Ausländer in Tschechien sorgen für frisches Blut und mehr Know how

Ende September lebten in Tschechien 310.000 Ausländer einschließlich der Antragsteller auf Asyl. Das sind rund zweieinhalb Prozent der Bevölkerung und um fast 30.000 ausländische Einwohner mehr als zu Beginn des Jahres. Dem Zuwachs der Ausländer in Tschechien kommt aber nicht nur eine statistische, sondern auch eine ökonomische und soziale Bedeutung zu.

Wenzelsplatz  (Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag)
In die Tschechische Republik kommen immer mehr Ausländer, um hier zu arbeiten und zu leben. Am Ende des vergangenen Jahres lebten rund 278.000 ausländische Bürger legal in Tschechien - nahezu 25.000 mehr als im Jahr davor. In den ersten neun Monaten dieses Jahres ist ihre Zahl nun um weitere 30.000 angewachsen. Mit ihnen hat sich der Konkurrenzkampf auf dem Arbeitsmarkt erhöht. Diese Tatsache kann, ja sollte man jedoch durchaus positiv sehen, sagt Helena Dluhosova vom tschechischen Ministerium für Arbeit und Soziales:

"Ein Ausländer, vor allem wenn es sich um einen gut ausgebildeten, qualifizierten Ausländer handelt, bringt auch neues Know how ins Land. Ausländer haben eine andere Sichtweise zu den Dingen, die wir hier zu lösen haben. Und bei Verhandlungen mit ausländischen Geschäftsleuten können sie mit ihren Sprachkenntnissen zum Erfolg beitragen. Das alles kann zu einer Bereicherung unseres Arbeitsmarktes und zu Vorteilen für unsere Arbeitgeber führen."

Mit knapp 100.000 Menschen sind die Ukrainer die größte ausländische Bevölkerungsgruppe, die in Tschechien lebt. Laut Statistik ist die Hälfte von ihnen im Bauwesen beschäftigt, ein weiteres Viertel ist in der verarbeitenden Industrie tätig. Hier arbeiten auch zwei Fünftel der 56.000 Slowaken, die in Tschechien leben. Sie sind die drittstärkste Bevölkerungsgruppe. Gleich nach ihnen folgen die Vietnamesen mit knapp 40.000 Einwohnern. Sie trifft man vor allem in den Grenzgebieten zu Deutschland und Österreich an, wo sie sich als Kleinhändler und Gewerbetreibende verdingen. Nahezu 98.000 Einwohner kommen aus Ländern der Europäischen Union.

Im Vergleich zu anderen europäischen Nationen ist der Ausländeranteil in der tschechischen Bevölkerung jedoch noch relativ gering. Im benachbarten Österreich zum Beispiel bilden sie ein Zehntel der Population, in der Schweiz sogar ein Fünftel. Doch vielleicht sind auch diese Zahlenverhältnisse nicht mehr allzu fern, denn schon ab Januar werden mit Bulgarien und Rumänien zwei weitere Mitgliedsländer in die EU-Gemeinschaft ausgenommen. Und deren Bürger sind - was die Migration betrifft - weitaus flexibler als die Tschechen. Aber es gibt noch einen Grund, weshalb eine Blutauffrischung durch Ausländer in Tschechien nicht ganz unerwünscht ist. Die tschechische Gesellschaft altert nämlich unablässig und stirbt langsam aus. Der Grund: In den letzten Jahren wurden stets weniger Kinder geboren als Menschen gestorben sind. Vielleicht kann ja auch da ausländisches "Know how" bald für Abhilfe sorgen.