Autobahn Prag - Dresden: Streit um neue Strecken
In Sachsen wurde am Montag ein neues Teilstück der geplanten Autobahnverbindung zwischen Prag und Dresden in Betrieb genommen. Diese Strecke gehört zu den wichtigsten Verkehrsverbindungen ins Ausland, aber wegen Einwänden von Umweltschützern könnte sich die Fertigstellung der Autobahn verzögern. Mehr dazu von Oliver Engelhardt.
Seit dem EU-Beitritt der Tschechischen Republik ist der Autoverkehr zwischen Dresden und Prag erheblich angestiegen. Den Grenzübergang Cínovec/Zinnwald passieren momentan mehr als 2000 LKWs pro Tag, das ist bereits jetzt doppelt so viel wie vor dem EU-Beitritt. Gemäß Polizeistatistiken hat sich in dieser Zeit auch die Zahl der Verkehrsunfälle deutlich erhöht. Die Bürgermeister der Städte und Gemeinden entlang der D8 legen also Wert auf einen schnellen Ausbau der Autobahn. Da jedoch gibt es Probleme: Zwar sind auf tschechischer Seite bereits drei Viertel der Strecke fertig gestellt, aber die Gebirge in der Grenzregion erschweren die Streckenführung und besonders auf sächsischer Seite gibt es zudem noch viele Hochwasserschäden aus dem Jahr 2002.
Auf eine Klage der Umweltschutzorganisation Deti zeme / Kinder der Erde hat ein Gericht Anfang September den Bau eines Tunnels im Landkreis Ústí nad Labem /Aussig per einstweiliger Verfügung gestoppt. Die Umweltschützer behaupten, dass die Baugenehmigung gegen geltendes Recht verstößt und dass auch entgegen der einstweiligen Verfügung der Tunnel illegal weitergebaut werde. Umweltminister Ambrozek hat kürzlich die Region besucht und über einen schnellen Ausbau der Autobahn D8 verhandelt."Grundsätzlich wurden alle nötigen Genehmigungen erteilt. Ebenso haben wir alle Einsprüche und Baustopanträge gelöst, die die Organisation Kinder der Erde erhoben haben. Aus der Sicht des Umweltministeriums sind die Interessen des Umweltschutzes gewährleistet und wir werden den Bau nicht behindern."
Der umstrittene Tunnel gehört zur Teilstrecke zwischen Trmice/Türmitz und der deutschen Grenze, die als der schwierigste Autobahnbau in der Tschechischen Republik gilt. Wegen zweier Tunnel und der großen Höhenunterschiede wird der Bau dieses Abschnitts 19 Milliarden Kronen (fast 600 Millionen Euro) kosten und sollte bis Ende 2006 fertig gestellt sein. Dies ist auch der Zeitplan für den deutschen Teil der Strecke. Sollte die Bauunterbrechungen in Nordböhmen jedoch länger als drei Monate dauern, wird dieser Termin kaum zu halten sein. Bereits jetzt wird damit gerechnet, dass die endgültige Fertigstellung der Gesamtstrecke noch bis zum Jahr 2008 dauern könnte.
Im Streit zwischen Staat und Umweltschutzverbänden drohen die Interessen der Bürger zu kurz zu kommen. Deswegen hat der Vorsitzende der Landesregierung Ústí nad Labem / Aussig Jirí Sulc Umweltschützer einerseits und Vertreter der Autobahndirektion, die als Investor des Bauprojekts auftritt, andererseits für Mittwoch zu Kompromissgesprächen eingeladen.