Antonín Čermák: Ein Tscheche lenkt Chicago

Čermák-Büste (Foto: Klára Stejskalová)

Vor 90 Jahren wurde Antonín Čermák Bürgermeister von Chicago. Das Leben des gebürtigen Tschechen, der Roosevelt rettete und keine Angst hatte vor Al Capone, ist ein wahrgewordener amerikanischer Traum.

Anton Cermak  (Foto: U.S. Library of Congress,  CC0)

Kaum ein Tscheche hat solch einen Eindruck in der Weltgeschichte hinterlassen wie Antonín Josef Čermák. 1873 in Kladno / Kladen geboren und in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, wurde aus ihm später Anton Joseph Cermak, einer der bedeutsamsten demokratischen Politiker der USA. Seine Familie kam in die „Neue Welt“, als Antonín noch ein Kleinkind war. Er ging nur drei Jahre zur Schule und arbeitete dann, wie sein Vater auch, im Bergwerk.

Mit 19 Jahren begründete Čermák in Chicago sein eigenes Rollfuhrgeschäft, später spekulierte er mit Immobilien. Nebenher bildete er sich weiter und engagierte sich zudem in der Demokratischen Partei. 1902 wurde Čermák als Abgeordneter in das Parlament des Staates Illinois entsandt, sieben Jahre später in den Stadtrat von Chicago. Zum Bürgermeister dieser Stadt wurde er am 7. April 1931 gewählt.

Franklin Delano Roosevelt  (Foto: Leon A. Perskie,  Flickr,  CC BY 2.0)

Zu dieser Zeit galt Chicago als Zentrum des organisierten Verbrechens unter Führung von Al Capone. In Čermáks Amtszeit fiel eine Veröffentlichung der Organisation zur Beobachtung organisierter Kriminalität, die Al Capone als „Staatsfeind Nr. 1“ titulierte, wie auch das Gerichtsurteil, das den Gangsterboss für elf Jahre hinter Gitter brachte.

Zum Helden wurde Čermák allerdings, als er eine der Kugeln abbekam, die ein Attentäter in Miami auf Franklin D. Roosevelt abfeuerte. Čermák saß mit dem gerade neu gewählten Präsidenten im offenen Auto, als dieser aus dem Fahrzeug heraus eine Rede an die versammelte Menge hielt. Bis heute halten sich Gerüchte, dass der Attentäter Giuseppe Zangara gar nicht Roosevelt erschießen wollte, sondern das Attentat eigentlich dem zugereisten Bürgermeister galt – als Racheakt der Chicagoer Unterwelt.

Gruft von Anton Cermak  (Foto: Klára Stejskalová)

Am 6. März 1933, keine drei Wochen nach dem Attentat, starb Antonín Čermák an den Folgen der Schussverletzung. Als Roosevelt diese Nachricht erreichte, sprach er von einer „sehr herzlichen Freundschaft“ der beiden Männer sowie von seinem „großen Respekt für die Fähigkeiten des Bürgermeisters“.

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