als üblich. In Chotěšov sollen Schüler wie Lehrer zudem besser auf einen möglichen Fernunterricht vorbereitet werden. Dazu würden sie im Verlauf des Schuljahres auf die entsprechende IT-Technik geschult, so Studníčková. In das Schuljahr selbst werde man gemächlich starten, und in den ersten Wochen werden die Lehrer auch noch keine Noten verteilen, versichert die Direktorin.