Bariton Adam Plachetka: Aus Prag über Salzburg und Wien nach New York
Adam Plachetka ist derzeit im Ausland der meist gefragte tschechische Opernsänger. Der Bariton tritt derzeit in der Wiener Staatsoper auf, und am 24. Januar hat er ein großes Konzert in der Prager O2 Arena. Martina Schneibergová hat mit Adam Plachetka am Donnerstag während seiner kurzen Visite in Prag gesprochen.
Herr Plachetka, Sie haben bald ein großes Geburtstagskonzert in der Prager O2 Arena. Dort können Sie jedoch nicht nur Ihren bevorstehenden 40. Geburtstag, sondern vielleicht auch 20 Jahre auf der Opernbühne feiern. Denn 2005 traten Sie zum ersten Mal im Nationaltheater in Prag auf…
„Da haben Sie eigentlich Recht. Ich habe gar nicht daran gedacht, aber so ist es. Das könnte man auch feiern. Es ist Wahnsinn, wie neu ich mich immer noch fühle, aber trotzdem weiß ich, dass ich schon lange dabei bin und hoffentlich auch noch lange dabei bleibe. Aber mit dem Konzert wollten wir vor allem den 40. Geburtstag feiern, selbst wenn ich ihn erst im Mai habe. Aber das wurde so organisiert.“
Im Mai haben Sie wahrscheinlich sowieso keine Zeit, da Sie im Ausland singen…
„Im Mai habe ich leider keine Zeit zu feiern. Darum haben wir uns für den Januar entschieden.“
Wann haben Sie eigentlich gewusst, dass Sie sich in ihrem Beruf auf die Oper konzentrieren werden?
„Zu Anfang meines Studiums am Konservatorium, als ich die Aufnahmeprüfungen gemacht habe, wollte ich eigentlich nur klassisch studieren und dann in Musicals singe. Aber gleich im September, Oktober war mir klar, dass mir eigentlich die Klassik näher liegt und dass ich sie bevorzugen möchte.“
Sie sind schon mit 25 Jahren in der Wiener Staatsoper aufgetreten und ein Jahr vorher in der Bayerischen Staatsoper. Das war ein großer Erfolg. Wie war Ihr Weg in diese beiden renommierten Opernhäuser?
„Ich hatte Glück. Gleich zu Anfang habe ich eine Inszenierung mit Karl Ernst und Uschi Herrmann in Prag gemacht. Sie haben damals Evamaria Wieser aus Salzburg zur Premiere eingeladen, bei der ich jedoch nicht gesungen habe. Aber ich hatte eine Chance, für sie vorzusingen. Und sie hat mich dann zu einem anderen Vorsingen nach Salzburg eingeladen. Und gleich im Sommer wurden mir dort kleinere Rollen angeboten. Seit der Zeit war ich eigentlich fünf oder sechs Jahre lang immer im Sommer in Salzburg. Und so habe ich dann auch die Agentur gefunden, mit der ich lange zusammengearbeitet habe. Aus Salzburg ging es dann irgendwie weiter hinaus in die Welt.“
Das heißt nach New York, Wien, Mailand und in viele andere Opernhäuser – und später kamen auch noch Konzertsäle hinzu.
„Ich war am Anfang sehr lange fast zu einhundert Prozent in der Oper tätig und habe viel weniger bei Konzerten gesungen. Mittlerweile trete ich aber immer bei mehr Konzerten auf. Denn ich finde, dass das einfacher zu planen ist. Und für die Familie ist es schön, wenn man nicht so lange weg sein muss.“
Sie haben schon relativ viele Partien gesungen, die für Ihre Stimme geschrieben wurden. Gibt es eine Traumrolle, die Sie noch nicht gesungen haben und die Ihnen noch in keinem der Opernhäuser angeboten wurde?
„Ich habe früher immer gesagt, dass ich keine habe, weil ich schon die Traumpartien singe. Mittlerweile würde ich sagen, dass ich gerne Hans Sachs (in Wagners Oper ,Die Meistersinger von Nürnberg‘, Anm. d. Red.) einmal singen möchte.“
Denken Sie vielleicht auch an andere Wagner-Rollen?
„Vielleicht kommen noch mehrere. In der nächsten Spielzeit singe ich zum ersten Mal den Rheingold-Wotan. Das wird ein Schritt, der zeigen wird, wie gut die Idee war und ob ich mehr in das Wagner-Repertoire einsteigen soll. Die Oper wird hier in Prag musikalisch von Robert Jindra einstudiert.“
Wie wichtig ist für einen Opernsänger ein guter Gesangslehrer?
„Das ist absolut essentiell. Es ist immer das größte Problem, den richtigen Lehrer zu finden. Es muss nicht mal ein Guter sein, es muss der Richtige für den bestimmten Sänger sein. Denn niemand versteht sich mit jedem gut. Da wir eigentlich nur mit Gefühlen arbeiten, ist es wirklich nicht so leicht, die richtige Führung zu finden.“
Von der Oper machen Sie manchmal auch einen Sprung zu anderen Musikgenres. So haben Sie zusammen mit Ondřej Havelka die Lieder von Voskovec, Werich und Ježek gesungen. Und nicht nur das...
„Ich sage immer, dass das mein Hobby ist. Das gönne ich mir ab und zu immer für die Abwechslung.“
Welche Musik hören Sie zum Beispiel im Auto?
„Alles Mögliche. Ich erinnere mich manchmal an Sachen, die ich als Kind kannte und die ich gern gehört habe. Was mich freut, ist die Tatsache, dass meine Kinder auch Lieder beispielsweise von Ivan Mládek oder von Voskovec und Werich kennen. Nachdem ich die Aufnahme zusammen mit Ondřej Havelka gemacht hatte, haben wir es uns ein paar Mal im Auto angehört. Und seitdem kennen meine Kinder die Lieder und wollen sie wieder hören. Ich finde schön, dass ich etwas aus meiner Kindheit weitergeben kann.“
Beim bevorstehenden großen Konzert in der O2-Arena werden Sie nicht allein auftreten. Wen haben Sie auf das Podium eingeladen? Alles können Sie vermutlich nicht verraten…
„Wir haben meine Frau Kateřina Kněžíková, Štefan Margita (Operntenor, Anm. d. Red.) und Vojtěch Dyk angesagt. Dann gibt es noch ein paar Überraschungen. Aber das werden wir erst am Abend des Konzerts verraten.“
Derzeit singen Sie in der Wiener Staatsoper. Dort haben Sie noch zwei Vorstellungen von Mascagnis „Cavalleria rusticana“ und Leoncavallos „Pagliacci“. Nach dem großen Konzert in Prag geht es in ein paar Wochen wieder ins Ausland. Können Sie ein paar Beispiele nennen?
„Ich habe im Februar fast frei, weil ich nach der O2-Arena ein bisschen ausruhen will. Dann habe ich ein Konzert in London und zwei Inszenierungen von ,Figaros Hochzeit‘. Zuerst singe ich den Figaro in der Oper in Palm Beach und dann Graf Almaviva in der Metropolitan Opera in New York. Anschließend gibt es im Juni Konzerte und Opernauftritte meist in Tschechien. Beim Festival Prager Frühling spielen wir Mahlers 8. Sinfonie. Ich habe zudem ein paar Vorstellungen von Smetanas ,Geheimnis‘ in Prag und einige Konzerte. Im Sommer singe ich beim Festival in Znaim – wieder in Händels ,Giulio Cesare‘. Dann singen meine Frau und ich wieder in ,Katja Kabanowa‘ beim Festival in Glyndenbourne.“
Das Konzert von Adam Plachetka in der Prager O2 Arena findet am 24. Januar statt. Der Anfang ist um 20 Uhr. Es gibt noch Restkarten.