Ausstellung zum deutschen Kulturerbe in Tschechien – 2012 soll es soweit sein

Blanka Mouralová

In Ústí nad Labem / Aussig an der Elbe entsteht derzeit die erste und einzige Dauerausstellung zur Kultur und Geschichte der deutschsprachigen Bevölkerung in den böhmischen Ländern. Federführend hierbei ist die Initiative Collegium Bohemicum. Der Stand der Vorbereitungen zu der Ausstellung, die im Stadtmuseum von Ústí gezeigt werden soll, wurde am Donnerstag im tschechischen Kulturministerium in Prag vorgestellt. Darüber, wie der tschechische Staat dieses Projekt unterstützt, hat Blanka Mouralová, die Direktorin des Collegium Bohemicum, gegenüber Radio Prag Auskunft gegeben.

Frau Mouralová, die Hauptaufgabe des Collegium Bohemicum ist die Vorbereitung dieser Ausstellung zum deutschen Kulturerbe in den Böhmischen Ländern. Welche Unterstützung vom Staat, speziell vom Kulturministerium, erhalten Sie dabei?

„Der Staat unterstützt die Tätigkeit des Collegium Bohemicum dadurch, dass das Kulturministerium der Tschechischen Republik zu einem der Gründungsmitglieder der Einrichtung Collegium Bohemicum geworden ist. Das ist für uns ein wichtiger Schritt, weil wir als Collegium Bohemicum in Ústí nad Labem und dieser Region verankert sind. Wir haben aber auf jeden Fall die Ambition, auf dem ganzen Gebiet der Tschechischen Republik tätig zu sein und auch internationale Wirkung zu haben. Darum ist für uns nicht nur die Mitgliedschaft des Kulturministeriums wichtig, sondern auch die Unterstützung, die wir seitens des Außenministeriums erhalten. Das Außenministerium hat einen Mitarbeiter zu uns entsandt, sozusagen abgeordnet. Er koordiniert jetzt den Sammlungsaufbau.“

Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag
Das heißt, das Kulturministerium ist nachträglich als Gründungsmitglied hinzugetreten. Wann war das? Sind daran auch finanzielle Unterstützungen geknüpft?

„Das Kulturministerium ist im Frühjahr 2008 hinzugekommen. Gegründet wurde das Collegium Bohemicum im Dezember 2006. Finanzielle Unterstützung bekommen wir vom Kulturministerium für das Kulturfestival ‚Deutsch-Tschechische Kulturtage’. Für die Vorbereitung der Dauerausstellung kommen die Finanzen eigentlich zum Großteil von dem grenzüberschreitenden Projekt ‚Ziel 3’. Das ist eine europäische Zuwendung. Außerdem haben wir Unterstützung vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfond bekommen, sowie kleinere Beträge von anderen Geldgebern. Es gibt [für die Vorbereitung der Dauerausstellung, Anm. d. Red.] keine direkte Unterstützung vom Kulturministerium.“

Die Sparmaßnahmen der neuen Regierung – die ja meist die Kultur als erstes betreffen – spüren Sie im Collegium Bohemicum also nicht?

„Im Moment nicht unbedingt und ich hoffe, dass das so bleibt. Es hat keine Versprechungen gegeben, die man heute nicht mehr erfüllen könnte. Wir hoffen selbstverständlich, dass wir sowohl beim Aufbau der Sammlung als auch in der letzten Phase der tatsächlichen Realisierung, also dem Aufbau der eigentlichen Ausstellung, dann doch noch auch vom tschechischen Staat eine direkte Unterstützung bekommen werden.“

Sie haben ja eine Vorreiterrolle. Diese Dauerausstellung wird die erste und einzige zum deutschen Kulturerbe in Tschechien sein. Sie wird außerdem mit einer Fläche von 1500 Quadratmetern eine sehr große Ausstellung sein. Und das zu einem Thema, das in Politik und Gesellschaft immer noch Vorbehalte auslöst. Gibt es denn irgendwelche Auflagen von Seiten Ihrer Geldgeber, wie die Ausstellung auszusehen hat oder gewährt man Ihnen bei der Gestaltung absolut freie Hand?

„Wir haben ganz am Anfang einen sehr wichtigen Schritt getan, und zwar hat das Collegium Bohemicum einen wissenschaftlichen Beirat gegründet. In dem Beirat sind wichtige tschechische Historiker, Politologen und Kunsthistoriker und auch Experten aus Deutschland und Österreich vertreten. Dieser Beirat genießt ein hohes Ansehen bei den Ministerien und den Geldgebern. Das heißt, gefragt ist die Position oder ein Beschluss dieses wissenschaftlichen Beirates, und dieser ist dann eigentlich als Expertenanalyse für die Geldgeber wichtig.“

Derzeit wird ja das Stadtmuseum von Ústí restauriert. Dort soll die Ausstellung gezeigt werden. Wie lange dauert es denn noch bis zur Eröffnung?

„Der erste Schritt, also die Eröffnung des Museumsgebäudes, ist für Juni 2011 geplant. Dann starten wir auch unsere Aktivitäten in diesem Haus. Wir werden zur Eröffnung die Konzeption der Ausstellung in architektonischen Entwürfen präsentieren und damit Neugier wecken können, Neugier darauf, was dann in der zweiten Hälfte 2012 stattfinden soll, und zwar die Vernissage.“