Vandalen machen keinen Halt vor Statuen auf der Karlsbrücke

Pont Charles, Prague

Wer bei seinem Besuch in der tschechischen Hauptstadt nicht wenigstens einmal über die Karlsbrücke geht, der war eigentlich nicht in Prag, sagt man. Die gotische Brücke, deren 650. Jubiläum der Grundsteinlegung in diesem Jahr gefeiert werden kann, und ihre Barockskulpturengalerie gehören zum obligatorischen Pensum eines Prag-Besuchers. Doch ein touristischer Pilgerort zu sein hat auch seine Schattenseiten. Dies beweisen unter anderem die jüngsten Ereignisse um, auf und nicht zuletzt auch unterhalb der Karlsbrücke.

Auf der Karlsbrücke sind insgesamt 31 Statuen zu sehen, leider nicht alle sind wohl auf, um es in der Sprache der Mediziner auszudrücken. Der Architekt des Prager Denkmalschutzinstituts, Ondrej Sefaj, bringt es auf eine wenig erfreuliche Formel:

"Man kann sagen, dass ein Drittel der Statuen kleinere oder größere Beschädigungen aufweist, die zum Großteil auf das Treiben der Besucher der Karlsbrücke zurückzuführen sind."

Da ein Engelchen, dort eine oder gleich zwei Hände, oder auch andere Körperteile werden derzeit an den Statuen vermisst. Zuletzt war es auch ein Teil der hebräischen Buchstabenschrift am Standbild des Hl. Kreuzes. Einige Bruchteile wurden vor wenigen Tagen von einem Taucherteam gefunden, das im trüben Moldauwasser das Flussbett mit Händen abtasten musste. In der dadurch entstandenen Debatte gab es oft zu hören: Lasst uns die Originalstatuen durch ihre Kopien ersetzen. Ondrej Sefaj hält dies nicht für richtig und hat dafür den folgenden Grund:

"Es kommen Besucher aus der ganzen Welt, um sich am Anblick der Karlsbrücke zu erfreuen, und wir möchten ihnen nicht irgendeine zweitrangige Replik anbieten."

Verwalter der Statuen auf der Karlsbrücke ist die Galerie der Hauptstadt Prag und daraus ergibt sich auch die Aufgabe, jegliche Beschädigung, sei es durch den Zahn der Zeit oder auch durch Vandalenaktivitäten, zu beheben. In Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutzamt besitzt die Galerie das Mitspracherecht, wenn über den Austausch einer Originalplastik gegen ihre Kopie entschieden werden soll.

In dieser Frage kann sich Dr. Petra Hoftychova von der Prager Galerie mit der Philosophie der Denkmalschützer identifizieren. Aus ihrer Sicht gibt es einen relevanten Grund dafür, warum die Originalstatuen an ihrem Standort bleiben sollen:

"Eine Demontage der Originalstatuen, namentlich der besonders porösen, die auf der Brücke geblieben sind, ist eigentlich sehr oft mit einer noch höheren Gefahr einer Beschädigung verbunden. Jede Manipulation, die den Einsatz schwerer Technik erforderlich macht, ist äußerst problematisch."

Auch Frau Hoftychova meint, dass Statuenkopien dem Genius loci der Prager Karlsbrücke schaden würden. Sie plädiert für bessere Nutzung eines Kameramonitorings direkt vor Ort. Über dieses spricht nun auch der Prager Magistrat.