Autobahn von Prag nach Dresden führt durchs Böhmische Mittelgebirge

M.Kuzvart

Dies bestätigte der tschechische Umweltminister Milos Kuzvart am vergangenen Freitag, als er die von Umweltschützern eingelegte Berufung abwies gegen seine letztjährige Entscheidung, wonach er die für ein Bauvorhaben im Schutzgebiet erforderliche Ausnahmegenehmigung erteilt hatte. Dennoch ist der schon Jahre andauernde Streit um den Bau der Autobahn D8 noch nicht vom Tisch. Lothar Martin sagt Ihnen, warum.

M.Kuzvart
Nach der Bestätigung der von Umweltminister Kuzvart im Vorjahr getroffenen Entscheidung, weist alles darauf hin, dass man schon in absehbarer Zeit mit dem Straßenfahrzeug von Prag über Dresden bis nach Berlin über eine ununterbrochene Autobahn verkehren kann. Doch die Umweltschützer gaben sofort bekannt, dass sie nun vor ein ordentliches Gericht ziehen und gegen den Entscheid klagen wollen. Damit wollen sie zumindest die für 2005 geplante Fertigstellung der Verkehrsader verhindern.

Umweltminister Kuzvart wehrt sich insbesondere gegen den ihm von den Öko-Aktivisten gemachten Vorwurf, versagt zu haben und eine erbärmliche Ausnahmegenehmigung zu unterstützen. Denn diese Ausnahmegenehmigung sei an 30 Auflagen geknüpft, zu denen der Minister u.a. ausführte:

"Es sind Auflagen, die eingehalten werden müssen, zum Beispiel - ich zitiere: ´Vor Beginn des Baugenehmigungsverfahrens muss ein Lösungsvorschlag verhandelt und von der zuständigen Verwaltung des Landschaftsschutzgebietes bewilligt werden.´ Dies ist eine verbindliche Auflage zur Erteilung dieser Zustimmung."

Ferner sehen die Auflagen vor, dass im Abschnitt durch das Böhmische Mittelgebirge keine Tankstellen und Raststätten errichtet werden dürfen, dieser dafür aber durch zwei Tunnel und über 29 Brücken geführt wird, von denen zwei den Wildwechsel eingrenzen sollen.

Unter einem anderen, positiven Gesichtspunkt sieht der Leiter des Umweltreferates von Litomerice/Leitmeritz, Jan Zadrazil, den Bau der Autobahn:

"Der Bau der Autobahn wird eine Verringerung der Emissionen und was noch wesentlicher ist, auch eine Verringerung der Lärmbelästigung in den wertvollsten Gegenden des Böhmischen Mittelgebirges zur Folge haben."

Die Öko-Aktivisten teilen diese Auffassung nicht, sondern monieren, dass Minister Kuzvart mit seinen Auflagen nicht konsequent genug vorgegangen sei. Miroslav Patrik von der Bewegung "Deti Zemì" sagte dazu:

"Unserer Meinung und der Meinung unserer Anwälte nach hätte das Rechtsverfahren zur Erteilung der Ausnahmegenehmigung darüber entscheiden müssen, wie der Streckenverlauf anhand des Umweltschutzgesetzes auszusehen hat. Und da sind wir der Auffassung, dass das Umweltministerium hätte auch eine Kompromisslösung wie den Bau eines komplett durch das Böhmische Mittelgebirge führenden Tunnels durchsetzen können."

Zufriedener über das wieder einen bürokratischen Schritt vorwärts gekommene Bauvorhaben zeigen sich die Anwohner der Ortschaften und Gemeinden, die von den Abgasen und dem Lärm der derzeit stark befahrenen Europastraße E 55 betroffen sind. Wie der Bürgermeister von Velemin Jiri Skalicky erklärte, wird die Autobahn die zum Teil unerträgliche Verkehrsbelastung in seiner Gemeinde wesentlich entspannen. Den Umweltschützern schlägt also auch ein immer stärker werdendes öffentliches Interesse für den Bau der D8 entgegen, was letztlich ausschlaggebend war für die Erteilung der Ausnahmegenehmigung.