Hobbyforscher Kuchař präsentierte sieben Gemälde aus der Hitler-Sammlung

´Erinnerung an Stalingrad´ (Foto: ČTK)

Teile der Kunstsammlung von Adolf Hitler sind in den zurückliegenden Tagen wieder in Tschechien aufgetaucht. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Bilder im Kloster der südböhmischen Stadt Vyšší Brod / Hohenfurth aufbewahrt worden. Am Montag hat der Hobbyforscher Jiří Kuchař sieben Gemälde aus Hitlers Sammlung im Kloster Doksany bei Litoměřice / Leitmeritz den Medien präsentiert. Nach Meinung von Kuchař sind noch weitere Werke verstreut in tschechischen Kunst-Einrichtungen zu finden. Deutsche Fachleute werten die Propaganda-Kunst der Nazis jedoch eher als historisches Dokument denn als gelungene Artefakte.

´Erinnerung an Stalingrad´  (Foto: ČTK)
Vor einiger Zeit hat der umstrittene Hobbyforscher Jiří Kuchař drei Skulpturen der Hitler-Sammlung im Park von Hluboká nad Vltavou / Frauenberg entdeckt. Am vergangenen Freitag hieß es, er habe jetzt auch 16 Gemälde identifiziert, die zu insgesamt 44 dokumentierten Werken der Sammlung gehören dürften. Einige davon stellte er am Montag im Kloster Doksany vor:

„Hier in Doksany sind sieben Gemälde, alles Käufe aus dem Jahr 1943. Alle diese Werke hat Hitler selbst gekauft, er hat sie gewiss auch gesehen, möglicherweise hielt er sie auch in den Händen. Thematisch sind es unterschiedliche Bilder, eines aber besaß in der Kunst des Dritten Reiches Kultcharakter: das Monumentalbild ´Erinnerung an Stalingrad´ von Franz Eichhorst.“



Hitlers Sammlung  (Foto: ČTK)
Die Werke des Malers Franz Eichhorst sollen sich im Nationalsozialismus gut verkauft haben. Seine Bilder mit einem harten, militaristischen Einschlag hätten bestimmte Käuferschichten angesprochen, darunter auch Hitler. Das sagte der Kunsthistoriker Christian Fuhrmann vom Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München der Nachrichtenagentur dpa. Nach Ansicht Fuhrmanns wurden die Gemälde auf der „Großen Deutschen Kunstausstellung“ in München für Adolf Hitlers Sammlung erworben. Den künstlerischen Wert der sieben von ihm entdeckten Gemälde könne er nicht beurteilen, sagte Kuchař am Montag vor Journalisten. Das aber sei wohl eher zweitrangig, meinte der Amateurforscher und ergänzte:

Kloster Doksany  (Foto: Archiv des Klosters)
„Historisch gesehen ist ihr Wert natürlich unbestritten. Neben Deutschland ist Tschechien das einzige Land, das in der heutigen Zeit Kunst aus der Hitler-Ära besitzt.“

Wie als Beleg dafür verkündete Kuchař dann auch, dass sich seiner Meinung nach in Tschechien noch 28 weitere Gemälde aus der Sammlung Adolf Hitlers befinden könnten. Der Wert der sieben Bilder, die in Doksany zu sehen sind, wird übrigens auf zwei Millionen Euro geschätzt. Das wiederum hat Kuchař dazu veranlasst, seine eigene Rechnung aufzustellen:

Jiří Kuchař  (Foto: ČTK)
„Ich rechne das immer in den Kaufwert des Volkswagens um, mit dessen Produktion man in den 1930er Jahren begonnen hat. Er kostete damals 1500 Mark. Das Bild ´Erinnerung an Stalingrad´ beispielsweise hatte damals einen Kaufpreis von 35.000 Mark. Das entspricht also 23 Volkswagen.“

Über die Medien hat Kuchař die Öffentlichkeit zwar über seinen interessanten Fund informiert, zu Gesicht wird die breite Öffentlichkeit die monumentalen Gemälde vermutlich aber nicht bekommen:

Lubomír Mazuch
„Das Treffen mit den Journalisten war eine Ausnahme. Und ich gehe nicht davon aus, dass die Bilder in der Öffentlichkeit ausgestellt werden.“

Im Kloster von Vyšší Brod hatten die Nationalsozialisten während des Krieges Kunstwerke aus ganz Europa zusammengetragen. Sie sollten Grundbestandteile eines Adolf-Hitler-Museums werden, das im österreichischen Linz entstehen sollte. Nach dem Krieg aber blieb im Kloster nur Hitlers persönlicher Besitz zurück. Was aus den anderen Kunstgegenständen wurde, dazu sagte der Privatforscher Lubomír Mazuch:

Hitlers Sammlung  (Foto: ČTK)
„Alles was aus Gold und Silber war, haben die Amerikaner abtransportiert. Zurück blieben nur leere Tresore sowie eine Sammlung mit Skulpturen und Gemälden.“

Nach dem Verbleib der Sammlerstücke, deren Aufenthalt noch nicht bekannt ist, will Hobbyforscher Jiří Kuchař nun noch weiter in den tschechischen Kunstsammlungen suchen.