Eine Region ist erleichtert: Freude über die Eröffnung der Autobahn D8

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Die Autobahn D8 ist endlich offen. Den Verantwortlichen in Politik und Verwaltung ist damit ein Stein vom Herzen gefallen am vergangenen Samstag. Doch wie sehen die Anrainer der bisher überlasteten Durchfahrtsstraßen die Eröffnung?

Autobahn D8 bei Řehlovice  (Foto: ČTK)
Nachdem das Band feierlich durchgeschnitten war, müssen am vergangenen Samstag noch einige Stunden vergehen, bis die ersten Autos auf die D8 fahren. Diese Ruhe vor dem Sturm nutzt Leoš Opravil aus Jenčice / Jentschitz. Er wollte das kritische Teilstück zwischen Řehlovice / Groß Tschochau und Lovosice / Lobositz noch einmal mit dem Fahrrad befahren:

„Die Eröffnung ist ja ein historischer Moment, das wollte ich mir aus der Nähe anschauen. Ich hoffe aber, dass ich das letzte Mal hier so mit dem Fahrrad fahre.“

Jenčice  (Foto: Mejdlowiki,  CC BY-SA 3.0)
Leoš Opravil ist froh, dass das Drama um die D8 endlich vorbei ist. Für sich und seine Familie sieht er einen großen Vorteil durch die fertige Autobahn, auch wenn er nicht direkt an der Verbindungsstraße zwischen Prag und Ústí nad Labem / Aussig an der Elbe wohnt:

„Ich lebe schon 16 Jahre in Jenčice. Meine Kinder mussten aber alle nach Lovosice in die Schule fahren. Und der Verkehr auf der Strecke war eine große Belastung: Die ganze Zeit gab es Probleme und Stau, einfach schrecklich. Wir sind froh, dass das endlich vorbei ist.“

Velemín  (Foto: Juan de Vojníkov,  CC BY-SA 3.0)
Das Dorf Velemín liegt an der Transitstrecke, die mit der Eröffnung der D8 entlastet werden soll. Noch einen Tag vor der Autobahn-Eröffnung versuchte Rentnerin Marie verzweifelt, die Durchfahrtsstraße zu überqueren:

„Die Lkws sind hier das größte Problem. Wobei die aber noch eher anhalten als die Pkws. Ich freue mich schon, dass wir in Ruhe über die Straße gehen können, wenn die Autos hier nicht mehr entlangfahren. Wir müssen dann keine Angst mehr haben, dass uns jemand überfährt. Am schlimmsten ist ja, wenn die von der einen Seite anhalten, die anderen aber nicht. Man ist dann ganz verloren in der Straßenmitte.“

Motorest in Velemín  (Foto: Google Street View)
In Velemín lebt auch Petr Paveza, der eigentlich keine Freude an der Autobahn-Eröffnung haben dürfte. Er betreibt einen Motorest, also ein Restaurant für Autoreisende, an der Durchfahrtsstraße, der dichte Verkehr ist also sein Geschäft. Als Velemíner gibt er aber zu:

„Als wir vor 20 Jahren unseren Motorest aufgemacht haben, war uns klar, dass dieser Tag irgendwann kommen würde. Ich bin mir aber sicher, dass die Geschäfte auch weiterlaufen werden. Immerhin wird uns das Wochenendgeschäft bleiben, da ist der größte Ansturm. Überleben werden wir die Autobahn-Eröffnung bestimmt irgendwie. Und auch meine Stammgäste aus Deutschland werden weiterhin kommen, vor allem aus dem Raum Dresden und Pirna. Der Velemíner in mir denkt sich aber, dass die Eröffnung der D8 eine gute Sache ist. Ich wohne ja direkt an der Straße. Der Verkehr bisher war wirklich irrsinnig.“

Stanislaw Tillich  (Foto: Laurence Chaperon,  Archiv CDU Sachsen,  CC BY-SA 3.0)
Doch wie sieht es auf der anderen Seite der Grenze aus? Wer könnte das besser wissen, als der sächsische Landesvater Stanislaw Tillich:

„Ich hoffe, dass durch die Eröffnung der D8 der Ausweichverkehr abnimmt, aber auch dass Handel und Wandel blühen. Tschechien ist ja einer der wichtigsten Import- und Exportpartner für Sachsen. Die Nummer eins um genau zu sein. Gerade deshalb ist es wichtig, dass diese Autobahn existiert. Wir brauchen aber jetzt noch die schnelle Eisenbahnverbindung zwischen Prag, Dresden und Berlin, um den Güterverkehr noch schneller und günstiger transportieren zu können.“