Barockperle an der Eger: Klosterkirche in Doksany
Die Gemeinde Doksany liegt etwa 50 Kilometer nördlich von Prag entfernt. Wenn man von Prag mit dem Auto fährt, kann man das Klosterareal auf der linken Straßenseite nicht übersehen. Hinter dem Renaissancetor verbergen sich Baudenkmäler, die teilweise aus dem 12. Jahrhundert stammen. In der vergangenen Ausgabe der Sendereihe „Reiseland Tschechien“ haben wir Sie bereits durch die romanische Krypta in Doksany geführt. Diesmal laden wir Sie in die dortige Klosterkirche ein.
„Der Hauptaltar ist ein Meisterwerk von František Preis aus dem Jahr 1703. Vor einigen Jahren wurde der Barockaltar zum nationalen Kulturdenkmal erklärt und restauriert. Neben der Holzschnitzerarbeit sind daran die Gemälde von Petr Brandl besonders wertvoll. Auf dem großen Gemälde ist die Mariä Geburt zu sehen, nach der auch die Klosterkirche benannt wurde. Auf dem oben platzierten kleineren Bild wird die Mariä Himmelfahrt dargestellt. Interessant ist, wie auf dem Hauptaltar die Persönlichkeiten des Prämonstratenserordens gemeinsam mit den böhmischen Landespatronen künstlerisch dargestellt wurden. Zu sehen sind hier die Statuen des heiligen Adalbert / Vojtěch, Wenzel und Veit, aber auch Norbert, Bruno und Augustin.“
Auch in der Barockkirche ist teilweise noch zu erkennen, wie die ursprüngliche romanische Basilika gestaltet war, von der die Krypta bis heute erhalten ist. Der Barockumbau der Klosterkirche wurde Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts durchgeführt.
„Der Baumeister war damals Tomáš Hafenecker. Auf Initiative des Propstes Josef Míka wurden dann namhafte Künstler nach Doksany eingeladen, die das Interieur ausschmückten. Die Nebenaltäre sind etwas jünger als der Hauptaltar, sie stammen aus den 1770er Jahren und wurden aus Marmor gemeißelt, der aus Slivenec kam. Ganz im Unterschied zum Hauptaltar also, der aus Holz geschnitzt wurde. Aus Holz sind ebenso die mächtigen Säulen auf dem Altar, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht.“
Das Kloster in Doksany hat eine bewegte Geschichte. Kurz nach der Gründung kam es zu einem Brand. Später wurde die Region vom Hochwasser heimgesucht, das Wasser aus den Flussarmen der Ohře / Eger überschwemmte die Umgebung des Klosterareals von allen Seiten. Aus Archivdokumenten geht hervor, dass der damalige Propst die Ordensschwestern mit einem Boot abholte, um sie vor der Überschwemmung zu retten. Zur Beschädigung des Klosters sei es während des Dreißigjährigen Kriegs gekommen, erzählt Adrián Zemek.„Nach dem Krieg erlebte das Stift aber einen Aufschwung. Damals begann auch der Barockumbau dieser Kirche. Die Fenster wurden damals vergrößert, die Decke mit Fresken verziert. Wenn die Sonne in die Fenster scheint, wirkt der ganze Raum auffallend hell. Es handelt sich zudem um ein Barockinterieur, das einzigartig und gut erhalten geblieben ist. Die originalen Bänke werden beispielsweise bald 300 Jahre alt. Auf der Vorderseite der Bänke ist in den geschnitzten Ornamenten die Jahreszahl 1716 versteckt: in jenem Jahr wurden die Kirchenbänke geschnitzt.“
Aus der Barockzeit stammt auch die prunkvolle Kanzel, die mit Holzschnitzereien verziert ist. Der Künstler wurde inspiriert durch Gleichnisse aus dem Evangelium, die die Verkündung der Gottes Worte betreffen.„Dargestellt wurde hier das Gleichnis über den Sämann, das Senfkorngleichnis sowie weitere Themen. Die vier Barock-Beichtstühle sind wiederum mit Statuen geschmückt, die sozusagen Zeugen der Barmherzigkeit Gottes darstellen sollen. So findet man hier Maria Magdalena als eine sühnende Frau sowie den heiligen Petrus, der es bereut, dass er Jesus verleugnete. Auf einem der Beichtstühle steht die Statue von Christus als guter Hirt und schließlich wird auch das Gleichnis über den verlorenen Sohn dargestellt.“
Als das Stift in Doksany im Mittelalter gegründet wurde, wurde dort auch eine Klosterschule für Töchter aus den adeligen Familien errichtet. Bei den Ordensschwestern weilte auch eine bestimmte Zeit lang die Přemyslidenprinzessin Agnes, die 1989 heilig gesprochen wurde. An Agnes von Böhmen erinnert ein Kunstrelief in der Klosterkirche. Adrián Zemek:
„Im Querschiff der Basilika neben dem Altar des heiligen Josef wurde in der Zeit, als Agnes in Rom heiliggesprochen wurde, ein Gipsrelief der Přemyslidin platziert. Damals zelebrierte hier Bischof Lebeda einen Festgottesdienst. Als Agnes etwa sieben Jahre alt war, wurde sie für etwa zwei Jahre zu den Ordensschwestern nach Doksany geschickt. Sie wurde, wie es bei den königlichen Töchtern üblich war, im Kloster erzogen.“
Im letzten Jahr sind 800 Jahre seit der Geburt der Přemyslidin Agnes vergangen. Im Rahmen der Veranstaltungen zum Agnes-Jahr trafen im Juni vergangenen Jahres Pilger aus ganz Tschechien bei einer Wallfahrt in der Marienkirche zusammen. Das zweite Juni-Wochenende stand in Doksany vollständig im Zeichen der heiligen Agnes.Seit 1998 gibt es nach über 200 Jahren in Doksany wieder einen Konvent von Prämonstratenserinnen. Seit 2003 wohnen die Ordensfrauen direkt im Kloster. Die Klosterkirche mit ihrem Barock-Interieur und die romanische Krypta sind öffentlich zugänglich.
Fotos von Kloster Doksany: Autorin