Der weltberühmte Tscheche: Vor 280 Jahren wurde Johannes Nepomuk heiliggesprochen
„Heiliger Sankt Nepomuk, treib´ uns die Wassergüss´ zurück“ – so heißt es in einer der alten Bauernregeln. Johann Nepomuk, den einst der König in die Moldau stürzen ließ, ist nicht nur der Landespatron Böhmens. Er gilt weltweit auch als Patron verschiedener Berufe. Vorige Woche wurde im Prager Museum der Karlsbrücke eine Ausstellung eröffnet, die die verschiedensten Abbildungen des populären Heiligen zeigt.
Am 20. März 1393 lässt König Wenzel IV. Johannes Nepomuk gefangen nehmen. Die zeitgenössischen Quellen geben keinen Grund für das Strafgericht des Königs an. In der Kaiserchronik, die 40 Jahre nach dem Tod des heiligen Johannes Nepomuk geschrieben wird, steht, Nepomuk sei der Beichtvater der Königin gewesen. König Wenzel wollte angeblich erfahren, was seine Frau dem Priester gebeichtet hatte. Doch Johannes wahrte das Geheimnis - trotz grausamer Folter. König Wenzel ließ den Priester schließlich von der Moldaubrücke in den Fluss stürzen. Nepomuks Leichnam wurde geborgen und in der Prager St. Veit-Kathedrale bestattet.
Hintergrund für Nepomuks Ermordung soll ein Streit zwischen ihm und dem König gewesen sein. So sehen es die meisten Historiker. Wenzel IV. wollte die Macht des Prager Erzbischofs mit der Gründung eines neuen Bistums einschränken. Der Plan war, das Kloster in Kladruby aufzulösen, um finanzielle Mittel für ein neues Bistum zu haben. Johannes von Pomuk verhinderte das Vorhaben des Königs. Und dies hat ihn wahrscheinlich das Leben gekostet. Alles Weitere ist mehr oder weniger Legende.Anfang des 18. Jahrhunderts wurde Johannes Nepomuk erst selig und dann heilig gesprochen. Die Heiligsprechung jährt sich dieses Jahr zum 280. Mal. Aus diesem Anlass wurde im Museum der Karlsbrücke eine Ausstellung über den populären Heiligen böhmischer Herkunft eröffnet, der jedoch auch weit von seiner Heimat entfernt viele Verehrer hat. Das Museum befindet sich in der Altstadt am Fuße der Karlsbrücke in den Räumlichkeiten des Klosters des Ritterlichen Kreuzherrenordens mit rotem Stern. Der Großmeister des Ordens, Jiří Kopejsko, hält Johannes Nepomuk für eine weltweit bekannte Persönlichkeit, wie er anlässlich der Eröffnung der Ausstellung sagte:
„Er ist der berühmteste Tscheche. Er wird am häufigsten abgebildet. Ich kenne die Geschichte seiner Statue aus Ozeanien, die auf Initiative eines Missionärs slowakischer Herkunft entstand. Er wurde dort als der Beschützer des Beichtgeheimnisses dargestellt. Dies ist wohl die am fernsten gelegene Nepomuk-Plastik, von der ich je erfahren habe. Am nächsten waren für mich die Nepomuks in Bayern, denn ich war eine Zeit lang im Wallfahrtsort Maria Kulm / Chlum Svaté Máří in Westböhmen tätig. Deutsche Christen halten ihn auch für ihren Heiligen.“
Das wertvollste Exponat der Ausstellung im Prager Kreuzherren-Kloster befindet sich in der Franziskus-Kirche. Es ist ein Relief von Ignaz Rohrbach, das im 18. Jahrhundert entstanden ist. Daneben sind auch Plastiken, Gemälde, Graphiken sowie Bücher zu sehen. Alle zeugen vom Nepomuk-Kult. Den allerdings gibt es nicht erst seit der Heiligsprechung des einstigen Prager Generalvikars. Kunsthistoriker Jan Royt:
„Der Kult des heiligen Johann Nepomuk begann sich schon bald zu entwickeln. Angeblich gab es einen Kelch im Domschatz beim Heiligen Veit, der schon im 15. Jahrhundert dem Nepomuk-Kult gewidmet war. In der Ausstellung kann man ein beachtenswertes Buch des Dichters und Predigers Pontanus von Breitenberg aus dem 16. Jahrhundert bewundern. Dort wurde Johann Nepomuk wahrscheinlich zum ersten Mal abgebildet. Der Nepomuk-Kult hat sich vor allem in Prag entwickelt, und zwar im Kontakt mit dem Domkapitel der St.-Veit-Kathedrale. Denn in der Kathedrale ist Nepomuk ja bestattet worden. Zum böhmischen Landespatron wurde er Anfang des 17. Jahrhunderts.“Eine der ersten Darstellungen von Johann Nepomuk als Landespatron stammt aus den 60er Jahren des 17. Jahrhunderts. Das Gemälde entstand im mittelböhmischen Ort Stará Boleslav / Altbunzlau. Viele Darstellungen des Heiligen lehnen sich an die Nepomuk-Statue auf der Prager Karlsbrücke an. Die Bronzefigur auf der Karlsbrücke hat der Wiener Bildhauer Matthias Rauchmiller entworfen, das Modell schuf Johann Brokoff und den Guss besorgte 1683 Wolfgang Hieronymus Heroldt aus Nürnberg.
Johann Nepomuk wird meistens mit dem Kreuz und dem Finger auf dem Mund dargestellt, oft trägt er einen Kranz aus Sternen. Die fünf Sterne sollen für das lateinische Wort „tacui“ – ich habe geschwiegen – stehen. Als ihn der König ertränken ließ, schwamm Nepomuks Leichnam der Legende zufolge inmitten eines Lichtkranzes auf der Moldau. Zum heiligen Johannes Nepomuk haben seit Jahrhunderten Leute verschiedener Professionen gebetet. Jan Royt:„Er war vor allem der Patron der Schiffer und der Flößer. Er galt aber auch als Patron gegen Verleumdungen. Dazu fällt mir ein, dass dies heutzutage erneut aktuell ist. Denn Johann Nepomuk könnte als Fürsprecher derjenigen angesehen werden, über die die Boulevardpresse Verleumdungen verbreitet. Die Art, wie er abgebildet wurde, ist vielfältig. Verschiedene Beispiele der Nepomuk-Ikonographie kann man eben in dieser Ausstellung bewundern.“
Die Ausstellung über den heiligen Johannes Nepomuk ist im Museum der Karlsbrücke bis zum 31. August zu sehen.Johannes Nepomuk ist, wie bekannt, in der St. Veit-Kathedrale bestattet. In Prag gibt es gleich einige Kirchen, die diesem Heiligen geweiht sind. Falls Sie wissen, wo sich wenigstens einer der Johann-Nepomuk-Kirchen befindet, können Sie es uns schreiben, denn so lautet die heutige Quizfrage, für deren richtige Beantwortung Sie ein Buch über Prag gewinnen können. Ihre Zuschriften richten Sie bitte an Radio Prag, Vinohradská 12, PLZ 120 99 Prag 2.
In der letzten Ausgabe des Spaziergangs durch Prag im April haben wir Sie nach der St. Ignatius-Kirche gefragt. Die Kirche steht auf dem Karlsplatz in der Prager Neustadt. Ein Buch geht diesmal an Joachim Kalkbrenner aus Hildesheim.