Autofrei, aber keine Fußgängerzone – Neue Regelung für den Wenzelsplatz
Der Wenzelsplatz in der Stadtmitte von Prag ist das Aushängeschild der tschechischen Metropole. Der alte Pferdemarkt, im Revolutionsjahr 1848 zu Ehren des Heiligen Wenzels von Böhmen umbenannt, ist mehr Boulevard als Platz. Mit etwa 750 Metern Länge gehört er zu den längsten städtischen Plätzen in Europa. Der Schönste ist er jedoch nicht, daran hindern ihn einige Probleme: Viel Autoverkehr, Würstchenbuden, Billigläden, Baustellen und nächtliche Prostitution. Die Stadt Prag versucht nun, die Prachtmeile etwas aufzuwerten.
Völlig autofrei ist der untere Teil des Wenzelsplatzes also auch jetzt nicht. Sogar Taxifahrer und Reisebusse dürfen ihre Fahrgäste weiter auf dem unteren Teil abliefern, sie brauchen dafür aber nun eine Sondergenehmigung. Die Architektin Radomíra Sedláková von der Prager Technischen Universität kritisiert vor allem ein fehlendes Gesamtkonzept:
„Aus einem reinen Verbot für Autoverkehr entsteht noch keine Fußgängerzone. Der Platz braucht eine Umgestaltung. Solange es eine Unterscheidung zwischen Bürgersteig und Fahrbahn gibt, solange ist es nur ein Straßenbereich, in dem nicht gefahren werden darf. Damit aus dem Platz eine Fußgängerzone wird, muss er den Charakter einer Umgebung erhalten, aus dem hervorgeht, dass das Auto ein Eindringling ist.“
Im oberen Teil des Wenzelsplatzes, der durch seinen Anschluss an die Stadtautobahn und die vielen Seitenstraßen deutlich mehr Autoverkehr erlebt, hat bisher noch der Fußgänger das Gefühl, der Eindringling zu sein. Bürgermeister Oldřich Lomecký hat aber bereits angekündigt, zukünftig auch dort die Autos auszuschließen. Vielleicht erfolgt dann auch eine komplette Umgestaltung des Platzes, damit aus dem historischen Standort eines Tages auch tatsächlich eine angenehme Flaniermeile werden kann.