Architekt Adolf Loos und Pilsen

Zum ersten Mal seit über zehn Jahren treffen sich die renommiertesten Experten aus Tschechien und Österreich zum Thema des Lebens und Werkes des bedeutenden Vertreters der österreichischen Moderne in der Tschechischen Republik, insbesondere in Pilsen, - des Architekten Adolf Loos. Worum es auf der vom Westböhmischen Museum veranstalteten Konferenz in Pilsen geht, erfahren Sie im folgenden Telefonbericht von Gerald Schubert:

Adolf Loos, das Werk und seine Rekonstruktion ist der Titel des zweitägigen Symposiums, das hier im Westböhmischen Museum in Pilsen gerade über die Bühne geht. Im Wort Rekonstruktion versteckt sich eigentlich auch schon der aktuelle Bezug der Veranstaltung. Der andere ist nämlich nicht nur ein historischer, und zwar der 70.Todestag des Architekten Adolf Loos, sondern auch die Tatsache, dass Fachleute in Bezug auf das Erbe von Loos hier in Pilsen einigen Handlungsbedarf sehen. Loos hat nämlich hier in zwei Etappen, und zwar von 1904 bis 1906 und dann wieder Ende der 20we Jahre vorigen Jahrhunderts einiges geschaffen, etwa die Interieurs von dreizehn Objekten, wovon sechs bis heute erhalten sind, aber nicht alle im guten Zustand. Ganz im Gegenteil. Maria Sadkovska, die Kuratorin der ebenfalls von Loos entworfenen Villa Müller in Prag, hat am Beginn des Symposiums gemeint, die Interieurs müssten teils sorgfältig instand gesetzt werden. Auch was ganz wichtig sei, man müsse eine würdevolle Art finden, dieses kulturelle Erbe der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen, denn die Interieurs befinden sich heute teilweise in Ämtern oder in anderen Umfeldern, die ihrer historischen Bedeutung nicht gerecht werden. So ist für das Ende des Symposiums die Herausgabe eines Memorandums geplant, mit dem man die Stadt Pilsen dazu auffordern will, sich in diesem Sinne mehr um die Objekte zu kümmern und auch die entsprechenden finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen, die nötig sind, um diese Kulturschätze, die es in Pilsen gibt, wieder zur Geltung zu bringen. Veranstalter des Symposiums sind vor allem das Österreichische Kulturforum in Prag, das Museum der Hauptstadt Prag, das Westböhmische Museum Pilsen oder auch die Universität für angewandte Kunst in Wien. Das Programm ist überaus reich: achtzehn Vorträge von hochkarätigen Fachleuten zu verschiedenen Detailaspekten sind hier geplant. Am Mittwochvormittag konnten wir etwa schon einen Vortrag über den Raumplan von Adolf Loos hören, also über seine immer an Dreidimensionalem orientierte teils kubische Konzeptionen, für die etwa das Prinzip von verschobenen Geschossen innerhalb eines Hauses charakteristisch ist. Man versucht also für Details zu sensibilisieren, wendet sich aber dezidiert nicht nur an ein Fachpublikum, sondern will eben aus den schon genannten Gründen die breitere Öffentlichkeit auf das Werk von Loos aufmerksam machen. Das Symposium dauert noch bis Donnerstagabend. Ich verabschiede mich vorerst aus Pilsen. Am Sonntag können Sie dann in unserem Magazin Schauplatz mehr zum Thema Adolf Loos und Pilsen erfahren.