Ruhe bitte! Prag mahnt Touristen zu mehr Anstand
Die Sprayer-Attacke auf die Karlsbrücke in Prag hat in der vergangenen Woche für viel Wirbel gesorgt. Nun wird darüber diskutiert, was Touristen in der tschechischen Hauptstadt dürfen und was nicht. Und, wie man sie auf Verbote aufmerksam machen könnte.
Der Fall schlug hohe Wellen, unter anderem der deutsche Botschafter in Prag, Christoph Israng, entschuldigte sich umgehend. Außerdem rief der Diplomat seine Landsleute auf, der tschechischen Hauptstadt bei einem Besuch mehr Respekt entgegenzubringen. Denn Prag ist nach wie vor ein Touristenmagnet und die Spannungen zwischen Besucher und Einheimischen nehmen zu.
Unter anderem nachts kommt es im Zentrum der Moldaumetropole vermehrt zu Ruhestörung und Konflikten. Die neue Stadtverwaltung hat deshalb nach ihrem Antritt einen sogenannten Nachtbürgermeister ernannt, der zwischen Touristen und Pragern vermitteln soll. Die Aufgabe hat der Kommunalpolitiker Jan Štern zugeteilt bekommen:„Es gibt einfach bestimmte Regeln in unserer Stadt. Nach 22 Uhr herrscht hier Nachtruhe und an festgelegten Orten im Zentrum gilt ein Alkoholverbot.“
In diesem Sommer hat der Magistrat eine Kampagne gestartet, die Touristen das richtige Verhalten in der tschechischen Hauptstadt erklären soll. Überall sind Plakate geplant, vor allem an den Hauptverkehrsknotenpunkten, in Bussen und Trambahnen sowie an den touristischen Hot Spots im Stadtzentrum. Laut Jan Štern will man auch Gaststätten mit einbinden, die bei Besuchern besonders beliebt sind. Auch dort sollen in Zukunft auf den Toiletten Plakate hängen mit der Bitte um mehr Ruhe und Anstand:
„Man muss den Touristen ständig vor Augen halten, dass es bei uns bestimmte Regeln gibt. Manche wissen aber ganz einfach nicht, was sie alles beachten müssen. Und manchen ist schlicht nicht bewusst, dass sie sich in einem Wohngebiet befinden, und zwar auch in der Party-Meile in der Straße Dlouhá. Also, dass im Zentrum Menschen leben.“Dass man einige Prag-Besucher tatsächlich zu mehr Anstand mahnen muss, zeigt die Schmiererei an der Karlsbrücke. Unter anderem der Prager Denkmalschützer Ondřej Šefců kann die Dreistigkeit der Sprayer kaum fassen, er sieht dahinter vor allem Geltungssucht:
„Zum Glück hat die Polizei rechtzeitig eingegriffen, damit kann in der Regel die Fertigstellung einer solchen Schmiererei verhindert werden. Heute finden sich Fotos solcher Graffitis in allen möglichen sozialen Netzwerken wieder. Und die Sprayer geben furchtbar an mit diesen Bildern.“
Gerade den Denkmalschützern kommt bei der anstehenden Reinigung eine besondere Rolle zu – sie müssen jeden Schritt in den kommenden Wochen genehmigen. Der Stein des über 660 Jahre alten Bauwerks ist nämlich sehr empfindlich, weswegen eine chemische Entfernung der Schmiererei ausgeschlossen ist.