Aussenminister Kavan in Wien - Zwangsarbeiter von Österreich entschädigt

In Wien wurden am Dienstag bei einer feierlichen Zeremonie bilaterale Dokumente unterzeichnet, die es u.a. ermöglichen, dass rund 15 000 ehemalige tschechische NS-Zwangsarbeiter, die in Österreich gezwungen waren zu arbeiten, insgesamt 501Million Schilling als symbolische Entschädigung erhalten werden. Für die tschechische Seite unterzeichnete das Schlussdokument Jan Kavan, der in Wien mit österreichischen Spitzenpolitikern unter anderem auch über das AKW Temelin verhandelte. Marcela Pozarek war in Wien vor Ort, hier ihr Bericht.

Über eine Million Ausländer aus der Ukraine, Ungarn, Polen, Weissrussland, Russland und Tschechien wurden durch das nationalsozialistische Regime zur Arbeit auf dem Gebiet des heutigen Österreich gezwungen - heute gibt es für die Überlebenden Opfer der Zwangs- und Sklavenarbeit eine späte, wenn auch nur symbolische und partielle Genugtuung: Die Republik Österreich hat einen Fonds mit dem Titel "Versöhnung, Frieden und Zusammenarbeit" ins Leben gerufen, weil man die Verantwortung für die nationalsozialistische Verbrechen auf sich nehmen will. Die österreichische Regierungsbeauftragte Maria Schaumeyer hielt an der Versöhnungsfondskonferenz fest: Laut dem tschechischen Chefunterhändler Jiri Sitler verliefen die Entschädigungsverhandlungen sehr effizient, kam man doch bereits nach 9 Monaten zu einem Abschluss, ganz anders als im deutschen Entschädigungstauziehen. Aussenminister Jan Kavan hielt in seiner Rede an der Zeremonie fest, dass man sich als Nachbarn in Zukunft vermehrt wird respektieren müssen, um die vererbten tschechisch-österreichischen Gehässigkeiten nicht als Feindbilder weiter zu pflegen. In diesem Sinne müsse laut Kavan die Nachbarschaft sich in ein Bündnis europäischer Partnerschaft wandeln.

Bilateral über wunde Punkte hat der tschechische Chefdiplomat in Österreich mit Bundeskanzler Wolfgang Schüssel und Nationalratspräsident Heinz Fischer gesprochen, über den Inhalt informierte uns der tschechische Botschafter Jiri Grusa: Jan Kavan gab in diesem Zusammenhang bekannt, dass man die Sicherheitsfrage von Temelin in naher Zukunft von internationalen Experten evaluieren wird. Temelin Ängste seinen legitim, aber die Energiegewinnung sei Sache der Staaten, so der tschechische Chefdiplomat in Wien.

Autor: Marcela Pozarek
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