Aus Solidarität mit afghanischen Frauen: Symbolische Umbenennung einer Straße in Prag

Demonstration für die Solidarität mit den afghanischen Frauen

Auf dem Strossmayer-Platz im siebten Prager Stadtbezirk fand am Dienstagabend eine Demonstration statt für die Solidarität mit den afghanischen Frauen statt.

Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Es waren vorwiegend jüngere Leute, die auf dem Platz vor der Kirche zusammenkamen. Aus dem Lautsprecher erklang Musik. Eine Gruppe von afghanischen Frauen, die in Tschechien leben, hatte Flaggen ihres Landes mitgebracht. Aber auch einige Passanten schlossen sich der Demo an. Die Kundgebung wurde von der tschechischen feministischen Gruppierung RFK einberufen.

Nach einer musikalischen Einleitung wandte sich eine der Veranstalterinnen an die Versammelten. Sie erinnerte daran, dass die Machtübernahme in Afghanistan durch die Taliban unter anderem die Lage für viele Frauen dramatisch verschlechtert habe. Es seien Fälle von erzwungenen Hochzeiten dokumentiert worden sowie Folterungen und Ermordungen von Frauen, die abgelehnt hatten, Taliban-Kämpfer zu heiraten. Ebenso wurden Frauen zu den Opfern des neuen Regimes, die sich in den vergangenen Jahren nach einer Emanzipierung gesehnt hatten, die studierten oder arbeiteten, wie die Rednerin weiter ausführte. Sie appellierte daher an die Demonstrantinnen und Demonstranten:

Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

„In diesem Augenblick dürfen wir uns nicht nur mit symbolischen Gesten begnügen. Was wir für die afghanischen Frauen machten können, ist, zur Öffnung der Grenzen, zur Gewährung von Asyl und dem Stopp von Verschleppungen aufzufordern. Menschen, die aus Afghanistan flüchten, brauchen unsere Solidarität.“

Der Ort der Kundgebung war nicht zufällig ausgesucht. Denn in der Nähe des Strossmayer-Platzes beginnt die Milada-Horáková-Straße. Sie ist benannt nach der tschechoslowakischen Politikerin, Widerstandskämpferin und Frauenrechtlerin, die 1950 von den Kommunisten hingerichtet wurde. Milada Horáková sei als Frau bis heute eine Inspiration, sagte eine der Veranstalterinnen:

Symbolische Umbenennung der Horáková-Straße | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

„Horáková hat sich für Unterdrückte und Benachteiligte eingesetzt und die Rechte von Frauen verteidigt. Aus diesem Grund haben wir uns entschieden, die Milada-Horáková-Straße symbolisch in ‚Straße der afghanischen Frauen‘ umzubenennen.“

Die Worte der Aktivistin wurden mit Beifall belohnt. Die Demonstranten begaben sich anschließend in Richtung des Stadtteils Letná. An einer Ecke der Horáková-Straße kletterte eine der Bürgeraktivistinnen auf eine mitgebrachte Leiter. Über das Straßenschild hängte sie ein Schild aus Karton mit der Aufschrift „Straße der afghanischen Frauen“.

Layla Bartheldi ist Sprecherin der feministischen Initiative RKF. Über das Happening mit der Straßenumbenennung sagte sie:

Layla Bartheldi | Foto: ČT24

„Unsere Idee war, die Lage der afghanischen Frauen aus dem lokalen Kontext heraus zu betrachten. Wäre Milada Horáková nicht hingerichtet worden, wäre sie zweifelsohne weiterhin auf der Seite der Unterdrückten und der Frauen gestanden. Wir wollen nicht über den Tod, sondern über das Leben sprechen. Wir wollen nicht zusehen, wie neue Märtyrerinnen geschaffen werden, an die wir uns dann in Zukunft nostalgisch erinnern. Es gibt Möglichkeiten, wie man den afghanischen Frauen helfen kann. Darum haben wir uns für diese Umbenennung der Straße entschieden. Mich freut vor allem, dass auch afghanische Frauen gekommen sind, dass wir Kontakte geknüpft haben und dass wir sie unterstützen können.“

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