Angriff auf tschechische Soldaten in Afghanistan – Regierung rechnet mit Kontingentaufstockung

The Czech Provincial and Reconstruction Team in the Afghan province of Logar, photo: www.army.cz

Das tschechische Aufbauteam in der ostafghanischen Provinz Lógar soll vor allem Hilfe leisten, trotzdem wird es von Aufständischen angegriffen. Zur Zielscheibe des jüngsten Angriffs, nur wenige Kilometer von dem tschechischen Stützpunkt Shank entfernt, wurde am Mittwoch eine Sicherheitspatrouille tschechischer Soldaten. Sieben von ihnen wurden verletzt. Am selben Tag hat das Kabinett in Prag beschlossen, das tschechische Kontingent in ausländischen Missionen, darunter auch in Afghanistan, aufzustocken.

Die 21 Mann zählende Patrouille untersuchte am Mittwoch einige Orte, von denen aus in der vergangenen Woche zwei Mal Raketen auf die Basis des tschechischen Aufbauteams abgefeuert worden waren. Dazu sagte der Kommandant Pavel Lipka gegenüber dem Tschechischen Rundfunk:

„In einem dieser Orte, als sie sich gerade mit dortigen Bewohnern - unter ihnen waren auch Kinder - ausgetauscht haben, wurden sie von unbekannten Angreifern mit Panzerabwehrgranaten unter Beschuss genommen.“

Bei dem Angriff wurden sieben Soldaten verletzt. Einer wurde mit dem Hubschrauber in das US-amerikanische Feldlazarett in Bagrám geflogen. Vier andere werden derzeit im tschechischen Feldlazarett in Kabul behandelt, vier kehrten mit leichten Verletzungen auf die Militärbasis Shank zurück. Der Vorfall wird aber keinen Einfluss auf die weitere Tätigkeit der Einheit haben. Dazu Lipka:

„Trotz der zunehmenden Aktivitäten der regierungsfeindlichen Kräfte wird die Tätigkeit des Aufbauteams dadurch im Moment nicht eingeschränkt.“

Das hat am Mittwoch auch der stellvertretende Verteidigungsminister Martin Barták bestätigt:

Foto: www.army.cz
„Die alltäglichen Aufgaben werden durchgeführt. Unabhängig davon, ob es zu Angriffen kommt oder nicht. Überall in Afghanistan und vor allem in einigen besonders kritischen Regionen östlich und südlich von Kabul muss man mit dieser Gefahr jeden Tag rechnen. Die Sicherheitslage in Afghanistan verschlechtert sich, weil die Aufständischen ihre Tätigkeit intensivieren, und dies nicht nur im Zusammenhang mit den bevorstehenden Wahlen.“

Derzeit befinden sich in Afghanistan insgesamt 400 tschechische Soldaten. 200 von ihnen sind mit dem Schutz des zivilen Teils des tschechischen Aufbauteams beauftragt. Ihre Zahl soll aber im kommenden Jahr auf 320 aufgestockt werden, so dass Tschechien 2009 insgesamt 745 Soldaten in Afghanistan hätte. Darauf hat sich am Mittwoch die Regierung geeinigt.

Außerdem rechnet sie auch mit einer erhöhten Teilnahme tschechischer Soldaten an anderen Auslandsmissionen. 500 sind zum Beispiel für den Kosovo vorgesehen. Über das Vorhaben muss jedoch das Parlament entscheiden. Der Parteichef der oppositionellen Sozialdemokraten, Jiří Paroubek (ČSSD), gab unter Hinweis auf Probleme des tschechischen Haushalts zu verstehen: die ČSSD werde ihre Abgeordneten verpflichten, den Vorschlag zur Aufstockung des tschechischen Kontingents und seines Budgets nicht zu unterstützen. Die Kommunisten werden sich dem aller Wahrscheinlichkeit nach anschließen.