Atomausstieg Deutschlands – Auswirkungen auf Energiemarkt in Tschechien

Deutschland hat am Wochenende seine letzten drei Kernkraftwerke vom Netz genommen und damit mehr als 60 Jahre Atomstromerzeugung beendet. Die tschechische Presseagentur ČTK hat anschließend Analysten hierzulande zu den Folgen dieses Schritts befragt.

Der Atomausstieg Deutschlands könnte die Strompreise in Zukunft erhöhen, und zwar auch auf dem tschechischen Energiemarkt. Dies erwartet unter anderem der tschechische Kernforscher Radek Škoda. Auch Tomáš Voltr, Geschäftsleiter der Energy Financial Group (EFG), räumte mögliche Auswirkungen auf die Kurzfriststrompreise ein: „Langfristige Verträge sollten nicht beeinträchtigt sein, da dies bei der Preisbildung an den Börsen bereits berücksichtigt wurde. Die kurzfristigen Märkte könnten davon betroffen sein, wenn die Produktion von Photovoltaik- und Windkraftanlagen nicht ausreicht“, erklärte er. Der Analyst Radim Dohnal von Capitalinked.com hingegen rechnet nicht mit großen Auswirkungen auf die Preise, da der Energiemarkt lange im Voraus von der Abschaltung gewusst habe.

Illustrationsfoto:  Radio Prague International

Eine weitere Folge könnte ein höheres Risiko von Stromnetzausfällen sein, da die Deutschen stabile Quellen durch saisonale, wetterabhängige Quellen ersetzen. Darin waren sich die Experten und Analysten einig „Da Westeuropa durch das Stromnetz miteinander verbunden ist, wird das Risiko eines Blackouts nun auch hierzulande höher sein“, sagt Škoda. Seiner Meinung nach sollte der Netzbetreiber ČEPS Szenarien für den Umgang mit solchen Situationen vorbereitet haben.

Analysten zufolge wird Deutschland nach der Abschaltung der Kernreaktoren mehr Strom aus dem Ausland importieren müssen. Nach Ansicht von Škoda könnte dies bedeuten, dass Tschechien mehr elektrische Energie in das Nachbarland exportiert. „Jemand muss die 30 Terrawattstunden Produktion ersetzen, und das wird teurer sein als der eigene deutsche Atomstrom“, sagte er. Auch Dohnal rechnet mit einem Anstieg der deutschen Stromimporte, allerdings hauptsächlich aus Frankreich und Polen. Tschechien liefere nur kleine Mengen elektrischer Energie nach Deutschland, ergänzte er.