Aufgetaucht: Schätze vom Grund der Moldau
Einen Monat lang waren die Taucher der Prager Stadtpolizei unter der Karlsbrücke zu Gange. Sie suchten in den Tiefen der Moldau nach verlorengegangenen Bruchstücken der berühmten Barockstatuen. Nun ist der Taucheinsatz fürs erste beendet und die Stadtpolizei präsentierte die geborgenen Schätze. Um zu verhindern, dass zerstörungswütige Touristen weitere Statuen beschädigen, wird die Brücke nun strenger überwacht. 10 statt bisher zwei Überwachungskameras sollen die Sicherheit der Brückenheiligen garantieren.
Es war eine Überraschung, auch für den Prager Stadtrat Milan Richter, zu dessen Aufgabenfeldern die Denkmalpflege gehört. Im trüben Wasser unter der Karlsbrücke gab es mehr zu holen als gedacht. Eigentlich war die Tauchaktion Anfang Februar gestartet worden, weil unbekannte Vandalen die etwa 300 Jahre alten hebräischen Schriftzeichen der Heiligkreuz-Statue ins Wasser befördert hatten. Drei von vier der vermissten goldenen Lettern wurden schnell gefunden; und die Suche ging weiter. Trotz der nicht gerade idealen Rahmenbedingungen, wie der Chef der Prager Stadtpolizei, Vladimir Kotrous, erläutert:
"Es war definitiv nicht einfach, und zwar deshalb, weil überall dort, wo keine Strömung ist, ein Meter hohe Ablagerungen von Schlamm sind. Die Taucher mussten sie mit den Händen durchwühlen, weil die Sicht im Wasser nur ungefähr 20 bis 40 Zentimeter weit reicht. Die Taucher müssen also ganz auf ihren Orientierungssinn vertrauen und sich vorantasten. Und eine Temperatur von durchschnittlich etwa vier Grad ist natürlich auch nicht gerade die allerwärmste."
Die Reinigung der Gegenstände braucht jetzt seine Zeit. Die Schätze vom Grund der Moldau restaurieren derzeit die Experten von der Galerie der Hauptstadt Prag. Alles in allem war der vierwöchige Tauchgang erfolgreich - auch wenn beispielsweise von einem rund 40 Kilogramm schweren Engel jede Spur fehlt. Er gehört zur Statue "Madonna mit heiligem Bernhard" und ist möglicherweise beim Fall in die Moldau zerbrochen. Variante Nummer zwei: Die Täter haben ihn als Souvenir der besonderen Art einfach mitgenommen. In Zukunft sollen die 31 Heiligenstatuen von vornherein besser gegen Vandalismus übermütiger Touristen geschützt werden. Wie das konkret aussehen soll, erklärt der stellvertretende Bürgermeister, Rudolf Blazek:"Es werden insgesamt 10 Kameras auf den Brückentürmen angebracht - fünf auf der Kleinseite, fünf auf der Altstädter Seite. Mit diesen Kameras werden wir 24 Stunden am Tag das ganze Geschehen auf der Brücke aufzeichnen, was es unseren Polizisten ermöglicht, sofort einzugreifen und gegebenenfalls die Täter zu identifizieren."
Bis Ende März soll das Überwachungssystem installiert werden, das bis zu vier Millionen Kronen (etwa 140 000 Euro) kostet. Noch besseren Schutz verspricht sich die Stadt von Sensoren, die direkt an den Statuen angebracht werden könnten und auf Berührung Alarm auslösen. In dieser Sache ist allerdings noch nichts entschieden, vor allem weil sich Denkmalschützer dagegen aussprechen.