Autobahnvignette: An der Grenze soll mobile Verkaufsstelle entstehen

Die Zeiten, in denen man Pkw- und Lkw-Fahrern das Benutzen von Autobahnen mit dem Slogan "Freie Fahrt für freie Bürger" schmackhaft machte, sind längst vorbei. In den meisten europäischen Ländern bezahlt man inzwischen einen Wegezoll in Form von Mautgebühren oder Autobahnvignetten. Die Möglichkeit, ihn elektronisch abbuchen oder vor dem Benutzen der Autobahn entrichten zu können, muss jedoch gewährleistet sein. Weil aber genau das auf dem neuen Teilstück der tschechischen Autobahn D8 an der Grenze zu Sachsen noch nicht der Fall ist, hat sich auf deutscher Seite eine hitzige Kampagne entzündet.

Am 21. Dezember wird das Puzzle des europäischen Autobahn- und Schnellstraßennetzes um ein weiteres Stück ergänzt: An der böhmisch-sächsischen Grenze werden am neuen Übergang Krasny Les / Börnersdorf die Autobahnen D8 und A17 zusammengeführt und für den Verkehr freigegeben. Damit soll der Straßenverkehr zwischen Prag und Dresden um einiges schneller und durchlässiger werden. Doch während das satellitengestützte Mautsystem auf deutscher Seite die elektronische Abbuchung der Lkw-Mautgebühr auch nahtlos für den neuen Abschnitt der A17 abdeckt, gibt es in Tschechien noch Defizite bezüglich einer kundenfreundlichen Gebührenerhebung. Die Firma Kapsch, die das mikrowellengestützte Mautsystem in Tschechien installiert, konnte bisher wegen einiger vom Verkehrsministerium beanstandeter Unzulässigkeiten noch nicht einmal mit dem Probelauf des Systems beginnen. Und bei der für Pkw-Fahrer weiterhin zu zahlenden Vignette wurde bisher noch keine Möglichkeit geschaffen, dass Einreisende die Vignette gleich an der Grenze erwerben können.

Das wiederum stieß auf großen Missmut besonders der sächsischen Autofahrer, die sich eigentlich schon auf eine bequeme Einreise ins Nachbarland gefreut hatten. Stattdessen warnten die sächsischen Medien in den zurückliegenden Tagen verstärkt vor einer Mautfalle, die sehr teuer werden könnte. Und der ADAC rief alle Kraftfahrer bereits dazu auf, die überlastete Europastraße E55 solange weiter zu benutzen, bis eine Lösung geschaffen wird. Mit einem solchen Szenarium wäre die bei Teplice liegende Kleinstadt Dubi / Eichwald, die unter dem hohen Transitverkehr zu leiden hat, alles andere als zufrieden. Daher sprach ihr Bürgermeister Petr Pipal die Hoffnung aus:

"Wir glauben daran, dass sich ein solches Problem sehr schnell lösen lässt, damit die Autobahn endlich die Entlastung bringt, die sich viele von ihr versprochen haben."

Unter den deutschen Pkw-Fahrern ist man insbesondere darüber verärgert, dass man die Vignette auf der Autobahn erst kurz vor Usti nad Labem / Aussig oder aber an den weitab gelegenen Grenzübergängen Altenberg und Bahratal erwerben kann. Das tschechische Finanzministerium, dem die Erhebung der Autobahngebühr bis Ende des Jahres unterliegt, erklärte bisher ständig, dass diese Aufgabe ab dem 1. Januar 2007 unter die Kompetenz des Staatsfonds für Verkehrsinfrastruktur falle. Und da hatte man sich offensichtlich noch keine weit reichenden Gedanken über den nutzerfreundlichen Verkauf der Vignetten für die Autobahnfahrer gemacht. Die Sprecherin des Finanzministeriums, Veronika Hovorkova, verwies jedoch darauf:

"Gegenwärtig laufen Verhandlungen darüber, wie das Problem zur Zufriedenheit der Autofahrer gelöst werden kann."

Im Gespräch sei eine mobile Vignetten-Verkaufsstelle direkt an der Grenze, ergänzte Hovorkova. Die Möglichkeit, dass der ADAC tschechische Autobahnvignetten auch an seinen Verkaufsstellen oder über deutsche Tankstellen vertreibt, bestehe für die Zukunft ebenfalls. Bisher aber sei dieses Vorhaben an den unterschiedlichen Vorstellungen zu den Zahlungsmodalitäten gescheitert, hieß es.