Auf den Spuren der Johanniter und der Dudelsackpfeifer: Die Burg von Strakonice
Die südböhmische Stadt Strakonice verbindet jeder Tscheche vor allem mit dem Dudelsackspiel. Denn Josef Kajetán Tyls Volksstück über Schwanda, den Dudelsackpfeifer aus Strakonice, gehörte hierzulande schon immer zur Schul-Pflichtlektüre. Die 110 Kilometer südlich von Prag gelegene Stadt ist nicht nur der Gastgeber internationaler Dudelsackfestivals. Sie hat eine historische Dominante, die zweifelsohne einen Besuch wert ist: eine mittelalterliche Burg. Sie ist bei der Fahrt durch Strakonice schon von der Hauptstraße aus zu sehen, wenn auch ein wenig versteckt.
„Unter den Bavors hat sich die Burg dann zu einem mächtigen Herrensitz entwickelt, der der damaligen Bedeutung des Adeligengeschlechts entsprach. Interessant ist die Tatsache, dass die Familie Bavor schon um 1235 einen Teil ihrer Burg dem Ritterorden der Johanniter schenkte. Den Johannitern gehörten seit dem 15. Jahrhundert auch einige umliegende Gemeinden. Dem Malteserorden, wie der Johanniterorden später genannt wurde, gehörte dann die Burg bis 1925. Dann verkaufte der Orden den Großteil des Areals und behielt nur den Teil, der zu kirchlichen Zwecken genutzt wurde. Vor zwei Jahren konnte der Malteserorden in diese Räumlichkeiten wieder zurückkehren.“
Heutzutage hat die Burg infolge der verschiedenen historischen Änderungen und Übertragungen des Eigentums drei Besitzer: die Stadt Strakonice, den Landkreis Südböhmen und den Malteserorden. Miroslav Špecián sagt, die Beziehungen zwischen den Besitzern seien gut.Die Burgpaläste sind für die Öffentlichkeit zugänglich. Besichtigen kann man auch die ältesten Räumlichkeiten – den Kapitelsaal sowie den Kreuzgang. Das Museum des mittleren Otavagebiets ist in den Räumlichkeiten der Burgpaläste untergebracht. Das Museum wurde 1894 gegründet – der Anlass für die Gründung des Regionalmuseums war die große Tschechisch-Slawische Ethnographische Ausstellung, die 1895 in Prag veranstaltet wurde. In die Burg siedelte das Museum 1937 um. Dem Museumsleiter zufolge begann man zu der Zeit, Exponate zu sammeln, die vor allem das Spezifische der Region Strakonice dokumentieren.
„Erstens gehört dazu die Produktion von Fesen, also der einst im Orient verbreiteten Kopfbedeckung. Strakonice ist auch durch die Herstellung von Motorrädern der Marke ČEZ berühmt geworden. Und drittens wird in unserem Museum die Tradition des Dudelsackspiels in der Region beschrieben. Jedes zweite Jahr findet in Strakonice ein internationales Dudelsackfestival statt. Im Museum sind Dudelsäcke verschiedener Art zu sehen, die aus der ganzen Welt zusammengetragen wurden – von den einfachen Varianten bis zu den schottischen Dudelsäcken. Wir haben auch Kostproben dokumentiert, wie diese Musikinstrumente in den Folkloreensembles verschiedener Länder klingen.“ Für die meisten Tschechen ist die Stadt Strakonice mit dem Dudelsackpfeifer Schwanda verbunden. Die Volkssage inspirierte den Dramatiker Josef Kajetán Tyl zu seinem Stück „Der Dudelsackpfeifer von Strakonice“. International bekannt geworden ist die Geschichte dank Jaromír Weinbergers Oper „Schwanda, der Dudelsackpfeifer“. Diese Oper ist im Ausland viel populärer als in Tschechien und es ist nach Smetanas „Verkaufter Braut“ die am häufigsten aufgeführte tschechische Oper überhaupt. Die Geschichte über Schwanda habe reale Wurzel, glaubt Miroslav Špecián:
„Die Volkssage über den Dudelsackpfeifer Namens Schwanda war hier in der Region bekannt. Man versucht heutzutage zu erforschen, ob er wirklich gelebt hat. Es wird behauptet, dass er neben einer Kapelle in Strakonice bestattet wurde, die mittlerweile nicht mehr genutzt wird. In unserer Gegend war das Dudelsackspiel bereits früher verbreitet. Aus den regelmäßigen Treffen der südböhmischen Dudelsackpfeifer ist mit der Zeit ein internationales Festival geworden. Seit 1967 treffen jedes zweite Jahr Dudelsackspieler und Ensembles aus der ganzen Welt in Strakonice zusammen. In diesem Jahr wird es Ende August sein. Auf dem Burghof wird dann von Donnerstag bis Sonntag musiziert und getanzt. Ganz Strakonice steht dann im Zeichen des Dudelsacks.“
Die Führung auf den Spuren der Johanniter und der Bavors durch die Burg von Strakonice werden wir in der nächsten Ausgabe des Reiselands fortsetzen. Dann verraten wir Ihnen auch mehr über die Geschichte der Fesproduktion in Strakonice.