Gegen Hass und Angstmacher: Zehntausende Menschen demonstrierten für die Ukraine in Prag
Auf dem Prager Wenzelsplatz kamen am Sonntagnachmittag Zehntausende Menschen zusammen, um gegen die von Populisten verbreitete Angst und den Hass in der Gesellschaft zu demonstrieren.
Die Demonstration wurde vom Verein „Eine Million Augenblicke für die Demokratie“ einberufen. Die Sprecherin des Vereins, Hana Strašáková, begrüßte vom Podium aus die versammelten Menschen:
„Ich würde Ihnen wünschen, auch diesen Blick auf den Wenzelsplatz vom Podium aus zu haben. Danke, dass Sie da sind, dass Sie aus den verschiedenen Regionen der Republik gekommen sind, um sich gegen die Angst und den Hass zu stellen, um diese wegzufegen. Diese Gefühle sind nach der Demonstration hängen geblieben, die Angstmacher am 28. Oktober organisierten.“
Die Vereinssprecherin meinte damit eine Kundgebung, die gegen die Regierung gerichtet war. Diese wurde am tschechischen Staatsfeiertag am vergangenen Freitag von einem Mann namens Ladislav Vrábel organisiert. Gegen ihn laufen mehrere Pfändungsverfahren. Vrábel schloss sich auch die Bewegung „Chcípl pes“ an, die sich im Zuge der Corona-Pandemie und der Proteste gegen die Hygienemaßnahmen gegründet hatte. Bei der Demonstration gegen Hass am Sonntag nahmen der Nachrichtenagentur ČTK zufolge jedoch bedeutend mehr Menschen teil als an der Kundgebung am Freitag.
Robert Zahradník aus Svitavy / Zwittau sagte gegenüber Radio Prag International, er habe zuvor mit einem seiner Kollegen schon fast an allen Kundgebungen des Vereins „Eine Million Augenblicke für die Demokratie“ in Prag teilgenommen und wollte auch diesmal dabei sein:
„Wir freuen uns darüber, dass sich junge Menschen so stark engagieren und dass sie sich nicht die Meinung aufzwingen lassen, dass die Politik schmutzig sei. Die Politik ist eine verdienstvolle Arbeit für die Gesellschaft, nur manchmal können ,schmutzige‘ Menschen die Politik machen. Hier herrscht eine ganz andere Atmosphäre als beispielsweise bei den Kundgebungen von ,Chcípl pes‘, die ich nur aus der Ferne gesehen habe. Man schämt sich fast, wenn man die betrunkenen Menschen sieht, die Unsinn grölen.“
Viele Menschen brachten tschechische, ukrainische und EU-Flaggen mit. Auf dem Podium hingen Transparente mit Aufschriften wie „Tschechien gegen die Angst“ und „Wir schaffen das“. Als erster Redner sprach der 91-jährige Dichter, Schauspieler und Musiker Jiří Suchý, der per Videoübertragung zugeschaltet war:
„In letzter Zeit höre ich Stimmen, die danach fragen, warum wir die Ukraine unterstützen, wenn wir selber Probleme haben. In der Ukraine sterben Tausende von Menschen. Wir haben die Chance, dass es uns nach einer bestimmen Zeit wieder gut gehen wird und dass das Land wieder aufblüht. Diejenigen, die in der Ukraine sterben, haben diese Chance nicht. Darum ist es notwendig, das Land zu unterstützen. Lasst uns versuchen, tapfer zu sein. Danke.“
Für die Unterstützung der Ukraine dankte vom Bildschirm aus auch die Frau des ukrainischen Staatspräsidenten Olena Selenska den tschechischen Bürgern. Die Ukraine erlebe ihren Worten zufolge die dunkelste Zeit in ihrer Geschichte. Selenska erinnerte daran, dass russische Raketen in letzter Zeit auf Kraftwerke zielten. Sie sagte unter anderem:
„Wenn die Menschen auf der ganzen Welt die Augen vor dem Krieg nicht verschließen werden, wird unser Licht nie erlöschen.“
Der Prager Bischof Václav Malý warnte vor Politikern, die Angst verbreiten sowie vor allen Angstmachern. Die Ukrainerin Katarina aus Donezk schilderte, wie sie schon acht Jahre lang auf der Flucht sei und seitdem nicht zu Hause gewesen ist. Sie dankte Tschechien für die Hilfe und das Asyl. Zum Abschluss wurden auf dem Wenzelsplatz die Hymnen Tschechiens, der Slowakei und der Ukraine gesungen.
Olga aus Olomouc / Olmütz sagte nach der Demonstration gegenüber Radio Prag International:
„Es war phantastisch, es war so spontan. Mir liegt sehr an der Demokratie. Auch das Gebet mit Bischof Malý hat mir gefallen, denn er war damals 1989 auf der großen Kundgebung auch dabei.“
Auch Hana Strašáková sagte nach der Demonstration, sie habe ein herrliches Gefühl.
„Ich hoffe, dass die Teilnehmer das Licht der Hoffnung weitergeben werden. Es war beeindruckend. Auch die Teilnehmerzahl war phantastisch.“
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