Anti-Graffiti-Kampf der Hauptstadt Prag

Einige halten sie für Kunstwerke, andere für Vandalismusäußerungen. Die Rede ist von den Sprayinschriften auf Häuserfassaden, Wänden, U-Bahn-Zügen usw., von den sog. Graffiti. Dass dieses Problem auch in der tschechischen Hauptstadt höchstaktuell ist, beweist ein Projekt, das der Prager Magistrat dieser Tage ins Leben ruft. Die Kampagne mit dem Namen "Prag im Herzen der Sprayer?" will sich nicht nur auf die Beseitigung der Inschriften konzentrieren, wie es bisher der Fall war, sondern den Graffiti-Autoren auch den Dialog anbieten sowie ein Aufklärungsprogramm in den Schulen starten.

Der Kampf gegen Graffiti in der tschechischen Hauptstadt ist aber nicht ganz neu. Als einer der ersten Stadteile, begann sich Prag 6 damit auseinander zu setzen. Wie ich vom Sprecher des Stadtteil-Amtes, Martin Salek erfahren habe, ist das Projekt seines Bezirks sogar in Chicago auf Interesse gestoßen:

"Im letzten Jahr wurde auf dem Gebiet des Stadtteils Prag 6 ein Antisprayer-Programm gestartet, dessen Aufgabe es ist, einerseits die Fassaden von den Graffitis zu reinigen, und andererseits diese mit einem Antisprayer-Anstrich zu versehen. Dieser Schutzanstrich ermöglicht es, die Fassade, die mit einem Graffiti beschrieben wird, einfacher zu waschen und sie dabei nicht zu zerstören."

Das Programm begann im letzten Jahr, als Graffitis von etwa 300 Häusern entfernt wurden und viele Tausend Quadratmeter mit Schutzfarbe angestrichen wurden. Es bewährte sich, so dass man es fortsetzen bzw. erweitern will. Es erfasst derzeit nämlich nur Häuser in Gemeindebesitz und einige öffentliche Bauten. Für die Erweiterung auf private Häuser müssen jedoch zunächst bestimmte Auswahlkriterien festgelegt werden.

Das Programm hat zwei Teile, betonte weiter Martin Salek:

"Der zweite Teil ist ein gewisser Appell an die Bürger. Es wurden Telefonlinien eingerichtet und wenn man dort mitteilt, dass sich auf einem Haus Graffiti befinden, werden diese in 24 Stunden durch eine Firma beseitigt. Dieser Service funktioniert sehr gut, die Bedingung ist aber, dass jemand anruft. Bisher wurden durchschnittlich 6 bis 10 Anrufe pro Woche erledigt, was meiner Meinung nach nicht besonders viel ist."

Gerade die Aufklärung der Bürger ist nun die Hauptaufgabe, auf die sich das Stadtteil-Amt in Prag 6 konzentriert.