Unbekannte entfernen Graffiti an Karlsbrücke, jedoch unprofessionell

Brückenpfeiler der Karlsbrücke mit einem Graffiti (Foto: ČTK / Vít Šimánek)

Die weit über 600 Jahre alte Karlsbrücke ist das Wahrzeichen von Prag. Sie ist die älteste erhaltene Brücke über den Fluss und eine der ältesten Steinbrücken Europas. Seit Kurzem steht sie im Blickpunkt, weil zwei junge Deutsche das Bauwerk besprüht haben. Nun aber ist der mehr als zwei Meter hohe Schriftzug über Nacht verschwunden, noch ehe er von Experten entfernt werden sollte.

Brückenpfeiler der Karlsbrücke mit einem Graffiti  (Foto: ČTK / Vít Šimánek)

Karlsbrücke  (Foto: Ondřej Tomšů)
Rückblende: Zwei Sprayer beschmutzen am späten Abend des 15. Juli einen Brückenpfeiler der Karlsbrücke mit einem Graffiti. Beide Täter werden auf frischer Tat ertappt und dann auch sehr rasch verurteilt. Es sind zwei deutsche Staatsbürger, und ihr Vergehen kommt sie teuer zu stehen: Sie müssen jeweils knapp 4000 Euro Strafe zahlen und dürfen fünf Jahre lang nicht nach Tschechien einreisen. Zudem müssen beide Vandalen für die Reinigungskosten in Höhe von rund 1600 Euro aufkommen.

Die Schmiererei sollte nun in gut zwei Wochen bis zum 15. August beseitigt werden. Am vergangenen Samstag wurde damit begonnen, doch schon einen Tag später war die Arbeit nicht mehr vonnöten. Was ist geschehen? Das erklärt die Sprecherin des Prager technischen Diensts, Barbora Líšková:

Foto: ČTK / Vít Šimánek
„Am Samstagvormittag hat der Restaurator damit begonnen, das Graffiti zu beseitigen. Er arbeitete bis zirka fünf Uhr am Nachmittag und wollte seine Tätigkeit am Sonntagvormittag fortsetzen. Doch als er dann vor Ort eintraf, stellte er fest, dass der Schriftzug entfernt war.“

Als Laie könnte man meinen: „Wie wunderbar, ist das Corpus Delicti doch genauso schnell verschwunden, wie es vorher aufgetaucht ist. Und die Kosten für die Reinigung der Brücke hat die Stadt zudem gespart!“ Doch so einfach ist die Sache nicht. Schon unmittelbar nach dem Auftauchen des Graffitis haben Denkmalschützer der Stadt Prag darauf hingewiesen, dass die Karlsbrücke aus ziemlich porösem Stein bestehe, den man sehr pfleglich behandeln müsse. Deswegen wurde vom technischen Dienst der Stadt auch eine Gruppe von Restauratoren damit beauftragt, eine schonende Säuberung an dem jahrhundertealten Gemäuer vorzunehmen. Am Sonntag aber schien sich diese Methode erledigt zu haben. Die nächtliche Reinigung durch Unbekannte hat indes für noch mehr Wirrwarr gesorgt. Barbora Líšková bemerkte dazu nur:

Foto: Archiv des Prager technischen Diensts
„Für Montagvormittag haben wir mit Denkmalschützern der Stadt Prag und mit Vertretern des Nationalen Amtes für Denkmalschutz ein Treffen vor Ort vereinbart. Gemeinsam mit den Restauratoren werden wir einschätzen, ob es zu einer Beschädigung der Brücke gekommen ist.“

Bei der Zusammenkunft der Experten am Montag wurde festgehalten, dass die Entfernung des Graffiti-Schriftzugs höchst unprofessionell erfolgt ist. Im Gestein sind Reste der Farbe verblieben, in die Ritzen könnte auch Lösungsmittel geflossen sein, sagte Barbora Líšková vor Journalisten.

Aus diesem Grund hat Restaurator Jan Mjartan, der für die Beseitigung des Schandflecks engagiert wurde, eine Gesteinsprobe entnommen. In einem Labor wird jetzt untersucht, welches Mittel die unbekannten „Saubermänner“ bei ihrer Nacht-und-Nebel-Aktion angewendet haben. Danach sollen die Restauratoren ihre Arbeit fortsetzen, ist der Plan. Doch das wird jetzt vermutlich noch schwerer. Denn bereits vor der Robin-Hood-Aktion der Unbekannten erläuterte der Direktor des Nationalen Denkmalschutzamtes in Prag, Ondřej Šefců:

Ondřej Šefců  (Foto: Eva Dvořáková,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Besonders bei porösem Gestein, aus dem gerade die ältesten Bauten aus der Zeit der Gotik bestehen, ist eine Reinigung sehr problematisch, um nicht zu sagen fast unmöglich. Denn man muss das Gemäuer so reinigen, dass zum einen nicht irgendein Schatten zurückbleibt und zum anderen die Gesteinsoberfläche nicht beschädigt wird.“

Der Polizei liegt wegen der unsachgerechten Beseitigung des Graffitis an der Karlsbrücke zwar noch keine Strafanzeige vor. Doch man wolle in eigener Regie dem Vorfall nachgehen, hieß es.