Autobahn nach Dresden: Laut Geologen sollte D8 nicht eröffnet werden

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Mit 16 Jahren Verspätung soll sie kommen, die durchgehende Autobahnverbindung zwischen Prag und Dresden. Der Termin für die Eröffnung des letzten Teilstücks steht, fragt man Verkehrsminister Dan Ťok. Doch Geologen halten die Freigabe der sogenannten D8 für unverantwortlich.

Autobahn D8  (Foto: ČTK)
Im Juli kamen die Bagger und räumten auf. Sie befreiten einen Teil der bereits gebauten D8 von Erdreich. Denn in den Jahren 2010 und 2013 war jeweils der Hang in Bewegung geraten. Er hatte unmittelbar vor einer Brücke rund 200 Meter Autobahn verschüttet. Erst der jetzige Ressortleiter Dan Ťok hat diesen Bauabschnitt sanieren lassen. Am 17. Dezember soll schließlich der fehlende Teil durch das Böhmische Mittelgebirge feierlich eröffnet werden – auch mit Besuch aus Deutschland. Und dabei wolle man nichts riskieren, wie Ťok Ende Oktober versicherte:

Dan Ťok  (Foto: David Sedlecký,  CC BY-SA 4.0)
„Die D8 werden wir nur dann in Betrieb nehmen, wenn alle überzeugt sind, dass das in Ordnung geht. Bisher gibt es keinen Grund zur Annahme, dass etwas grundlegend dagegen sprechen könnte. Wenn wir die Autobahn öffnen, dann vollwertig, so dass sie also auch befahren wird.“

Geologen sagen aber, dass der fragliche Hang an der Autobahn immer noch nicht ausreichend gesichert sei. Und dies bedrohe die Stabilität der nachfolgenden Brücke. Vladimír Cajz vom Geologischen Institut der Tschechischen Akademie der Wissenschaften hat früher viele Gutachten zur D8 geschrieben:

„Ich weiß, dass von Anfang an geologische Gefahren gedroht haben. Ich befürchte, dass dagegen noch nicht alles unternommen wurde. Es hat wenig Sinn, jetzt Potemkinsche Dörfer zu bauen, um die Autobahn zu eröffnen und zu riskieren, dass man sie nachher wieder schließen muss“, so der Geologe am Sonntag in einer Diskussionsrunde des öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehens.

Autobahn D8  (Foto: ČTK)
Ebenso reagierte die Bauingenieurin und Gerichtsgutachterin Miroslava Pošvářová, sie ist eine der profiliertesten Kritikerinnen der Verhältnisse im tschechischen Straßenbau. Im Sommer sei relativ brutal in die Struktur des Hangs eingegriffen worden. Eigentlich müsse man nun erst einmal längere Zeit umfangreiche geologische Messungen durchführen. Erst dann könne man wissen, ob und wie sich die Eingriffe auf die Stabilität der Brückenpfeiler auswirkten.

Das Verkehrsministerium reagierte noch am Sonntag über einen Sprecher. Dieser sagte der Presseagentur ČTK, die ganze Umgebung am betroffenen Autobahnabschnitt habe man mit Sonden durchsetzt. Stündlich könne man so Daten über mögliche Erdbewegungen abrufen. Doch Pošvářová und Cajz sind der Ansicht, dass solche Messungen ein Jahr lang dauern sollten – und das bevor die Autobahn für den Verkehr freigegeben wird.

Vladimír Cajz  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
Laut Vladimír Cajz liegt das Hauptproblem ohnehin in der Streckenführung. Bereits in den 1960er Jahren wurde mit der Planung begonnen. Dabei bestanden mehrere Varianten für die Trasse, sie führten auch um das Böhmische Mittelgebirge herum:

„Im ersten Gutachten vom Jahr 1995 bot die Autobahn- und Straßendirektion selbst drei Trassen an, von der eine am wenigsten problematisch war. Aber es wurde ausgerechnet die problematischste Variante ausgesucht.“

Laut Vladimír Cajz darf man sich nicht wundern, wenn es nun Probleme gibt. Verkehrsminister Dan Ťok geht jedoch am Montag mit einer klaren Botschaft zur Kabinettssitzung: Der fehlende Abschnitt der D8 soll am 17. Dezember feierlich für den Verkehr freigegeben werden.

Autor: Till Janzer
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